Donnerstag, 13. Oktober 2011
Namensbilder


"Unter Urmila habe ich mir jemanden ganz anderes vorgestellt. Eine schwarze Frau. Soooo breit. Mit zwei Kindern im Arm."

Immer wieder interessant welche Bilder bei meinem Namen auftauchen. Da habe ich vor fast zehn Jahren schon mal drüber geschrieben.

Die Bekannte einer Freundin besteht darauf, dass ihre Bilder ganz selbstverständlich aus meinem Namen kommen. Das sagt ihre Tochter auch.

Ob ihre Bilder wohl auch daher kommen, dass unsere gemeinsame Bekannte eine schwarze Frau ist, die nicht als schlank beschrieben würde?

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Dienstag, 5. April 2011
Multikulti-Anfrage
Gestern bekam ich die Anfrage einer lesbischen Zeitschrift:

"Für unseren Heftschwerpunkt „Multikulti“ machen wir eine Kurzumfrage unter Lesben mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Es wäre toll, wenn du mitmachst. Wir möchten in kurzen Stichworten von dir wissen, wie du deine Lebenssituation in Deutschland als Lesbe und als eine, die einen nicht - oder nur teilweise – deutschen Hintergrund hat, einschätzt.
Unsere Fragen:
Zunächst persönliche Daten: Dein Name, Alter, Beruf, Wohnort in Deutschland (ggf. seit wann), dein Multikulti“-Hintergrund, wo bist du aufgewachsen, woher sind eine Eltern, welches ist deine Muttersprache und/oder ggf. zweite Sprache
Was ist an dir persönlich „multikulti“? (das kann von kulinarischen Vorlieben bis zu politischen Einstellungen gehen)
Was sind für dich die positiven Aspekte daran?
Und was sind negative Aspekte daran?"


Wo soll ich da anfangen? Das ist so viel, was dekonstruiert werden müsste. Negativ sind definitiv solche Anfragen. Aber das hängt weniger mit Multikulti und mir zusammen, sondern mit der Anfrage.

Nachtrag 01.09.11: Bin ich froh, dass ich da nicht mit gemacht habe. Inzwischen habe ich mir die L-MAG Mai/Juni 2011: Schwerpunktthema Multikulti: In allen Farben lesbisch angesehen und die ist so schlimm wie die Anfrage angedeutet hat.

Am allerschlimmsten ist die die Rubrik 'Psycho' unter dem Titel "Immer Ärger mit der Fremdenfeindlichkeit". 'Didem aus Hamburg' berichtet über doppelte Diskriminierung als 'Migrantin' und 'Lesbe' und 'Frau Dr. Schulze' kommentiert doch tatsächlich:

"Ein Glück, dass du bisher nur mit Worten verletzt wurdest, auch wenn diese nicht entschuldbar sind. Einige Frauen sind vielleicht einfach nur unsicher und stellen in ihrer Neugier die falschen Fragen. Um Klischees zu entschärfen, musst du dich aber auf Diskussionen einlassen - auch wenn das auf Dauer aufreibend ist."

Unter der Überschrift Fremdenfeindlichkeit ist ganz offensichtlich nichts Rassismuskritisches zu erwarten, sondern Fremdefestschreibendes und Rassismusverharmlosendes.

Ich hatte der Redaktion übrigens angeboten, dass sie mich zu Fragen der Verflechtung von Rassismus und Heteronormativität fragen können.

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Montag, 4. April 2011
Integration durch Radfahren
Alternative Verkehrspolitik ist mir ein wichtiges Anliegen. Die Förderung von Radverkehr finde ich höchst wichtig, aber den aktuellen Vorstoss des ADFC finde ich mehr als seltsam. Die aktuelle radzeit (als pdf) des ADFC steht unter dem Titel Migration (via taz). Im Artikel "Migrant such Fahrrad" versucht Chefredakteurin Kerstin Finkelstein das Schwerpunktthema zu motivieren und stellt seltsame Thesen auf:

"Die große Mehrheit der russischen, arabischen
und türkischen Migranten fährt nicht Rad und hat auch nicht vor, das in naher Zukunft zu ändern."

"Da sich Stadtplanung im besten Falle an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner orientiert, wäre es für uns Radler äußerst förderlich, auch die Berliner mit ausländischen Wurzeln fürs Fahrrad zu begeistern."

"Warum also nicht mal ein wenig größer denken? Immerhin werden alle neu in Deutschland einwandernden Menschen in „Integrationskursen“ ganze 645 Stunden geschult. Neben der deutschen Sprache werden dort die Grundzüge unseres politischen und wirtschaftlichen Systems gelehrt. Warum eigentlich nicht auch Radfahren? Schließlich ist Radfahren höchst integrativ"

"Radfahren fördert Partizipation und damit Integration
– auch Kinder aus wirtschaftlich schwachen (Migranten-)Familien, deren Eltern nicht Rad fahren, werden so vor dem Ausschluss aus der Gesellschaft bewahrt, ihr Bewegungsradius erweitert sich, das fördert Neugierde und Bildung."


Vielleicht ist der Artikel ja eine Glosse und alles ist witzig gemeint? Dann wäre der aktuelle Integrationssprech vielleicht schön in seiner Absurdität vorgeführt. Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass es ums Parodieren geht. Ich glaube es geht tatsächlich drum, dass die 'Migrant_innen' nicht Radfahren und es ihre Integration fördern würde, täten sie es.

Bin ich gut integriert, weil ich radfahre? (Oder bin ich keine 'Migrantin', weil ich radfahre?) Bis jetzt hatte ich das Gefühl nicht. Radfahren fand ich bisher immer, grenzt mich von der Dominanzgesellschaft aus. Den diese definiert sich, soweit ich das sehen kann, als Autogesellschaft.

Welche Verbindungen werden hier weshalb gezogen?

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Freitag, 4. Februar 2011
Interkultureller Blödsinn
Laut tagesschau.de lernen deutsche Soldat_innen in interkulturellen Trainings nicht nur, dass sich Männer in Afghanistan an der Hand halten und das nichts mit Homosexualität zu tun hat, sondern üben das auch noch. Das soll ihnen irgendwas vor Ort bringen. Ich frage mich nur was?

Ich weiss, dass in südasiatischen Ländern der Körperkontakt unter Männern ein anderer ist als in Deutschland. Ich weiss auch, dass Deutsche den Körperkontakt als schwul wahrnehmen. Aber nach allem, was ich mitbekommen habe, wissen die Menschen in Südasien auch, dass der Körperkontakt unter Männern in Europa anders geregelt ist. Wenn sie händchenhaltende europäische Soldaten sehen, dann wird sie das irritieren. Und möglicherweise halten sie das dann auch für schwul. Auch bezweifle ich, dass sie mit den bewaffneten deutschen Soldaten Händchen halten wollen.

Völlig unklar ist mir auch, warum die Soldatinnen lernen Händchen zu halten. Soviel ich weiss, dürfen Frauen in Deutschland durchaus Händchen halten ohne gleich als lesbisch zu gelten. Sie müssen das also nicht lernen. Und mit Männern Händchen halten sollten sie in Afghanistan eher auch nicht.

Irgendjemand verdient da sein_ihr Geld mit ziemlichem Blödsinn.

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Mittwoch, 2. Februar 2011
Benennungspraktiken
In einem taz-Artikel schreibt Jutta Lietsch:

"Das Werk der Autorin, die sich als "chinesische Mutter" bezeichnet, in Wahrheit als Kind chinesischstämmiger Philippiner in die USA eingewandert ist"

Was heisst hier "Wahrheit"? Gibt es eine 'wahre' Definition von "chinesisch"? Wäre die Autorin in der Volksrepublik China aufgewachsen, hätte sie dann mehr Anrecht auf die Benennung "chinesisch"? Warum? Wer entscheidet, wer sich wie benennen darf? und was die "Wahrheit" ist?

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Mittwoch, 21. Juli 2010
Diktaturen und der demokratische Westen
Vor einer guten Woche gab es in Berlin den "Tag der offenen Botschaften". Die taz hatte vorab einen kritischen Artikel veröffentlicht. In diesem kritisiert sie, dass dieser Tag von Diktaturen missbraucht werden kann, um sich zu präsentieren. So weit so gut. Mit Formulierungen wie

"Mit einem kostenlosen Festival-Pass kann man auf Botschaftsweltreise gehen und Diktaturen besichtigen. Ein paar wenige EU-Staaten stellen sich auch vor."

wird allerdings eine Dichotomie zwischen guten demokratischen europäischen Staaten und dem dikatorischen Rest aufgebaut, die äußerst problematisch ist. Auch der Einstieg in den Artikel ist problematisch:

"Äthiopien, Bangladesch, Indonesien, Malaysia, Mosambik, Namibia, Nepal, Philippinen, Sri Lanka, Weißrussland. Die Liste liest sich wie eine Auswahl von Staaten, in denen die Menschenrechte besonders stark verletzt werden."

Zu Bangladesch, Nepal und Sri Lanka habe ich ein bisschen Ahnung. Dort gibt es Menschenrechtsverletzungen und zwar gravierende. Es sind aber auch alles Demokratien. Nepal z.B. hat es vor kurzem geschafft, die Monarchie abzuschaffen und mehr oder weniger erfolgreich einen Bürgerkrieg beendet.

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Sonntag, 2. Mai 2010
Krankheitsdiagnose Migrationshintergrund
Aus der taz:

"Die Ursachen vielschichtig. Ein Trennungserlebnis kann selektiven Mutismus hervorrufen, ebenso eine komplizierte Geburt, geringes Selbstvertrauen oder Migrationshintergrund."

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Samstag, 9. Januar 2010
Suggestivfragen
Die taz berlin führt ein Interview zur Gentrifizierung mit einem Hausverwalter in Nordneukölln. Nach der Hälfte des Interviews hat der Interviewte noch nichts zu den 'problematischen Migrant_innen' gesagt und so hackt die Interviewerin immer wieder nach:

"Was für Menschen haben denn in Ihrer Kindheit in Neukölln gelebt? ....

Und wann ging es dann bergab? ....

Aber bei allem Reden vom Boom ist für viele Neukölln immer noch ein Synonym für Problembezirk. ...

Manche sagen, ein Problem sei auch, dass das Zusammenleben der Kulturen nicht so funktioniert. Würden Sie dem zustimmen? ....

Was für Nationalitäten leben denn in den von Ihnen verwalteten Häusern und wie funktioniert da das Zusammenleben? ...

Hatten Sie schon mal arabische Mieter? Es wohnen ja viele Araber hier in der Gegend."


Mit der letzten Frage ist sie dann endlich erfolgreich und der Hausverwalter schliesst an die rassistische Klassifizierung an:

"Also gefragt hat bei mir noch keiner. Ich muss aber zugeben, das wäre mir auch nicht so ganz angenehm. Wobei: Ehe ich einem arabischen Mieter absagen würde, der mir und dem Vermieter angenehm ist, eher würde ich einem Hundebesitzer absagen."

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Über Migrant_innen berichten
"Wenn über Migranten berichtet wird, werden fast immer Menschen aus klassischen Einwanderungsländern thematisiert. Deswegen beleuchtet die taz auch mal "die anderen" - einer neuen Serie" schreibt die taz und fügt dann das Porträt einer Frau, die aus Costa Rica migriert ist, an.

Ist Costa Rica kein klassisches Einwanderungsland? Oder ist es ungewöhnlich, dass die Porträtierte mit ihrem deutschen Ehemann nach Deutschland kam?

"Die Geschichte von Lorelly Bustos gleicht einer Telenovela, wie sie in ihrem Heimatland Costa Rica die Leute an den Fernseher fesselt. Frau aus einfachen Verhältnissen trifft einen Mann aus Europa, verliebt sich und reist mit ihm in ein neues Leben. Doch an der Stelle, wo sonst das Happy End kommt, fängt ihre Geschichte erst richtig an. "

Hatte sie vorher keine Geschichte?

Ist es verwunderlich, dass ihre Eltern nicht wollten, dass sie nach Deutschland geht?

"Als Bustos nach drei Jahren mit ihm nach Deutschland ziehen wollte, protestierte ihre Familie. Nicht in dieses Land, in dem es dauernd Brandanschläge gibt und nur Neonazis rumlaufen."

Ist das untypische, dass sie eine Kindertagesstätte für Akademiker_innenkinder führt?

Oder wurde sie ausgewählt, weil sie Rassismus nicht anprangert?

"Über eine Sache spricht Lorelly Bustos nicht so gerne: Über schlechte Erfahrungen. Sie sei auch mal als Ausländerin blöd angemacht worden, sagt sie, das sei aber nicht der Rede wert. "

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Montag, 21. Dezember 2009
Europa
Unter dem Titel "Zum Kaffetrinken nach Europa" berichtet die taz über das Aufheben der Schengen-Visapflicht für Serbien, Mazedonien und Montenegro.

Wen nicht in Europa, auf welchem Kontinent liegen Serbien, Mazedonien und Montenegro dann?

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