Montag, 10. April 2006
Bild
Auf dem bildblog eine kleine Übersicht darüber, was die meist gelesene deutsche Tageszeitung zur Bildung über 'Ausländer' beiträgt.

Nachtrag 10.04.06: Es ist ja nicht so, dass die Bild es nicht besser wissen könnte. Ein Freund von mir, seines Zeichens Volkswirt, wurde die Tage von einem ihrer Reporter interviewt. Eine Stunde lang. Immer wieder hat der nachgehakt. Aber er bekam wohl nicht die richtigen Antworten: die Studien des Volkswirts belegen, dass ZuwanderInnen gut für die 'deutsche' Wirtschaft sind. Da kann kein Bild-Artikel draus werden.

Nachtrag 28.04.06: Diese Rechenschwäche ist bestimmt ganz unschuldig.

Nachtrag 31.05.06: Die Bild bildet nun auch die Vielfalt der 'Deutschen' in der Wahl der Pseudonyme ab. Das dabei muslimische Namen für Mörder gewählt wurden, ist sicher nur ein Zufall.

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Freitag, 7. April 2006
Medienterror
Robin Alexander schreibt heute in der taz über die verzerrte Darstellung Neuköllns in den Medien:

"In Neukölln, Oma. Ich wohne in Berlin-Neukölln. Nur was in Neukölln passiert, ist in unserer Nähe."
Das war ein Fehler.

Denn seit zehn Tagen wird meiner Oma vom Videotext (und allen anderen Medien) erklärt, wo ihr Enkelsohn, seine Freundin und ihr Urenkel leben.
Im Slum.
Im Ghetto.
Dort, wo die Gewalt regiert.

Meine Oma ruft immer noch an, aber ich muss sie nicht mehr beruhigen. Es reicht ihr, wenn sie meine Stimme hört.

Ich möchte meine Oma hier nicht vorführen. Sie ist 88 Jahre alt und ihre Nerven haben sich von der Luftschlacht ums Ruhrgebiet nie erholt. Damit ist sie in etwa so cool wie die Reporter und Redakteure unserer Zeitungen, Magazine, Sender und Nachrichtenagenturen.

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Mittwoch, 22. Februar 2006
Pressefreiheit
Bettina Gaus stellt heute in der taz die angebliche Verteidigung der Pressefreiheit gegen die 'Muslime' ironisch auf den Prüfstand:

"Es ist sehr traurig, dass gewaltbereite Muslime derzeit die Pressefreiheit im Westen bedrohen, und es ist sehr schön zu sehen, wie tapfer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland inzwischen für dieses Recht einstehen. Gewiss würde meine Glosse heute gedruckt. Ungeschrieben bleiben künftig Briefe wie jener, der vor einigen Jahren die Chefredaktion der taz erreichte und in dem ein Parteisprecher beredte Klage darüber führte, dass die Parlamentskorrespondentin seine Arbeitgeberin nicht hinreichend würdigte. Niemals mehr wird sich der Vorsitzende einer großen Gewerkschaft telefonisch über die Berichterstattung dieser Zeitung beschweren. Und falls doch, dann bei der Autorin selbst. Nicht bei deren Vorgesetzten.

Kein Journalist muss jemals wieder fürchten, von Reisen oder Gesprächsrunden ausgeschlossen zu werden, weil dem Minister seine politische Richtung nicht passt. Kein Intendantenposten beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird unter dem Gesichtspunkt vergeben, ob und welche Parteibücher die Bewerber haben. Kein Großkonzern, kein Wäschegeschäft wird die Vergabe ganzseitiger Anzeigen von der Berichterstattung über seine Arbeitsbedingungen abhängig machen. Nichts von alledem kann jemals wieder passieren, denn die Meinungsfreiheit ist uns jetzt heilig."

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Donnerstag, 9. Februar 2006
Pressemeinung
In letzter Zeit habe ich mich häufiger über meine Zeitung, die taz geärgert. Geärgert, dass in dieser 'linken', 'grünen' Zeitung Leute wie Jan Feddersen, Necla Kelek und Seyran Ates ihre Pauschalverurteilungen des 'Islam' und der 'Muslime' kund tun dürfen. Heute habe ich zufällig auch mal in den Tagesspiegel geschaut, auch keine 'rechte' Zeitung. Und schon auf der zweiten Seite ist mir noch schlechter geworden als bei den oben genannten AutorInnen. Hier wird gar nicht mehr debattiert, hier ist schon alles klar:

Werner von Bebber stellt fest: "Mit den Italienern, Portugiesen, Griechen ... hat es nie Schwierigkeiten gegeben, die heute Zweifel an der Integration begründen könnten." Und fährt fort: "Niemand kann heute sagen, warum die Schwierigkeiten mit den Einwanderern aus dem muslimischen Kulturkreis größer sind." Er fragt dann zwar noch rhetorisch, ob der Eindruck täuscht, aber lässt die Behauptung so stehen.

Die Schwierigkeiten von 'italienischen', 'portugiesischen', etc. MigrantInnen interessieren heute offensichtlich keinen, sie sind vergessen, verdrängt. Wozu auch dahin schauen, denn es sind die 'Muslime', die uns Probleme, und zwar unerklärliche, machen. Da brauchen wir auch keine weiteren Informationen - die es durchaus zu beiden Behauptungen gibt-, um das mal eben behaupten zu können.

Islamophobie scheint inzwischen, selbstverständlich in Deutschland geworden zu sein. In der taz ist sie immerhin nicht durchgängig.

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Montag, 6. Februar 2006
Die Macht der Bilder
Als Lady Di 1997 stirbt, sind Millionen von ZuschauerInnen ergriffen über die Trauerkundgebungen am Kensington Palace. Nach den Anschlägen auf die Twin Towers sind noch mehr erschüttert über die Freudentänze muslimischer Frauen. Heute sind 'wir' entsetzt über das Verbrennen von dänischen Fahnen, die Angriffe auf 'westliche' Botschaften.

Eine Freundin, die in der Nähe des Kensington Palace gewohnt hat, erzählt, dass die vielen Leute erst kamen, nachdem die Medien angefangen hatten zu berichten. Die Freudentänze nach 9/11 galten nicht dem Anschlag. Und auch heute wissen wir nicht, wie viele tatsächlich gewalttätig werden.

Aber wir haben die Bilder im Kopf, sie sind mächtig, sie wirken noch nach, auch wenn sie später kontextualisiert werden. Die Bilder erzeugen Emotionen, die Emotionen mobilisieren und oft genug führen sie dazu, dass die Bilder tatsächlich Wirklichkeit werden. Nicht nur bei Lady Di. Auch jetzt, immer mehr Gewalt entsteht. Die 'Muslime' entsprechen immer mehr 'unserem' Vorurteil. Zumindest die, die sich provozieren/ mobilisieren lassen, und über die 'wir' berichten.

Da es nicht gleich geklappt hat mit dem Provozieren, hat Jyllands Posten übrigens die Karrikaturen an radikale Muslime zur Stellungnahme geschickt. Von da aus kamen sie dann in die Hände von Leuten, die damit auf Mobilsierungstour gegangen sind.

Zur Pressefreiheit sollte die Presseverantwortung und der verantwortliche Umgang der KonsumentInnen mit der Pressefreiheit kommen.

Zur Subjektivität der Kamera hat auch katunia in einem anderen Kontext geschrieben.

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