Mittwoch, 18. April 2012
Eastgate
Der Westen verschiebt den Rassismus gerne in den Osten. In der Anklage der Anderen lässt sich der eigene Rassismus verdecken. In Berlin werden von West-Berliner_innen die ost-berliner Plattenbausiedlungen häufig pauschal als No-Go-Areas beschrieben. Jene, die meist noch nie in diesen gewesen sind, imaginieren sie gerne als homogen weiß und überhaupt frei von jeglichen Abweichungen der Norm (außer in Bezug auf Klasse natürlich).

Auch ich habe meine Bedenken gegen Marzahn, verstärkt durch einen Osterspaziergang dort vor ein paar Jahren. Auch ich habe Marzahn als weiß, heterosexuell, etc. imaginiert.

Die Mall Eastgate in Marzahn.


Allerdings war ich Anfang des Jahres häufiger im Eastgate und wurde eines besseren belehrt. Marzahn ist nicht weiß. Einige Vertragsarbeitenden aus Vietnam haben verhindern können, in der Wendezeit abgeschoben zu werden, und sind noch immer da. Ihre Kinder sind inzwischen Jugendliche und im Stadteil unterwegs. Weitere Migrant_innen aus Vietnam sind dazu gekommen. Eine sichtbare nicht-weiße Bevölkerung ist entstanden.

Im Eastgate fallen mir auch immer wieder Frauenpaare auf, die sehr klar als Paar zu erkennen sind.

Marzahn entspricht also nicht dem homogenen Bild, dass aus einer Westperspektive gezeichnet wird. Unproblematisch ist der Stadteil aber nicht. Ein paar Straßen weiter vom Eastgate fand ich diesen Zeitungsständer:

Zeitungsständer in Marzahn mit allerhand rechten Zeitungen.


Soviele rechte Zeitungen auf einmal habe ich (so weit ich mich erinnern kann) noch nie öffentlich angeboten gesehen.

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nazizeitungen ...
... sind nicht nur marzahn-spezifisch, sondern leider berlinweit anzutreffen. "unproblematisch" ist m.e. kein bezirk wirklich. ich boykottiere z.b. seit jahren einen edeka im ach so hippen, alternativen friedrichshain, der diverse nazipostillen im sortiment hat (habe die geschäftsführung darauf angesprochen, die absolut ignorant reagiert habt). im tiefsten neukölln stand ich letztens auch fassungslos vor einer ähnlichen auslage, wie du sie im foto festgehalten hast. auch im bahnhof lichtenberg finden nazis, die des lesens mächtig sind, (un-)geistige nahrung. von provinzbahnhöfen (mein persönlicher no-go-kiosk: bahnhof elsterwerda) ganz zu schweigen.

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