Donnerstag, 24. Februar 2011
Impressionen zum antimuslimischen Rassismus
Dass ich seit Anfang Februar fast nicht gebloggt habe, hat nicht damit zu tun, dass es nichts zu bloggen gegeben hätte (es fehlte einfach die Zeit). Aus dieser Woche ein bisschen was zum Thema antimuslimischer Rassismus:

Cigdem Akyol schreibt in der taz darüber, dass islamisches Recht in Deutschland tatsächlich angewandt wird. Auch wenn zwischendurch mal darauf hingewiesen wird, dass dies nicht für islamisches Recht gilt:

"Der Erlanger Islamwissenschaftler Mathias Rohe erklärt, das Nebeneinander der Rechtssysteme sei Ausdruck der Globalisierung. "Wir wenden islamisches Recht genauso an wie französisches", sagt er."

erweckt der Artikel doch den Eindruck, das wäre islamisches Sonderrecht. Es wird nicht ausgeführt, dass im Privatrecht in Deutschland, das Heimatrecht gilt. Darin wird den Personen mehr Bezug zu dem Land ihrer Staatsbürger_innenschaft unterstellt als zu Deutschland, und sie deshalb dem Recht unterworfen.

Akyol schreibt auch zu Großbritannien: "Die Mehrheit stammt aus Indien und Pakistan - aus Gegenden, in denen die Rechtsauslegung per Scharia schon eine sehr lange Tradition hat."

Das stimmt so nicht ganz. In Indien, wie in anderen ehemaligen britischen Kolonien, gilt das plurale personal law. Privatrechtlich gibt es mehrere Rechtssysteme je nachdem welcher Religion/ Gemeinschaft mensch angehört. In Indien gibt es daher unter anderem christliches, hinduistisches, islamisches und staatliches Familienrecht. Das islamische ist durch die Scharia geprägt, das christliche durch die Bibel, etc.

Auch Martin Reicherts Artikel über eine Diskussion zu Muslimen und Homosexualität ist vom Nichtverstehen(wollen) geprägt. Das Hinterfragen des Diskurses, den insbesondere Maria do Mar Castro Varela, fordert, scheint (oder will) er nicht zu verstehen. Reichert tut mal wieder so, als ob er der einzige ist, der sich für die unterdrückten muslimischen/migrantischen Homosexuellen/Schwulen einsetzt. Muslimisch und migrantisch geht bei ihm in eins über, homosexuell und schwul auch. Castro Varela ist für ihn aber nur lesbisch udn damit nicht kompetent: "Es ist schwierig, an einem Sonntagmittag über Analverkehr zu sprechen."

In der Printtaz schaft es die taz dann beim Untertitel des Bildes sowohl Castro Varelas wie Sezgins Name falsch zu schreiben. Beck und Emcke bekommt sie aber hin.

Ein Artikel von Mirjam Schmitt zu einem Planspeil Junge Islam Konferenz zeigt, wie junge Menschen erst durch die öffentlichen Debatten zu Muslimen werden:

"Mit ihrem Verein DeuKische Generation setzt sich die 22-jährige Studentin zwar schon lange für die Interessen türkischstämmiger Jugendlicher ein, Religion spielt in dem Verein aber keine Rolle. "Meine Eltern haben mich säkular erzogen. Erst als ich bei einer Podiumsdiskussion als Muslimin vorgestellt wurde, habe ich gemerkt, dass ich mich mit dem Thema Islam auseinandersetzen muss", sagt Aylin Selcuk."

Die taz berichtet zudem darüber, dass Menschen, die für Muslime gehalten werden, pauschal unter Terrorverdacht stehen:

"Wer aus einem muslimisch geprägten Land stammt, gilt in Deutschland als potenzielles Risiko. Bei Beantragung oder Verlängerung eines Aufenthaltstitels wurden 2010 über 24.000 Menschen zu möglichen Terrorkontakten befragt. Davon waren vor allem Muslime betroffen."

Natürlich distanzieren sich die Behördenvertreter_innen davon, antimuslimisch zu handeln: "Laut einem Sprecher des bayerischen Innenministeriums sei aber nicht ein muslimischer Hintergrund der Befragten entscheidend für die Überprüfungen, sondern ob im Herkunftsland Terrororganisationen aktiv sind."

Werden da auch Menschen aus Irland oder Spanien befragt? Oder geht es nur um muslimische Terrororganisationen?

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