Samstag, 11. März 2006
Sprachlosigkeit
Urlaub. Fruehling, fast. Eine fremde Sprache. Ich verstehe (fast) nichts. Und kann noch weniger sagen. Auch mal gut, in der Position zu sein.

Nachtrag 20.03.06:: Das Verstehen und Verständigen ist gar nicht so das Problem. Das geht schon irgendwie. Mit Gesten, Mimik, Fremdsprachen und ein paar gelernten Worten. Schlimm ist es, so unhöflich zu sein. Anstatt: "Ich hätte gerne einen Tee mit Milch" einfach nur "Tee mit Milch" sagen zu können. Rudimentäre Sprache ohne jegliche Floskeln. So will ich eigentlich gar nicht sein. Aber es fällt mir auch nicht leicht, mal eben eine fremde Sprache zu lernen.

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Samstag, 4. Februar 2006
Zweisprachiger Schulunterricht in Bayern
"Die Schüler sollen sich auf natürliche Art und Weise mit dem beschäftigen, was zu Hause gesprochen wird. Das gehört auch zur Identität dazu.", erklärt Harald Niemair vom bayrischen Kulturministerium der taz. Deshalb gibt es jetzt Unterrichtsmaterialien, um in den Schulen die "Heimsprache" zu vermitteln. Allerdings nur für die drei Hauptdialekte Bayerns. Nicht für Türkisch oder Kanaksprak.

Sind die 'bayrischen' SchülerInnen so viel schlauer als die 'türkischen', dass sie gut mit Zweisprachlichkeit leben können? Oder haben sie eh keine Chancen, dass es nichts ausmacht, wenn sie kein Hochdeutsch lernen? Oder habe ich was falsch verstanden, und man kann doch in mehreren Sprachen lernen?

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Donnerstag, 2. Februar 2006
'Deutsche' ausgegrenzt
Der 'Bildgungsforscher' Klaus Hurrelmann unterstützt heute in der taz die Deutschpflicht auf Schulhöfen:

"Man muss sich vorstellen, wie das für Kinder ist, wenn ihre Sprache, die außerhalb der Schule völlig normal ist, zur Minderheitensprache wird und auf dem Schulhof überhaupt nicht gesprochen wird."

Ja, das muss man sich mal vorstellen. Wenn die 'deutschen' Kinder ähnliche Erfahrungen machen würden wie ihre 'ausländischen' MitschülerInnen, dann wäre das furchtbar. Aber nur für die, für die anderen nicht. Wäre offensichtlich auch kein pädagogischer Ausgangspunkt für eine Reflektion von Vielfalt, ihren Chancen und Schwierigkeiten. In der Zeit von Globalisierung und Internationalisierung.

PS: katunia hat kürzlich auch die Erfahrung gemacht, anders zu sein. Aber irgendwie schien sie das nicht so schlimm zu finden.

PPS: Wenn die in Baden-Württemberg Deutsch zur Pflichtsprache auf den Schulhöfen machen wollen, was meinen die da: Schwäbisch, Badisch, Alemannisch, etc. oder Hochdeutsch? Bei letzterem würden wieder viele 'deutsche' Kinder, die oben beschriebene Ausgrenzungserfahrung machen.

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Dienstag, 24. Januar 2006
Die Integrationsbeauftragte empfiehlt ...
"Deutschpflicht an Schulen sollte Schule machen".

Schon eine ganze Weile bekomme ich die Pressemitteilungen der Integrationsbeauftragten des Bundes per mail zugeschickt. Bis vor kurzen überflog ich sie kurz, und war zufrieden, dass Sinnvolles unterstützt wurde. Heute stockte ich erst beim Namen. Ach ja, es ist ja nicht mehr Marieluise Beck sondern Prof. Dr. Maria Böhmer. Hatte ich mal wieder den Regierungswechsel verdrängt. Beim Weiterlesen wird es dann noch schlimmer. Das kann sie doch nicht so meinen!

"Ja zu Deutsch im gesamten schulischen Leben heißt auch Ja zur Integration."

Sie ist tatsächlich der Meinung, dass es die 'Integration' fördert, wenn auf Pausenhöfen nur deutsch gesprochen wird. Vorbei sind offensichtlich die Zeiten, in denen die Integrationsbeauftragte nicht den xenophoben Mainstream unterstützt, differenzierte Sichtweisen eingebracht und für die Rechte von 'MigrantInnen' gestritten hat.

Prof. Dr. weiss offensichtlich nicht, dass Kinder die deutsche Sprache nicht dadurch lernen, dass ihnen ihre Muttersprache verboten wird. Dann wird sie auch nicht wissen bzw. es wird sie nicht interessieren, dass es Ansäzte gibt, die Mehrsprachigkeit in der Schule zu fördern und dadurch Sprachkompetenz zu erhöhen.

Wir sind schliesslich in Deutschland und in Deutschland wird Deutsch gesprochen. Schluss, fertig, aus. Es sei denn es handelt sich um eine elitäre internationale Schule. Da ist natürlich Mehrsprachigkeit etwas sinnvolles.

Ich war an einer solchen Schule, der Europäischen Schule Karlsruhe. Bei uns wurde in fünf Sprachen gesprochen und gelehrt, alle gleichberechtigt. Einige SchülerInnen und LehrerInnen konnten kaum Deutsch. Das war vollommen ok, denn alle waren 'Weiß'. Die paar wenigen SchülerInnen mit nicht-europäischen Hintergrund fielen nicht ins Gewicht - denn immerhin kamen wir fast alle aus privilegierten Schichten.

Wie sagt die GEW-Vizechefin Marianne Demmer in ihrer Kritik der taz: "Niemand hätte etwas dagegen, wenn sich die Schüler auf Englisch unterhalten." Vielleicht sollte es ehrlicherweise gleich Türkischverbot statt Deutschpflicht heissen.

Nachtrag 28.06.06: Für die Abwertung anderer Sprachen als der Deutschen an der Schule bekomt diese nun den Nationalpreis. Die taz berichtet:

"Die Herbert-Hoover-Realschule im Wedding erhält heute den mit 75.000 Euro dotierten Nationalpreis. Ausgezeichnet wird die Schule mit dem Lernschwerpunkt Deutsch für ihre in der Schulordnung festgeschriebene Regel, nach der innerhalb auf dem gesamten Gelände auch während der Pausen nur deutsch gesprochen werden soll.

"Schüler, Eltern und Lehrer der Herbert-Hoover-Schule haben die Identität stiftende Wirkung der gemeinsamen Sprache erkannt", heißt es in der Begründung des Senatspräsidenten der Deutschen Nationalstiftung, Kurt Biedenkopf. Und weiter: Die Schule habe "den Begriff der Nation durch ihr pragmatisches Verhalten mit Leben gefüllt" und nicht erst auf staatliche Regelungen gewartet."


Der Nationalpreis erscheint durch und durch national, und das in seiner ausschliessendsten Form. Die Nation definiert sich also über eine Sprache, die deutsche Sprache.

Das wird den 'Anderen Deutschen' aber nichts bringen. Sie scheitern nicht an fehlenden Deutschkenntnissen, sondern an struktureller Diskriminierung. Die taz titelt Medienrummel bringt noch keine Lehrstellen.

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