Freitag, 18. August 2006
Probleme abschieben
"Mehmet" darf nie wieder nach Deutschland titelt der Bayrische Rundfunk online und zitiert den bayrischen Innenminister:

"Mehmet wird damit auf Dauer keine Straftaten mehr in Deutschland begehen können", sagte Beckstein. Es bleibe zu hoffen, "dass er sich nun wenigstens in der Türkei einwandfrei verhält."

Hoffen kann man ja vieles, wahrscheinlich ist es aber wohl kaum. Nur warum soll die 'Türkei' ausbaden, was 'Deutschland' verbockt hat? Schliesslich ist 'Mehmet' hier zum Serienstraftäter geworden. Er ist 'Anderer Deutscher' auch wenn ihn alle 'Türke' nennen.

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Hallo, ich schon wieder ...

Ich weiß nicht, aber diese Argumentationskette ist sowas von schief, das kannst du doch nicht ernsthaft glauben.

In meinen Augen kann doch nicht Deutschland dafür verantwortlich gemacht werden, dass Mehmet zum Straftäter geworden ist. Wäre ja noch schöner, dass der Staat für die persönlichen Entwicklungen und Verfehlungen der Menschen zuständig ist.

Außerdem hätte "Mehmet" durchaus in Deutschland bleiben können. Nachdem er seine Eltern mit Gewalttätigkeiten und Todesdrohungen gequält hat, hätte er nur die 18 Monate Haft absitzen müssen. Er setzte sich aber lieber in die Türkei ab. Und muss dann bitteschön auch die Konsequenzen tragen.

Und selbst das wäre immer noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen.

Im Juni wurde ihm der Ausweisungsbescheid in die Türkei geschickt. Da er aber innerhalb eines Monats keine Rechtsmittel gegen den Bescheid eingelegt hat, ist dieser nun rechtskräftig. Das ist in meinen Augen durchaus eine rechtsstaatliche, demokratische und faire Vorgehensweise.

Wo liegt also das Problem?

P.S. Mehmet ist auch kein "anderer Deutscher", sondern Türke. Er hat einen türkischen Pass.

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hallo, ich auch nochmal...
und etwas ungehalten!

"mehmet" (hassan, mohammed, ali) gehen mir alle am allerwertesten vorbei, das konzept der "anderen deutschen" hingegen halte ich für eine brauchbares stück weltsicht, weil es einen blick weg von diesen scheinbaren eindeutigkeiten, klaren grenzen und perfiden ein- und ausschlüssen ermöglicht. dieses konzept ist hier offenbar nicht angekommen und das, obwohl urmila groß und breit auf einen artikel zum thema linkt.

hier ist die frage wieder einmal jene nach dem diskurs um sogenannte ausländer//innen und inländer//innen. was macht eine/n deutsch, deutscher, am deutschesten? formaljuristisch wohl der pass (die staatsbürgerschaft). im deutschen alltag sieht das ein wenig anders aus, da werden auch menschen mit deutschem pass nicht einfach so als deutsche wahrgenommen und behandelt - vielen schwarzen deutschen, eingebürgerten und menschen aus der zweiten generation mag es so gehen. fiese realität das.

und dann gibt es die, die hier geboren wurden oder deren eltern hier geboren wurden, die hier aufgewachsen sind und eben keinen deutschen pass haben...

all jene menschen fallen ins konzept "andere deutsche", weil vielleicht auch das land, die stadt, der kiez in dem eine/r lebt und sozialisiert wurde, zugehörigkeiten mit sich bringt und nicht nur jenes land, welches im pass steht.

vielleicht ist so ein mensch deutscher und türke und münchener und und und und.

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Ich kann auch ungehalten sein!
Kann es sein, katunia, das wir aneinander vorbei reden?

Mir ist es in erster Linie doch sch...egal, ob jemand einen deutschen Pass hat oder nicht, ob er sich als Deutscher fühlt (was immer das sein mag) oder als Zwergpinguin. Man darf sich allerdings auch als Türke fühlen - und wer weiß, vielleicht tut das Mehmet ja?

Fakt in dem obigen Fall ist, dass Mehmet für eine Riesen-Sauerei verurteilt wurde. Fakt ist auch, dass er sich in die Türkei verpisst hat, weil er für seine Taten nicht einsteht. Und Fakt ist ebenfalls, dass ich es für einen ausgemachten Schwachsinn halte, dem Staat dafür die Schuld zu geben, dass das Bübchen seinen Eltern mit dem Tod droht.

Ich halte einen Blog über "anders deutsch" für absolut interessant, bereichernd und gut. Aber völlig unkritisch jeden in Schutz zu nehmen, der "anders deutsch" ist oder sein soll oder sein will oder sein könnte, ist blind!

Es gibt A....löcher auf der Welt, welch Überraschung! Wichtig ist, dass wir Menschen nicht zu A....löchern machen, weil sie anders aussehen oder einen anderen Pass haben. Aber Mehmet hat sich wie ein A....loch verhalten - und möglicherweise ist er auch ein.

Ganz ehrlich: Ich bin froh, wenn ein A...loch weniger in Deutschland rumläuft. Und dabei ist es mir wurscht, welche Nationalität oder Hautfarbe es hat. Jeder hat sich (auch) in diesem Land zu benehmen! Das hat der kleine Pisser nicht getan.

Warum es dann die Türkei ausbaden soll? Sie können ihn ja wieder rausschmeißen. Aber leider hat unser Liebling einen türkischen Pass - da kann er sich als Deutscher, Münchner oder Zwergpinguin fühlen, wie er will.

Solidarität ist gut. Aber unkritische Solidarität ist gefährlich.

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hihi, klar schreiben wir aneinander vorbei
das liegt daran, dass du über "mehmet" schreibst und ich (und urmila übrigens auch!) über einen ausspruch von beckstein.

ich für meinen teil werde mich nicht auf das "fakten"rezitieren zum thema "mehmet" einlassen, weil er/es mich nicht interessiert.

der "fall mehmet" ist nur insofern interessant, als dass er offenbar genug brisanz hat, die diskurse und geisteshaltungen, kategorien und ausschlüsse unserer gesellschaft zum thema in/ausländer, andere, türken, deutsche, kriminalisierung etc. sichtbar zu machen.
becksteins ausspruch ist ein beispiel dafür und dein letzter kommentar - gespickt mit ach so vielen gepunkteten löchern und "pissern" (!) - auch.

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Dann ist ja gut. Dann habe ich alles einfach nur falsch verstanden ...

Ich für meinen Teil versuche, Zitale im Zusammenhang mit der faktischen Situation, in der sie entstanden sind, zu interpretieren. Denn losgelöst davon, kann man fast jedes Zitat in seinem eigenen Sinne entstellen. Was auch einem Beckstein nicht gerecht wird, so sehr ich - es mag dich überraschen - ihn und seine Ansichten in der Regel auch nicht teile.

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