Samstag, 4. März 2006
Anders oder nicht?
urmila, 19:07h
Es ist schon ein paar Jahre her. Ich hatte eine Veranstaltung organisiert. Stand im Business Outfit da, hatte ein Namenschild. Eine ältere Teilnehmerin stellt sich vor mich und will wissen, wo ich her bin. Ich denke mir, was will die, das geht die doch gar nichts an. Ausserdem ist das nun wahrlich nicht der Ort für einen Herkunftsdialog, schliesslich muss ich die Veranstaltung organisieren. Aber die Frau lässt nicht locker, lässt sich nicht Abschütteln. Sie insistiert, ich muss irgendwo anders herkommen, denn 1. mein Name zeigt das, 2. mein Aussehen zeigt das, 3. ist es an meiner Sprache zu erkennen. Ok, mein Name ist tatsächlich ein durch und durch 'indischer'. Ich mag vielleicht auch etwas 'indisch' aussehen. Aber meine Sprache? Ich bin in Karlsruhe aufgewachsen, hatte mal den Badischen Singsang, den habe ich aber schon lange abgelegt. Was nur ist an meiner Sprache so anders?
Vor ein paar Tagen dann sass ich mit FreundInnen in einer Kneipe. Wir unterhielten uns über dies und über das. Ich erzählte von meinem Forschungsprojekt, was ich daran so spannend finde. Es ging um Ausgrenzungserfahrungen. Da nahm ich dann Bezug auf meinen 'indischen' Vater. Die FreundInnen waren ganz überrascht. Einen 'indischen' Vater? So sehe ich gar nicht aus. Maximal 'Spanisch'.
Was nun? Bin ich so eindeutig anders oder nicht? Wer empfindet mich wann als anders? Wer nicht? Was passiert da? Und was hat das alles mit mir zu tun? Ein wahrlich spannendes Forschungsfeld.
Vor ein paar Tagen dann sass ich mit FreundInnen in einer Kneipe. Wir unterhielten uns über dies und über das. Ich erzählte von meinem Forschungsprojekt, was ich daran so spannend finde. Es ging um Ausgrenzungserfahrungen. Da nahm ich dann Bezug auf meinen 'indischen' Vater. Die FreundInnen waren ganz überrascht. Einen 'indischen' Vater? So sehe ich gar nicht aus. Maximal 'Spanisch'.
Was nun? Bin ich so eindeutig anders oder nicht? Wer empfindet mich wann als anders? Wer nicht? Was passiert da? Und was hat das alles mit mir zu tun? Ein wahrlich spannendes Forschungsfeld.
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maz,
Montag, 6. März 2006, 01:53
Hach, das ist sehr lustig. Meine Eltern waren vor kurzem mal Ski fahren, und die Leute wollten nicht glauben, dass es sich bei ihnen um Türken handelte... Mein Vater war gar nicht über die zweifelhafte Ehre erfreut, in seinen alten Jahren noch zu einem Spanier geadelt zu werden ("Gibt es überhaupt Schnee in Spanien", fragt er immer noch sehr betrübt -er denkt wohl genauso kategorisierend wie jene, die er kritisiert, das am Rande-, wenn ich ihn damit aufziehe und erzählt mir die Geschichten über schneebedeckte Berge seiner Heimat und darüber, wie er als einer der ersten in seinem Ort Ski fuhr -er hatte es wohl beim Militär gelernt- und wie gut er Ski fahren kann und ob überhaupt ein Spanier mit ihm aufnehmen könnte, usw. usf.)
Wenn man mich irgendwo nach meinem Beruf fragt und ich ihn dann nenne, dann kommt automatisch die Frage, "Fachhochschule?" (Nicht, dass ich was gegen Fachhochschulen hätte, dennoch traut man mir als Türke wohl einen deutschen Universitätsabschluss nicht zu - wo ich doch beinahe als Uni-Eiche in die Annalen meiner Hochschule eingegangen wäre ;-))
Am schlimmsten erwischt es aber meine Schwester. Sie, eine ehemalige Einskommanull-Abiturientin und sehr ehrgeizige Ärztin mit Doktortitel (Studium in Rekordzeit) muss sich geehrt fühlen, wenn sie mal für Krankenschwester gehalten wird und nicht, wie üblich, Friseuse (wobei sie ihre Klischee-Probleme häufiger mit Türken hat als mit Deutschen).
Ach, eigentlich ist das eine nie enden wollende Geschichte- und man arrangiert sich irgendwann mit der Situation und hat nur noch ein müdes Lächeln für all diese mehr oder weniger wohlmeinende Menschen übrig, die es noch nicht einmal merken, wie sehr sie jemanden verletzen.
Wenn man mich irgendwo nach meinem Beruf fragt und ich ihn dann nenne, dann kommt automatisch die Frage, "Fachhochschule?" (Nicht, dass ich was gegen Fachhochschulen hätte, dennoch traut man mir als Türke wohl einen deutschen Universitätsabschluss nicht zu - wo ich doch beinahe als Uni-Eiche in die Annalen meiner Hochschule eingegangen wäre ;-))
Am schlimmsten erwischt es aber meine Schwester. Sie, eine ehemalige Einskommanull-Abiturientin und sehr ehrgeizige Ärztin mit Doktortitel (Studium in Rekordzeit) muss sich geehrt fühlen, wenn sie mal für Krankenschwester gehalten wird und nicht, wie üblich, Friseuse (wobei sie ihre Klischee-Probleme häufiger mit Türken hat als mit Deutschen).
Ach, eigentlich ist das eine nie enden wollende Geschichte- und man arrangiert sich irgendwann mit der Situation und hat nur noch ein müdes Lächeln für all diese mehr oder weniger wohlmeinende Menschen übrig, die es noch nicht einmal merken, wie sehr sie jemanden verletzen.
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liam_dang,
Montag, 6. März 2006, 13:06
Ich denke dieses Thema steht einfach nicht mehr zur Diskussion und oft genug breit geredet. Wenn man in einem "fremden" Land verweilt, muss man damit leben, damit konfrontiert zu werden. Die Leute, die einem darauf ansprechen, sind zuweilen ungebildet oder untolerant, wenn nicht sogar persönlich unwichtig oder sind einfach auch nur neugierig. Also wieso sich über solche Menschen gedanken machen?
In Indien fragte mich auch jeder woher ich komme und was mein Name ist. Darüber zerbreche ich mir auch nicht den Kopf.
In Indien fragte mich auch jeder woher ich komme und was mein Name ist. Darüber zerbreche ich mir auch nicht den Kopf.
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urmila,
Montag, 6. März 2006, 13:12
Ich verweile nicht
in einem "fremden" Land. Es sei denn, ich bin im Urlaub.
Und in Indien fragen sie mich auch, woher ich komme. Da zerbreche ich mir dann auch manchmal den Kopf.
Und in Indien fragen sie mich auch, woher ich komme. Da zerbreche ich mir dann auch manchmal den Kopf.
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