Donnerstag, 19. Juni 2008
Umang mit der eigenen Reproduktion von Rassismus
urmila, 12:35h
Als ich Anfang Juni den taz-Titel Onkel Baracks Hütte gesehen habe, war mir unwohl damit, aber ich konnte es nicht einordnen. Ich wusste nicht, welche Bedeutung Onkel Toms Hütte für Schwarze/ in den USA hat. Also habe ich es erst einmal so stehen lassen.
Viele aber haben sich bei der taz beschwert oder aber an anderer Stelle über den Rassismus in der Schlagzeile geschrieben. Die erste taz-Reaktion war so unsoverän wie vor kurzem bei der Kritik wegen der Verwendung des N-Worts. Anstatt die Kritik gleich Ernst zu nehmen, wurde sie als erstes in der Glosse verboten lächerlich gemacht:
"... tja, wie soll man das nun nennen, okay: "weißen" Haus auf der Seite 1 druckte und dazu, wie von Sinnen, mit dem brandgefährlichen Satz "Onkel Baracks Hütte" schlagzeilte ..."
Im wesentlichen machte sich verboten dann darüber lustig, dass es ja lächerlich sei, wenn nicht mehr 'weiß' oder 'schwarz' geschrieben werden darf. Obwohl es darum gar nicht ging.
Erst am nächsten Tag brachte die taz dann einen redaktionellen Beitrag unter dem Titel Ist dieser Titel rassistisch? zum Thema. Ein Redakteur durfte dem widersprechen, der andere zustimmen. Zudem wurde eine Reihe von LeserInnenbriefen abgedruckt, zwei die den rassistischen Gehalt der Schlagzeile analysierten und einen, der ganz im Stile von verboten die Kritik ins lächerliche zieht und dabei allerdings ungewollt den Kern trifft:
"Habe eben auf Spiegel-Online gelesen, dass mal wieder ein Betroffenheitsgeheule durch das Land gellt. Dieses reflexhafte Übelnehmen und die Humorlosigkeit von einigen Minderheiten im Lande macht mich langsam säuerlich.
Heute Morgen habe ich noch arglos gelächelt, als ich eure Schlagzeile las. Jetzt hat mich dieses Lächeln geoutet: ich bin ein Rassist! Und nun muss ich bekennen: ich habe auch mal das Buch von Harriet Beecher Stowe gelesen. Wahrscheinlich ist das an meinem Rassismus überhaupt erst schuld! ..."
Rasisstische Argumentationsmuster lassen sich in diesem LeserInnenbrief ganz sicher ablesen. Und an diesen ist die Lektüre von Bücher wie Onkel Toms Hütte sicher auch beteiligt. Üblich ist auch, dass die eigene Verwobenheit in rassistische Denkstrukturen geleugnet und stattdessen jene, die auf Rassismen hinweisen, angeklagt werden.
Dass in Zeitungen wie der taz und auch in LeserInnenbriefen immer wieder rassistische Argumentationsmuster und Denkstrukturen reproduziert werden, ist zwar nicht schön, aber wohl leider nicht zu vermeiden. Schließlich leben wir in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft und keine von uns ist frei von Rassismen (um das hier nochmal klar zu sagen: auch ich nicht). Damit müssen wir leben.
Womit ich aber nicht leben will - und schon gar nicht als taz-Leserin - ist, dass wenn auf diese Rassismen hingewiesen wird, als erstes nur Abwehr kommt und die KritikerIn lächerlich gemacht wird. Ein souveräner Umgang mit der eigenen Verwobenheit in Rassismen wäre es jede Kritik erst einmal Ernst zu nehmen, sie wert zu schätzen, sie auf sich selbst zu beziehen, zu überlegen, wie die eigene ständige Reproduktion von Rassismen verringert werden kann. Eine solche kritische Reflektionsfähigkeit und Willen zum Lernen erwarte ich von einer Zeitung wie der taz.
Denn das schätze ich ja auch an der taz: dass sie immer wieder Stimmen einen Raum gibt, die Rassismus, Sexismus, etc. anprangern. Und dass sie auch manchmal zeigt, dass sie sich selbst in Frage stellen kann. So kritisiert Hilal Szegin zum Beispiel in ihrem Beitrag Hinter den Hecken die Reproduktion von Sexismen in der taz.
Nachtrag 08.07.09: Gerade scheint die Redaktion auch etwas Schwierigkeiten zu haben, mit den Reaktionen auf ihren transphoben Artikel umzugehen. Einen kritischen Kommentar online kommentiert die Redaktion:
"***Anmerkung der Redaktion: Haben Sie auch ein Argument gegen den Beitrag anzubringen?"
Auch hier wäre kritische Selbstreflektion und eine lernende Zeitung angesagt.
Nachtrag 08.07.08: Heute in der Rubrik verboten (zum Thema Ekel-Käse) mal wieder ein Beispiel dafür, wie wenig souverän die taz-Redaktion mit Kritik umgehen kann:
"Viele Bürgerinnen, Bürger und natürlich alle geschlechtlich irgendwo dazwischen angesiedelten Lebensformen in Deutschland ... "
Viele aber haben sich bei der taz beschwert oder aber an anderer Stelle über den Rassismus in der Schlagzeile geschrieben. Die erste taz-Reaktion war so unsoverän wie vor kurzem bei der Kritik wegen der Verwendung des N-Worts. Anstatt die Kritik gleich Ernst zu nehmen, wurde sie als erstes in der Glosse verboten lächerlich gemacht:
"... tja, wie soll man das nun nennen, okay: "weißen" Haus auf der Seite 1 druckte und dazu, wie von Sinnen, mit dem brandgefährlichen Satz "Onkel Baracks Hütte" schlagzeilte ..."
Im wesentlichen machte sich verboten dann darüber lustig, dass es ja lächerlich sei, wenn nicht mehr 'weiß' oder 'schwarz' geschrieben werden darf. Obwohl es darum gar nicht ging.
Erst am nächsten Tag brachte die taz dann einen redaktionellen Beitrag unter dem Titel Ist dieser Titel rassistisch? zum Thema. Ein Redakteur durfte dem widersprechen, der andere zustimmen. Zudem wurde eine Reihe von LeserInnenbriefen abgedruckt, zwei die den rassistischen Gehalt der Schlagzeile analysierten und einen, der ganz im Stile von verboten die Kritik ins lächerliche zieht und dabei allerdings ungewollt den Kern trifft:
"Habe eben auf Spiegel-Online gelesen, dass mal wieder ein Betroffenheitsgeheule durch das Land gellt. Dieses reflexhafte Übelnehmen und die Humorlosigkeit von einigen Minderheiten im Lande macht mich langsam säuerlich.
Heute Morgen habe ich noch arglos gelächelt, als ich eure Schlagzeile las. Jetzt hat mich dieses Lächeln geoutet: ich bin ein Rassist! Und nun muss ich bekennen: ich habe auch mal das Buch von Harriet Beecher Stowe gelesen. Wahrscheinlich ist das an meinem Rassismus überhaupt erst schuld! ..."
Rasisstische Argumentationsmuster lassen sich in diesem LeserInnenbrief ganz sicher ablesen. Und an diesen ist die Lektüre von Bücher wie Onkel Toms Hütte sicher auch beteiligt. Üblich ist auch, dass die eigene Verwobenheit in rassistische Denkstrukturen geleugnet und stattdessen jene, die auf Rassismen hinweisen, angeklagt werden.
Dass in Zeitungen wie der taz und auch in LeserInnenbriefen immer wieder rassistische Argumentationsmuster und Denkstrukturen reproduziert werden, ist zwar nicht schön, aber wohl leider nicht zu vermeiden. Schließlich leben wir in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft und keine von uns ist frei von Rassismen (um das hier nochmal klar zu sagen: auch ich nicht). Damit müssen wir leben.
Womit ich aber nicht leben will - und schon gar nicht als taz-Leserin - ist, dass wenn auf diese Rassismen hingewiesen wird, als erstes nur Abwehr kommt und die KritikerIn lächerlich gemacht wird. Ein souveräner Umgang mit der eigenen Verwobenheit in Rassismen wäre es jede Kritik erst einmal Ernst zu nehmen, sie wert zu schätzen, sie auf sich selbst zu beziehen, zu überlegen, wie die eigene ständige Reproduktion von Rassismen verringert werden kann. Eine solche kritische Reflektionsfähigkeit und Willen zum Lernen erwarte ich von einer Zeitung wie der taz.
Denn das schätze ich ja auch an der taz: dass sie immer wieder Stimmen einen Raum gibt, die Rassismus, Sexismus, etc. anprangern. Und dass sie auch manchmal zeigt, dass sie sich selbst in Frage stellen kann. So kritisiert Hilal Szegin zum Beispiel in ihrem Beitrag Hinter den Hecken die Reproduktion von Sexismen in der taz.
Nachtrag 08.07.09: Gerade scheint die Redaktion auch etwas Schwierigkeiten zu haben, mit den Reaktionen auf ihren transphoben Artikel umzugehen. Einen kritischen Kommentar online kommentiert die Redaktion:
"***Anmerkung der Redaktion: Haben Sie auch ein Argument gegen den Beitrag anzubringen?"
Auch hier wäre kritische Selbstreflektion und eine lernende Zeitung angesagt.
Nachtrag 08.07.08: Heute in der Rubrik verboten (zum Thema Ekel-Käse) mal wieder ein Beispiel dafür, wie wenig souverän die taz-Redaktion mit Kritik umgehen kann:
"Viele Bürgerinnen, Bürger und natürlich alle geschlechtlich irgendwo dazwischen angesiedelten Lebensformen in Deutschland ... "
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