Freitag, 19. Februar 2016
Proteste in Indien
urmila, 12:36h
In den letzten Tagen war mein Facebook-Feed voll mit Posts meiner indischen Freund_innen. Gestern berichtete dann auch die taz über Proteste an den Universitäten in Indien. Ich hatte leider nur wenig Zeit mich einzulesen, aber es scheint so dass die hindunationalistische Einschränkung von Meinungsfreiheit weiter geht und die Proteste dagegen stärker werden. Der Blog Kafila berichtet ausführlich.
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Dienstag, 23. Juni 2015
Internationaler Yoga Tag
urmila, 17:30h
Die Medien sind voll. Auch die sozialen Medien. Alle Welt macht Yoga. Zusammen an einem Tag. Durchgesetzt hat das der Premierminister Indiens, Narendra Modi. Der hat auch mitgemacht am Yoga Tag. Und eine Ansprache gehalten. Die wurde unter anderem am Brandenburger Tor übertragen. Mit Yoga-Matten davor.
Wissen die ganzen Yoga-Machenden eigentlich, wer da zu ihnen spricht? Wer Yoga zum Teil seines hindu-nationalistischen Indiens macht? Wie geht die ganze friedfertige Rhetorik des Yoga(-Tages) zusammen mit der Politik der Hindu-Nationalist_innen rund um Modi? Mit Pogromen gegen Muslim_innen und andere Marginalisierte? Mit Heterosexismus und Chauvinismus in jeglicher Form?
Meine aktivistischen FB-Freund_innen aus Indien haben alle nicht zum Yoga-Tag aufgerufen. Ganz im Gegenteil, sie haben zum Boykott aufgerufen, um die nationalistische Vereinnahmung von Yoga zu verhindern. In deutschen Medien habe ich davon nichts mitbekommen. Wie allgemein Kritik an Modi kaum geäußert wird.
Wissen die ganzen Yoga-Machenden eigentlich, wer da zu ihnen spricht? Wer Yoga zum Teil seines hindu-nationalistischen Indiens macht? Wie geht die ganze friedfertige Rhetorik des Yoga(-Tages) zusammen mit der Politik der Hindu-Nationalist_innen rund um Modi? Mit Pogromen gegen Muslim_innen und andere Marginalisierte? Mit Heterosexismus und Chauvinismus in jeglicher Form?
Meine aktivistischen FB-Freund_innen aus Indien haben alle nicht zum Yoga-Tag aufgerufen. Ganz im Gegenteil, sie haben zum Boykott aufgerufen, um die nationalistische Vereinnahmung von Yoga zu verhindern. In deutschen Medien habe ich davon nichts mitbekommen. Wie allgemein Kritik an Modi kaum geäußert wird.
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Sonntag, 26. April 2015
Perspektiven
urmila, 01:50h
In Facebook bin ich mit vielen kritischen (queer-)feministischen Aktivist_innen und/ oder Wissenschaftler_innen, die sich mit Südasien und insbesondere Indien beschäftigen, befreundet. Durch sie (und auch den Blog kafila) bekomme ich mit, was in der Region gerade (problematisches) passiert. Ein ständiges Thema ist dabei der Hindu-Nationalismus, insbesondere seit die BJP wieder die Wahlen gewonnen hat. Dabei geht es immer wieder darum, wie Marginalisierte unter deren Politik leiden (siehe dazu auch einen taz-Artikel aus der letzten Zeit). Dass der Hindu-Nationalismus menschenfeindlich ist und der Premierminister Narendra Modi für die Pogrome in Gujarat zumindest mit verantwortlich war, ist in diesen Kreisen allgemein anerkannt. Die Stimmung ist daher gedrückt, Veränderungen rtscheinen dringend notwendig.
Mein Facebook-Feed ist aber nicht nur von diesen Stimmen bestimmt. Ich habe auch verschiedene Seiten und Gruppen von 'Inder_innen' in Deutschland abonniert. Da sieht die Stimmung ganz anders aus. Politik ist kein besonderes Thema, die Zustimmung zu Modi aber ist groß. Dies wurde besonders deutlich als Modi vor kurzem Deutschland (und Frankreich und Kanada) besucht hat. Während meine aktivistischen Freund_innen aus Kanada und Frankreich kritisch über die Besuche und auch über Widerstand berichtet haben, herrschte bei meinen deutschen Quellen Jubel, Trubel, Heiterkeit vor. Wenn es mal kritische Interventionen gab, wurde diese (zumindest in einer Gruppe) als unzulässige politische Beiträge kritisiert. Der Premierminister wurde allgemein als Repräsentant der Nation und damit unangreifbar verstanden, seine Vergangenheit war egal (und wurde sowieso nicht so problematisch gesehen). Die Berichterstattung stellte die wirtschaftliche Entwicklung in den Vordergrund (siehe dazu auch einen Beitrag des theinder.net, der immerhin darauf hinweist, dass es auch Kritik gibt, wenngleich er diese nicht darstellt). Etliche meiner Facebook-Freund_innen posteten Jubel-Artikel und Bilder von Modi, zumindest einer ein Bild davon, wie er Modi die Hand schüttelte.
Diese völlig gegensätzlichen Perspektiven auf Modi, Hindu-Nationalismus, die Rolle der Politik begegneten sich ständig in meinem Facebook-Feed. Ohne aber miteinander in Kontakt zu kommen. Die Kritik der einen, kam nicht bei den anderen an. Beide Perspektiven trüben die Stimmung: die eine weil sie ausformuliert, welche Probleme bestehen, die andere, weil sie zeigt, dass die andere durchaus recht hat.
Mein Facebook-Feed ist aber nicht nur von diesen Stimmen bestimmt. Ich habe auch verschiedene Seiten und Gruppen von 'Inder_innen' in Deutschland abonniert. Da sieht die Stimmung ganz anders aus. Politik ist kein besonderes Thema, die Zustimmung zu Modi aber ist groß. Dies wurde besonders deutlich als Modi vor kurzem Deutschland (und Frankreich und Kanada) besucht hat. Während meine aktivistischen Freund_innen aus Kanada und Frankreich kritisch über die Besuche und auch über Widerstand berichtet haben, herrschte bei meinen deutschen Quellen Jubel, Trubel, Heiterkeit vor. Wenn es mal kritische Interventionen gab, wurde diese (zumindest in einer Gruppe) als unzulässige politische Beiträge kritisiert. Der Premierminister wurde allgemein als Repräsentant der Nation und damit unangreifbar verstanden, seine Vergangenheit war egal (und wurde sowieso nicht so problematisch gesehen). Die Berichterstattung stellte die wirtschaftliche Entwicklung in den Vordergrund (siehe dazu auch einen Beitrag des theinder.net, der immerhin darauf hinweist, dass es auch Kritik gibt, wenngleich er diese nicht darstellt). Etliche meiner Facebook-Freund_innen posteten Jubel-Artikel und Bilder von Modi, zumindest einer ein Bild davon, wie er Modi die Hand schüttelte.
Diese völlig gegensätzlichen Perspektiven auf Modi, Hindu-Nationalismus, die Rolle der Politik begegneten sich ständig in meinem Facebook-Feed. Ohne aber miteinander in Kontakt zu kommen. Die Kritik der einen, kam nicht bei den anderen an. Beide Perspektiven trüben die Stimmung: die eine weil sie ausformuliert, welche Probleme bestehen, die andere, weil sie zeigt, dass die andere durchaus recht hat.
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Montag, 18. August 2014
Entwicklungen in Indien: Die Modi-Regierung
urmila, 19:19h
Seine Anhänger_innen hatten sich von Modi und der BJP viel versprochen. Bisher scheint er davon noch nicht viel geliefert zu haben, wenn die Berichte von taz und Berliner Zeitung so stimmen. (Wobei die Regierungszeit ja noch kurz ist und die Frage ist, ob neue Regierungen so schnell positive Veränderungen bewirken.)
Seine Gegner_innen hatten derweil befürchtet, dass die kommunalistische Spaltung Indiens und kommunalistische Gewalt zu nehmen würde. Diese Befürchtung scheint schon erfüllt worden zu sein, wie die die Berichte von taz und Berliner Zeitung zeigen. So schreibt, zum Beispiel, die taz :
"Über 600 Zwischenfälle zählte die Tageszeitung Indian Express allein im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh."
Auch Outlook berichtet ausführlich über die Verbindungen der Modi-Regierung zu RSS und VHP, über den zunehmenden Communalism bzw. Majoritarianism und seine Konsequenzen. (Majoritarianism bedeutet dabei, die Verweigerung von Minderheitenrechten - siehe auch das Interview mit Ponni Arasu .) Outlook schreibt unter anderem:
"The majoritarian project is most easy to detect when applied to minorities but, crucially, also nvolves subsuming Dalits and tribals into the imagined Hindu monolith. Writer Arundhati Roy says that “in a society as diverse as India, even the idea of a majority community has to be constructed and the process of that construction entails an immense amount of violence”. The violence need not always imply direct bloodshed although there is some of that spatter still around, particularly in UP. The process involves creating and sustaining an entire basis for mobilising against non-Hindus, and ensuring that they know their place in the scheme of things. It also involves a slow but sure push towards exclusion, as can be spotted in some recent incidents—the banishment of Christians from parts of Bastar in Chhattisgarh at the behest of the Vishwa Hindu Parishad, and a story carried in a national daily last week about two dozen Muslim families being thrashed and forced to leave a village in Haryana’s Gurgaon district."
Seine Gegner_innen hatten derweil befürchtet, dass die kommunalistische Spaltung Indiens und kommunalistische Gewalt zu nehmen würde. Diese Befürchtung scheint schon erfüllt worden zu sein, wie die die Berichte von taz und Berliner Zeitung zeigen. So schreibt, zum Beispiel, die taz :
"Über 600 Zwischenfälle zählte die Tageszeitung Indian Express allein im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh."
Auch Outlook berichtet ausführlich über die Verbindungen der Modi-Regierung zu RSS und VHP, über den zunehmenden Communalism bzw. Majoritarianism und seine Konsequenzen. (Majoritarianism bedeutet dabei, die Verweigerung von Minderheitenrechten - siehe auch das Interview mit Ponni Arasu .) Outlook schreibt unter anderem:
"The majoritarian project is most easy to detect when applied to minorities but, crucially, also nvolves subsuming Dalits and tribals into the imagined Hindu monolith. Writer Arundhati Roy says that “in a society as diverse as India, even the idea of a majority community has to be constructed and the process of that construction entails an immense amount of violence”. The violence need not always imply direct bloodshed although there is some of that spatter still around, particularly in UP. The process involves creating and sustaining an entire basis for mobilising against non-Hindus, and ensuring that they know their place in the scheme of things. It also involves a slow but sure push towards exclusion, as can be spotted in some recent incidents—the banishment of Christians from parts of Bastar in Chhattisgarh at the behest of the Vishwa Hindu Parishad, and a story carried in a national daily last week about two dozen Muslim families being thrashed and forced to leave a village in Haryana’s Gurgaon district."
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Sonntag, 18. Mai 2014
Wahlen in Indien: BJP an der Regierung
urmila, 13:42h
Die Reaktionen auf den überwältigenden Sieg der BJP bei den indischen Wahlen sind zutiefst gespalten. Auf der einen Seite wird gejubelt und gefeiert. Auf der anderen Seite sind die Menschen zu tiefst schockiert und befürchten das Schlimmste.
Ich gehöre zu den Schockierten. Die politische Agenda der BJP ist zutiefst menschenrechtswidrig (vergleiche Artikel von Christophe Jaffrelot in Le Monde diplomatique). Für marginalisierte Minderheiten (egal ob queere Menschen, Muslim_innen oder andere) wird das Leben noch gefährlicher. Die Wirtschaftspolitik der BJP wird nicht die Armen und Marginalisierten fördern sondern Wirtschaftsführende (siehe Lalon Sander in der taz). Die Meinungsfreiheit wird eingeschränkt und oppositionelle Stimmen unterdrückt werden (siehe Nandita Das in Outlook India).
Schockiert bin ich auch davon, dass so viele jubeln. Dass ihnen die menschenrechtswidrige gewalttätige Politik der BJP so egal ist. Dass sie gut damit leben können, wenn andere diskriminiert, ausgegrenzt und möglicherweise getötet werden.
Schockiert bin ich davon, dass abweichende Meinung nicht geduldet werden. (So wurden meine kritischen Nachfragen in einer Facebook-Gruppe von Indern in Deutschland wurden gelöscht, weil sie politisch waren.Der Jubel-Post hingegen wurde nicht als politisch angesehen.)
Der Wahlerfolg der BJP und die allgemeine Zustimmung auch unter Migrant_innen in Deutschland macht mir Angst.
Ich gehöre zu den Schockierten. Die politische Agenda der BJP ist zutiefst menschenrechtswidrig (vergleiche Artikel von Christophe Jaffrelot in Le Monde diplomatique). Für marginalisierte Minderheiten (egal ob queere Menschen, Muslim_innen oder andere) wird das Leben noch gefährlicher. Die Wirtschaftspolitik der BJP wird nicht die Armen und Marginalisierten fördern sondern Wirtschaftsführende (siehe Lalon Sander in der taz). Die Meinungsfreiheit wird eingeschränkt und oppositionelle Stimmen unterdrückt werden (siehe Nandita Das in Outlook India).
Schockiert bin ich auch davon, dass so viele jubeln. Dass ihnen die menschenrechtswidrige gewalttätige Politik der BJP so egal ist. Dass sie gut damit leben können, wenn andere diskriminiert, ausgegrenzt und möglicherweise getötet werden.
Schockiert bin ich davon, dass abweichende Meinung nicht geduldet werden. (So wurden meine kritischen Nachfragen in einer Facebook-Gruppe von Indern in Deutschland wurden gelöscht, weil sie politisch waren.Der Jubel-Post hingegen wurde nicht als politisch angesehen.)
Der Wahlerfolg der BJP und die allgemeine Zustimmung auch unter Migrant_innen in Deutschland macht mir Angst.
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Mittwoch, 19. Februar 2014
Berlinale: Filme aus Indien
urmila, 19:30h
Bei der diesjährigen Berlinale habe ich drei Filme aus Indien gesehen.
Papilio Buddha ist ein durch und durch politischer Film, der die Diskriminierung von Dalits (in Kerala) kritisiert. Gemacht wurde er von Dalit- und LGBT-Aktivist_innen, die auch als Schauspieler auftreten. Nach dem Film hat der Regisseur Jayan Cherian erklärt, dass der Film aus verschiedenen realen Ereignissen zusammengestellt wurde. Filmisch hat das für mich überhaupt nicht funktioniert. Während des Filmes bin ich nicht wirklich in die Geschichte reingekommen, habe ich mich über esoterische Bilder geärgert, habe Homophobie gesehen, fand Gewaltdarstellungen zu drastisch - kurz: mochte den Film überhaupt nicht. Das Gespräch mit dem Regisseur hat mich dann überzeugt, dass viel guter Wille im Film steckt und er das Gegenteil von homophob sein soll. Vielleicht hätte das Filmteam besser einen Dokumentarfilm machen sollen - oder mehr von den realen Ereignissen abstrahieren, um einen guten Spielfilm zu machen.
Im Gegesatz zu Papilio Buddha war Praphat pheri ein sehr filmischer Film. Viele ästhetische Bilder. Ein Dokumentarfilm über die Prabhat Film Company und die später auf dem Gelände angesiedelte Filmhochschule. Schön gemacht, etwas vorraussetzungsvoll, etwas lang (das Material hätte sicher noch weiter gekürzt werden können) und fast ausschliesslich männlich.
Und dann war ich noch in einem echten Bollywood-Film: . Love and Crime. Reiche Tochter wird entführt, findet in der Entführung endlich Freiheit, verliebt sich in ihren Entführer, der aber am Ende als guter Böser doch sterben muss, und lebt am Ende glücklich in den Bergen weit weg von der Stadt und ihrer reichen Familie (aber wohl unterstützt von ihr). Kann mensch sich ansehen.
Papilio Buddha ist ein durch und durch politischer Film, der die Diskriminierung von Dalits (in Kerala) kritisiert. Gemacht wurde er von Dalit- und LGBT-Aktivist_innen, die auch als Schauspieler auftreten. Nach dem Film hat der Regisseur Jayan Cherian erklärt, dass der Film aus verschiedenen realen Ereignissen zusammengestellt wurde. Filmisch hat das für mich überhaupt nicht funktioniert. Während des Filmes bin ich nicht wirklich in die Geschichte reingekommen, habe ich mich über esoterische Bilder geärgert, habe Homophobie gesehen, fand Gewaltdarstellungen zu drastisch - kurz: mochte den Film überhaupt nicht. Das Gespräch mit dem Regisseur hat mich dann überzeugt, dass viel guter Wille im Film steckt und er das Gegenteil von homophob sein soll. Vielleicht hätte das Filmteam besser einen Dokumentarfilm machen sollen - oder mehr von den realen Ereignissen abstrahieren, um einen guten Spielfilm zu machen.
Im Gegesatz zu Papilio Buddha war Praphat pheri ein sehr filmischer Film. Viele ästhetische Bilder. Ein Dokumentarfilm über die Prabhat Film Company und die später auf dem Gelände angesiedelte Filmhochschule. Schön gemacht, etwas vorraussetzungsvoll, etwas lang (das Material hätte sicher noch weiter gekürzt werden können) und fast ausschliesslich männlich.
Und dann war ich noch in einem echten Bollywood-Film: . Love and Crime. Reiche Tochter wird entführt, findet in der Entführung endlich Freiheit, verliebt sich in ihren Entführer, der aber am Ende als guter Böser doch sterben muss, und lebt am Ende glücklich in den Bergen weit weg von der Stadt und ihrer reichen Familie (aber wohl unterstützt von ihr). Kann mensch sich ansehen.
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Montag, 19. März 2012
Bloggen aus Indien
urmila, 22:14h
will ich in den nächsten drei Wochen auf dem Blog von suedasien.info. Heute habe ich begonnen mit Impressionen von einem Schulbesuch:
Seit gestern bin ich in Indien und habe mir vorgenommen, während dieser dreiwöchigen Reise regelmäßig zu bloggen. Mal sehen, ob das klappt.
Die ersten Tage verbringe ich bei meiner Bua (Tanter väterlicherseits) in Gurgaon, einer aufstrebenden Stadt in der Nähe von Delhi. Meine Nichte hat gerade die Prüfungen in der zehnten Klasse abgeschlossen und hat Ferien. Heute musste sie aber in die Schule, um sich für die weitere Schulzeit zu registrieren. Die Gelegenheit nutzten wir, um uns die Schule zeigen zu lassen.
Die Anlage ist sehr schön. Gut gepflegte Grünanlagen, Blumen in allen möglichen schönen Farben. Sehr angenehm. Auch die Gebäude wirken einladend, offene Flure, Innenhöfe, Ballspielplätze.
In den Gängen hängen lauter höchst akademische oder moralisch erbauende Sprüche, über Erfolg durch Wissen, Umweltschutz, etc. Meine Nichte hat sie noch nie gelesen.
Sie führt uns in ihr Klassenzimmer des letzten Jahres.
Auf jeder dieser Bänke sitzen je zwei Vierzehnjährige. Meine Nichte ist ganz überrascht, dass wir uns über diese Sitzmöbel wundern und dass ich meine, dass solche Bänke auch Hierarchien ausdrücken.
Im Eingangsbereich der Schule entdecke ich eine Tafel mit Fotos aus dem Schulalltag und einem Zeitungsartikel.
Die Schule scheint sich, in der Inklusion von anders befähigten Kindern (so die Wortwahl im Artikel) zu engagieren.
Meine Nichte will den non-medical Zweig der Schule einschlagen, um IT engineer zu werden. Die Arts-Fächer hält sie für die leichtesten (und uninteressantesten). Mal sehen, ob ich ihr was von meiner Begeisterung für diese Fächer vermitteln kann.
Nachtrag 20.03.12: Und heute über einen Spaziergang durch ein Neubauviertel:
Seit ein paar Jahren lebt meine Tante in einem recht komfortablen Wohnblock in einem Neubaugebiet in Gurgaon.
In diesem Gebiet werden auch viele kleine Parks angelegt. Gerade blüht es darin ganz wunderbar.
Die Häuser, die entstehen sind überwiegend recht luxuriös, die Autos der Hausbesitzenden ebenso.
Rund um die Baustellen wohnen die Bauarbeitenden in vorübergehenden Behausungen. So kommt es zu ziemlichen Kontrasten zwischen den Luxusvillen und den einfachen Hütten, zwischen den Reichen in den dicken Autos und den Bauarbeitenden in einfachsten Bedingungen. Dieses Nebeneinander der verschiedenen Klassen und Lebensmöglichkeiten während dieser Phase des Neubaus ist spannend.
In den Parks spielen Kinder, die von ihrer Bekleidung zu urteilen zu den einfachen Hütten und nicht in die Villen gehören. Ich vermute, dass dies ein vorübergehender Spielplatz für sie ist. Zum einen werden ihre Eltern mit ihnen zur nächsten Baustelle ziehen. Zum anderen kann ich mir nicht vorstellen, dass die Bewohner_innen der Luxusvillen, in den Parks auf Menschen mit viel schlechteren Lebensbedingungen treffen wollen.
Meine Nichte meint allerdings, dass die Kinder auch in Zukunft da spielen könnten, wenn sie denn noch da sein würden. - Ich finde die Transformation von (Stadt)Landschaft hier in dem Neubaugebiet spannend.
Nachtrag 01.04.12: Heute nun über die Schwierigkeiten aus Indien zu bloggen, was mich aber trotzdem nicht davon abhält zu bloggen:
Bloggen aus Indien ist gar nicht so einfach. Worüber berichten? Worüber nicht? Und wie überhaupt? Natürlich will ich nicht den exotisierenden-orientalistischen Blick der westlichen Beobachterin reproduzieren. Aber wie das verhindern, denn schließlich bin ich doch die westliche Beobachterin, die mit ihrer westlichen Brille kommt (auch wenn sie rassismuskritisch etc. geschult ist) und so nehme ich bestimmte Dinge wahr und andere weniger. Das was mir besonders auffällt, ist das, was anders ist, als ich das gewohnt bin. Das was normal für mich ist, fällt mir nicht auf. Und über das Normale zu bloggen wirkt langweilig.
Was mache ich mit den Sachen, die ich kritikwürdig finde? Darf ich nicht drüber schreiben, weil ich damit westliche Dominanz reproduziere? Oder reproduziert das Nicht-darüber-Schreiben die westliche Dominanz? Trage ich durch das Auslassen von Kritik zur Romantisierung des Orients bei? Lasse ich dann Solidarität mit den Menschen hier vermissen, die sich gegen Missstände einsetzen?
Es ist gar nicht so einfach, mit dem Wissen um den eigenen orientalisierenden Blick und dem gleichzeitigen Wissen, dass Nicht-Thematisieren auch ein Problem ist, umzugehen
Seit gestern bin ich in Indien und habe mir vorgenommen, während dieser dreiwöchigen Reise regelmäßig zu bloggen. Mal sehen, ob das klappt.
Die ersten Tage verbringe ich bei meiner Bua (Tanter väterlicherseits) in Gurgaon, einer aufstrebenden Stadt in der Nähe von Delhi. Meine Nichte hat gerade die Prüfungen in der zehnten Klasse abgeschlossen und hat Ferien. Heute musste sie aber in die Schule, um sich für die weitere Schulzeit zu registrieren. Die Gelegenheit nutzten wir, um uns die Schule zeigen zu lassen.
Sie führt uns in ihr Klassenzimmer des letzten Jahres.
Im Eingangsbereich der Schule entdecke ich eine Tafel mit Fotos aus dem Schulalltag und einem Zeitungsartikel.
Meine Nichte will den non-medical Zweig der Schule einschlagen, um IT engineer zu werden. Die Arts-Fächer hält sie für die leichtesten (und uninteressantesten). Mal sehen, ob ich ihr was von meiner Begeisterung für diese Fächer vermitteln kann.
Nachtrag 20.03.12: Und heute über einen Spaziergang durch ein Neubauviertel:
Seit ein paar Jahren lebt meine Tante in einem recht komfortablen Wohnblock in einem Neubaugebiet in Gurgaon.
Meine Nichte meint allerdings, dass die Kinder auch in Zukunft da spielen könnten, wenn sie denn noch da sein würden. - Ich finde die Transformation von (Stadt)Landschaft hier in dem Neubaugebiet spannend.
Nachtrag 01.04.12: Heute nun über die Schwierigkeiten aus Indien zu bloggen, was mich aber trotzdem nicht davon abhält zu bloggen:
Bloggen aus Indien ist gar nicht so einfach. Worüber berichten? Worüber nicht? Und wie überhaupt? Natürlich will ich nicht den exotisierenden-orientalistischen Blick der westlichen Beobachterin reproduzieren. Aber wie das verhindern, denn schließlich bin ich doch die westliche Beobachterin, die mit ihrer westlichen Brille kommt (auch wenn sie rassismuskritisch etc. geschult ist) und so nehme ich bestimmte Dinge wahr und andere weniger. Das was mir besonders auffällt, ist das, was anders ist, als ich das gewohnt bin. Das was normal für mich ist, fällt mir nicht auf. Und über das Normale zu bloggen wirkt langweilig.
Was mache ich mit den Sachen, die ich kritikwürdig finde? Darf ich nicht drüber schreiben, weil ich damit westliche Dominanz reproduziere? Oder reproduziert das Nicht-darüber-Schreiben die westliche Dominanz? Trage ich durch das Auslassen von Kritik zur Romantisierung des Orients bei? Lasse ich dann Solidarität mit den Menschen hier vermissen, die sich gegen Missstände einsetzen?
Es ist gar nicht so einfach, mit dem Wissen um den eigenen orientalisierenden Blick und dem gleichzeitigen Wissen, dass Nicht-Thematisieren auch ein Problem ist, umzugehen
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