Sonntag, 29. April 2012
Deutschland und der Völkermord an den Armenier_innen
Die taz berichtet, dass auf einem Berliner muslimischen Friedhof zwei Täter des Völkermords an den Armenier_innen geehrt werden (und ihre Taten verschwiegen werden). Der SPD-Abgeordnete Özkaraca fragt nach, was Deutschlands Rolle im Schutz dieser Täter war:

"„Warum sind diese Männer hier begraben?“, fragt Özkaraca, „warum hat Deutschland diesen Menschen damals Unterschlupf gegeben?“"

Eine solche kritische Frage will sich der CDU-Politiker Dregger nicht stellen. In Verleugnung der lückenhaften deutschen Erinnerung behauptet er:

"Diese Frage stellt sich Burkhard Dregger, integrationspolitischer Sprecher der CDU, nicht. Seiner Ansicht nach kann die Türkei beim Thema Aufarbeitung viel von Deutschland lernen: „Es gibt keine andere Nation, die sich ihrer Geschichte so verantwortungsvoll und selbstkritisch stellt wie die deutsche Nation.“ Die Türkei solle auch hier Deutschland als Vorbild nehmen, so Dregger. "

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Sonntag, 18. März 2012
Antikommunismus und der Holocaust
Anlässlich der Wahl von Joachim Gauck zum Bundespräsidenten hat Efraim Zuroff in der taz über die Prager Erklärung, die von Gauck mit unterzeichnet wurde, geschrieben. Zuroff kritisiert, dass durch die Prager Erklärung nicht nur falscherweise die kommunistischen Regime mit dem Nazi-Regime gleichgesetzt werden, sondern dass damit auch (gerade zentral- und osteuropäischen Ländern) die Möglichkeit gegeben wird, die eigene Beteiligung am Holocaust zu leugnen. "Dazu passen die Ehrungen der SS in Lettland (siehe taz), meine Erfahrungen in der Tschechischen Republik und der polnische Film Sekret bei der Berlinale.

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Sonntag, 1. Januar 2012
Hambacher Fest
Vor ein Tagen war ich zum erstenmal auf dem Hambacher Schloß und habe mir die Ausstellung zum Hambacher Fest angeschaut. Die Ausstellung und auch unsere Ausstellungsführerin sind sehr bemüht, auch Frauen in der Ausstellung vorkommen zu lassen. Das ist sehr angenehm. Aber noch etwas unbeholfen, denn die Frauen kommen doch wieder nur als Nebenfiguren vor und Nebenbemerkungen von Männern werden zu emanzipatorischen Aussagen stilisiert (und in der Führung emanzipatorische Aussagen durch sexistische Rahmung abgemildert).

Zum Hambacher Fest und der Demokratiebewegung habe ich einiges gelernt. Insbesondere die Vielfältigkeit der Stimmen, wenn diese auch in der Ausstellung nicht wirklich hervorgehoben wurden (sondern eher von der Geschichtslehrerin mit der ich da war). Die Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit des Hambacher Festes zu beleuchten, wäre sehr spannend gewesen - aber natürlich weniger heroisch.

Interessant fand ich auch diese Tafel der Ausstellung:



Sie berichtet von Bücherverbrennungen beim ersten Wartburgfest der Burschenschaften 1817. Der napoleonische Code Civil und Literatur jüdischer Schriftsteller_innen wurden verbrannt. Da hatten die Burschenschaften damals schon Ähnlichkeiten mit denen heute.

Erschreckend (wenn auch nicht unerwartet) war auch die Reaktion einer Besucher_in auf die Frage, warum denn wohl Pol_innen am Hambacher Fest teilgenommen hätten und wohin sie wollten. Dass es polnische Revolutionär_innen waren, die ins freiheitliche Frankreich wollten, und nicht Wirtschaftsflüchtlinge, die ins gelobte Land Deutschland wollen, war erklärungsbedürftig.

Für Deutschnationales gab es leider in der Ausstellung viele Anknüpfungspunkte.

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Dienstag, 22. November 2011
Zwangsarbeiter_innen nicht Verfolgte
Aus einem taz-Artikel zur Besteuerung von Renten von ehemaligen Zwangsarbeiter_innen:

"Nach der Änderung des Gesetzes [...] sollen all jene, die nach dem Bundesentschädigungsgesetz als "Verfolgte" gelten, von der Regelung ausgenommen werden. Dazu gehören Personen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft "verfolgt worden sind" oder denen "Unrecht geschehen ist". Der Sprecher des für die Auslandsrenten zuständigen Finanzministeriums in Schwerin, Stephan Bliemel, bezweifelt aber, dass darunter automatisch alle Zwangs- und Ghettoarbeiter fallen werden. "

Behauptet der Ministeriumssprecher da tatsächlich, dass nicht davon auszugehen ist, dass alle Zwangs- und Ghettoarbeiter_innen Unrecht geschehen ist?

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Mittwoch, 31. August 2011
May-Ayim-Ufer


Am Montag wurde in Kreuzberg die Informationstafel zum May-Ayim-Ufer eingeweiht. Bei Kreuzbergführungen ist das ein guter Ort, um etwas über die postkoloniale Geschichte Berlins zu vermitteln.

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Freitag, 8. Januar 2010
Vergangenheit ruhen lassen
"Man soll doch endlich die Vergangenheit ruhen lassen. Schließlich steht die Siedlung schon 70 Jahre. Sieben Jahre davon hat sie SS-Zwecken gedient"

zitiert die taz einen Anwohner, der gegen die Erinnerung an die NS-Vergangenheit einer Berliner Siedlung ist. Andere Bewohner_innen begrüßen die Erinnerung. Nach dem Krieg wurden in der Siedlung Verfolgte und Widerstandskämpfer_innen angesiedelt. Von diesen kommt allerdings die Kritik, dass sie nicht in das Projekt mit einbezogen wurden und dass die Aufarbeitung nicht weit genug geht.

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Donnerstag, 16. Juli 2009
Reinwaschen
Die taz berichtet über die Verharmlosungen von Verbrechen von 'Deutschen' rund um die Ausstellung 'Die Gerufenen'.

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Dienstag, 3. Juni 2008
Ethnische Säuberung
""Die Vertreibung der Deutschen vor sechs Jahrzehnten war die größte ethnische Säuberung, die es je gab in Europa", erklärte Stewens unter dem Applaus der Vertriebenen." berichtete die taz über eine Rede der Vizeministerpräsidentin Bayerns. Dafür wurde sie auch kritisiert.

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Dienstag, 5. Februar 2008
Vorbilder
Die Stadt Bernstadt hat ihre Mittelschule nach dem Erfinder von 'Hitlers Wunderwaffe' Klaus Riedel benannt.

Die taz berichtet: "Dafür sei der Landkreis zuständig. Und der identifiziere sich nun mal stark mit Klaus Riedel." und führt weiter aus:

"Weyer, der an der Technischen Universität Dortmund forscht, hat sich intensiv mit den Raketenbauern aus der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. "Klaus Riedel hat zum innersten Führungszirkel in Peenemünde gehört", sagt er. In der dortigen Heeresversuchanstalt wurde die V2 entwickelt. "Er wusste, unter welchen Umständen die Raketen gebaut wurden, und ihm war völlig klar, dass es sich nicht um Weltraumraketen handelte." Eine Schule nach Riedel zu benennen hält Weyer demnach für "unverantwortlich". "Hätte er nach 1945 noch gelebt, hätte man ihn vor ein Kriegsgericht stellen müssen", sagt der Wissenschaftler."

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Donnerstag, 24. Januar 2008
Erinnern behindern
Die taz berichtet, dass die Deutsche Bahn nach wie vor den "Zug der Erinnerung" (an die Deportation per Bahn in die Vernichtungslager während des Nationalsozialismus) behindert:

"Während einfache Bahn-Mitarbeiter seit Monaten alles Mögliche versuchten, um die Fahrt des Gedenkzuges sicherzustellen, versuchten die Bahn-Oberen auf kaltem, meist finanziellem Wege, das Projekt zu torpedieren."

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