Montag, 14. November 2011
weltwärts für die Karriere
Die taz berichtet, dass die Evaluierung des weltwärts-Programms (nicht besonders verwunderlich) zu einem vernichtenden Ergebnis kommt. Die deutschen Teilnehmenden profitieren von ihrem Auslandsjahr, ansonsten gibt es aber erhebliche Mängel: So halten sich Entsendeorganisationen nicht an rechtliche Regelungen. Freiwillige nehmen qualifzierten lokalen Arbeitskräften die Arbeit weg. Die taz berichtet:

"Manche der deutschen Entsendeorganisationen, die vom BMZ gefördert werden, nehmen es mit den rechtlichen Vorgaben offenbar nicht so genau. Auch wenn notwendige Visa und Arbeitsgenehmigungen fehlen, werden die jungen Erwachsenen in Entwicklungsländer geschickt. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Freiwillige in einigen Fällen lokale Arbeitskräfte ersetzen. Das gelte insbesondere für den Einsatz an Schulen. "

Auch in Deutschland setzt weltwärts seine Ziele nicht um:

"Als das BMZ im Jahr 2007 den Dienst ins Leben rief, formulierte es als wichtiges Ziel: Es sollten vermehrt diejenigen teilnehmen, die bisher eher nicht vertreten waren, sozial Schwache und Jugendliche ohne Abitur. Das Ziel wurde gründlich verfehlt. Nahezu alle Teilnehmer haben eine "sehr hohe soziale und bildungsaffine Herkunft", heißt es im Bericht. 97 Prozent haben die Hochschulreife."

Das kann ich aus meiner Erfahrung mit weltwärts-Vorbereitungen und -Nachbereitungen absolut bestätigen.

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Donnerstag, 6. Oktober 2011
Bildungsnahe Eltern oder so
Vor zwei Jahren hat die taz schon mal über bildungsbürgerliche Elterninitiativen in Wedding berichtet und ich habe das hier im Blog kommentiert. Mein wesentlicher Kritikpunkt war, dass sich hier Privilegierte weitere Privilegien auf Kosten von weniger Privilegierten sichern. Ein anderer Kritikpunkt war, dass eine Dichotomie zwischen 'Deutschen' und 'Migrant_innen' aufgebaut wird.

Diese Dichotomie wird (zumindest explizit) in einem neuen taz-Artikel zu einer Elterninitiative von Privilegierten im Wedding nicht wiederholt. Dort wird die Elterninitiative ausschliesslich als 'bildungsnah' klassifiziert. Die Anderen, von denen sich abgegrenzt wird, werden nicht weiter beschrieben. Nur an einer Stelle heisst es:

"Da trifft der Wunsch, nur das Beste für sein Kind zu wollen, auf sorgfältig gepflegte Vorurteile und das meist irrationale Misstrauen gegenüber den "Anderen": den Migranten, der sozial niedrigeren Schicht."

So ist es implizit im Artikel klar, dass es um die Dichotomie 'Deutsche' (= 'bildungsnah') und 'Migrant_innen' (='bildungsfern') geht. Dieser rassistische Blick der 'Bildungsnahen' wird allerdings nicht weiter analysiert und hinterfragt. (Dank an katunia für den Hinweis.)

Zur Realität der Probleme in den Schulen bietet der Artikel dankenswerterweise auch strukturelle Analysen an: Der Bildungswissenschaftler Hans Merkens erklärt, dass die Lehrenden nicht ausreichend qualifiziert werden, um mit den Bedürfnissen der Schüler_innen umzugehen.

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Rassistische Ausnutzung
Die taz berichtet über eine Studie über Leiharbeiter_innen, die als 'mit Migrationshintergrund' klassifiziert werden. Aus dieser Studie scheint klar zu werden, dass Arbeitgeber_innen die rassistischen Regelungen Deutschlands für ihre Zwecke ausnutzen:

"Da wird einem türkischen Leiharbeiter halbjährlich der Lohn um 25 Cent gekürzt - er wolle doch in Deutschland bleiben, erklärte ihm sein Arbeitgeber."

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Freitag, 26. August 2011
Große Kriminelle privilegiert
Die taz berichtet, dass während kleine Angestellte schon für kleinste Vergehen gekündigt werden, Führungskräfte auch mit großen Betrügereien gedeckt werden.

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Samstag, 23. Juli 2011
Privilegien in der EZ
Die taz hatte berichtet, dass die GIZ die hohen Ausgaben für den Vorstand rechtfertigt:

""Unsere Funktion bringt es mit sich, dass wir viel reisen, gerade auch zwischen den beiden Sitzen in Bonn und Eschborn. Als Vorstand eines international tätigen Dienstleistungsunternehmens haben wir darüber hinaus auch eine repräsentative Funktion."

Besonders gegen den Vorwurf der Verschwendung bei Flügen wehrt sich die Chefetage. So habe der Vorstand seit dem 1. Januar 131 Flugreisen angetreten. Davon seien 5 in der ersten Klasse gewesen, 69 in der Business Class und 57 in der Economy Class. Die Dienstwagen rechtfertigt der Vorstand in dem Schreiben als "angemessene Infrastruktur", um "auch während der Fahrten arbeitsfähig" zu sein."


Die freiberuflichen Mitarbeiter_innen der GIZ übernehmen andere repräsentative Funktionen. Sie zeigen, dass auch mit geringen Honoraren, mässigen Arbeitsbedingungen und gedeckelten Fahrtkosten engagierte Arbeit geleistet wird. Im Bummelzug zu in der Provinz liegenden Bildungsstätten ist die freiberufliche Referent_in natürlich auch noch voll arbeitsfähig. Und Kritik äußern wird sie auf keinen Fall, den damit würde sie gegen ihren Honorarvertrag verstossen.

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Samstag, 18. Juni 2011
Wer wird gehört?
Ich hatte schon kurz erst auf Gay Girl in Damascus und dann den Hoax hingewiesen. Kurz zusammengefasst: Ein weißer heterosexueller Mann spricht als lesbische syrische Frau und bekommt damit weltweites Gehör (und gefährdet syrische Aktivist_innen). Das funktioniert nach dem änlichen Prinzip wie Günter Wallraffs Black Face. Auch da hat sich ein privilegierter Mensch angemasst aus einer anderen Perspektive zu sprechen und damit seine Stimme über die Stimmen aus der anderen Perspektive erhoben.

Zum Gay Girl Hoax gibt es bei Philibuster eine gute Analyse.

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Mittwoch, 18. Mai 2011
Die Schwierigkeit Privilegien zu thematisieren
illustrieren gerade die Kommentare zu dem Beitrag Warum es manchmal okay ist heteros doof zu finden auf der Mädchenmannschaft sowie der Text über den Text auf Medienelite.

In dem Beitrag geht es um Privilegien in der Heteronormativität, ähnliche Kommentare wären auch bei einem Beitrag zu Rassismus, Klassismus, Ableism, etc. wahrscheinlich. Wenn Privilegien thematisiert werden und Menschen merken, dass sie vielleicht (auch) privilegiert sind, dann kommt es regelmäßig zu solch platten und wütenden Reaktionen.

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Freitag, 29. April 2011
Eigentumsrecht versus Minderheitenrechte
Im schwedischen Lappland leben noch Sami, die Rentierzucht betreiben. Auf dem Weg von den Winter- zu den Sommerweiden müssen sie mit ihren Herden privatisierte Grundstücke queren. Wie die taz berichtet, hatten diese Grundstückseigentümer_innen gegen den Herdentrieb geklagt, da ihre Grundstücke dabei beschädigt werden. Der Oberste Gerichtshof urteilte aber für die Rentierzüchter_innen:

"Das historische Weiderecht der Sami-Bevölkerung, die die Herden begleitet, wiege schwerer als das Eigentumsrecht, so die RichterInnen. "

Die Grundstückeigentümer_innen sind damit natürlich nicht zufrieden:

"Ein Sprecher der Grundstückeigentümer beklagte jährliche Millionenverluste und ein "politisches Urteil". Da die Sami eine Minderheit seien und auch aus Brüssel deutliche Signale zur Bedeutung des Minderheitenschutzes gekommen seien, habe das Gericht gar nicht anders entscheiden können."

Wäre es kein politisches Urteil gewesen, wenn das Recht auf Eigentum über das Recht der Sami gestellt worden wäre?
Wieso gibt es überhaupt Eigentum an dem Land, dass die Sami schon lange bewohnt haben?
Was spricht dagegen Minderheitenschutz durchzusetzen?

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Mittwoch, 27. April 2011
Staatsgefährdend
Ein geplanter Angriff auf die Antifa ist nicht staatsgefährdend wie die taz berichtet.

"Anfang April aber wies das Landgericht Freiburg die Anklage im zentralen Punkt zurück. Die Vorbereitung eines Anschlags sei noch nicht weit genug fortgeschritten, es fehlte ein konkretes Ziel."

Im Kommentar weist Christian Rath daraufhin, wie hier mit unterschiedlichem Mass gemessen wird:

"Doch was ist mit dem jüngsten Antiterrorparagrafen im Strafgesetzbuch? Er verbietet seit 2009 die "Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat". Gemeint ist damit nicht nur der Besuch von terroristischen Ausbildungslagern, sondern auch der Kauf von Sprengstoffkomponenten. Ein genauer Tatplan ist nicht erforderlich. "

Gegen Muslime wird dieser Paragraf angewandt. Gegen Rechtsextreme und für Linke (in diesem Fall) nicht. Diese unterschiedliche Handhabung ist bei staatlichen Handeln in Deutschland immer wieder zu beobachten.

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Sonntag, 17. April 2011
Hochqualifizierte
Die taz berichtet, dass der Sachverständigenrat für Migration und Integration in einem Gutachten feststellt, dass Deutschland aus ökonomischen Gründen mehr hochqualifizierte Migrant_innen anwerben muss und dass die Bevölkerung das unterstützen würde. Die Intention dieser Aussagen ist sicher eine Gute. Sicher soll für die Akzeptanz von Migrant_innen und weniger ausgrenzende Politik geworben werden. Aber dieses Bewerten von Menschen nach ökonomischer Nützlichkeit ist ein zutiefst menschenunwürdiges. Warum sollte ein Mensch mit hohen Qualifikationen mehr Rechte haben in Deutschland zu leben als einer mit wenigen?

Aber selbst von ökonomischen Argumenten lassen sich konservative Politiker_innen nicht beeindrucken:

"Die Bundesbeauftragte für Migration, Maria Böhmer (CDU), unterstützt den Vorschlag: "Der eingeschlagene Weg einer gesteuerten Zuwanderung muss ausgebaut werden", sagte die Staatsministerin. Als Kriterien nannte sie Sprachkenntnisse und schulische und berufliche Qualifikationen."

Ich vermute mal, dass die Desintegrationsbeauftragte mit Sprachkenntnissen die Kenntnisse der deutschen Sprache meint. Die wird aber von Hochqualifizierten ganz häufig nicht gebraucht. Das Berufsleben von vielen Hochqualifizierten läuft in Englisch und das Privatleben lässt sich auch in Englisch organisieren. Vorallem sind viele Hochqualifizierte hochmobil. Die Anforderung Deutsch zu lernen, ist nicht gerade ein Anreiz hierher zu kommen.

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