Dienstag, 15. Januar 2008
Unwort
urmila, 17:38h
Wenn ich mich recht erinnere, wurde der Begriff 'Herdprämie' geprägt, um einen konservativen Politikansatz zu kritisieren. Der Begriff wendet sich gegen die bevorzugte Förderung der heteronormativen Ernährerfamilie, in der die Ehefrau und Mutter an das Haus und die Kinder gebunden und in Abhängigkeit des Mannes gehalten wird. Er ist auch eine Reaktion auf die massive Abwehrhaltung konservativer PolitikerInnen gegen eine Förderung von Krippenplätzen. Er kritisiert einen Diskurs und dessen strukturelle Verankerung. Er kritisiert die Verweigerung von Wahlfreiheit für Frauen. Er kritisiert nicht Frauen, die Hausarbeit machen.
Warum ist 'Herdprämie' nun Unwort des Jahres?
Nachtrag 16.01.08: Cosima Schmitt formuliert in der taz auch ein Unbehagen mit der Wahl des Unwort des Jahres.
Warum ist 'Herdprämie' nun Unwort des Jahres?
Nachtrag 16.01.08: Cosima Schmitt formuliert in der taz auch ein Unbehagen mit der Wahl des Unwort des Jahres.
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mark793,
Mittwoch, 16. Januar 2008, 16:58
Dieses Unbehagen,
das die taz hier thematisiert, kann ich nicht so recht nachvollziehen. Ich denke nicht, dass die Wahl von "Herdprämie" zum Unwort des Jahres ebenjenen Kräften Auftrieb verleihen könnte, die Frauen am liebsten in der traditionellen Rolle am Herd sehen wollen. Um diese Gefahr als akut zu betrachten, muss man wirklich um etliche Ecken denken. Aber richtig ist natürlich, dass sich der Begriff gleich in mehreren Richtungen instrumentalisieren lässt.
Ich muss indes gestehen, dass ich den Begriff eigentlich nicht mit "Heimchen am Herd" und Familienwunschbildern aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts assoziiert hätte. Das liegt aber daran, dass ich als nicht voll heimarbeitender Vater, der zusammen mit seiner voll erwerbstätigen Frau versucht, einen anderen Entwurf zu leben und seiner Tochter ohne Bezug einer Herdprämie oder einer sonstigen staatlichen Zusatzleistung ein guter (auch im Sinne von: präsenter) Vater zu sein, nicht nur metaphorisch gesprochen am Herd stehe - sondern tatsächlich den überwiegenden Teil der Hausarbeit leiste während meine Frau da draußen im Business ist.
Das ist mittlerweile in unseren Kreisen gar nicht mehr so exotisch. Und ich habe auch nicht den Eindruck, dass staatliche Maßnahmen (oder deren Fehlen) großen Einfluss auf die Attraktivität dieses Modells haben. Im Lichte dieser interessanten Erfahrung frage ich mich aber manchmal schon, in welcher Welt diverse Familienpolitiker eigentlich leben. Und das mache ich gar nicht mal so sehr an der Partei oder auf der Rechts-Links-Skala fest, schließlich ist selbst die Lebensgefährtin des Linksauslegers O. Lafontaine schon mit extrem wertkonservativen Einlassungen zu diesen Fragen aufgefallen.
Ich muss indes gestehen, dass ich den Begriff eigentlich nicht mit "Heimchen am Herd" und Familienwunschbildern aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts assoziiert hätte. Das liegt aber daran, dass ich als nicht voll heimarbeitender Vater, der zusammen mit seiner voll erwerbstätigen Frau versucht, einen anderen Entwurf zu leben und seiner Tochter ohne Bezug einer Herdprämie oder einer sonstigen staatlichen Zusatzleistung ein guter (auch im Sinne von: präsenter) Vater zu sein, nicht nur metaphorisch gesprochen am Herd stehe - sondern tatsächlich den überwiegenden Teil der Hausarbeit leiste während meine Frau da draußen im Business ist.
Das ist mittlerweile in unseren Kreisen gar nicht mehr so exotisch. Und ich habe auch nicht den Eindruck, dass staatliche Maßnahmen (oder deren Fehlen) großen Einfluss auf die Attraktivität dieses Modells haben. Im Lichte dieser interessanten Erfahrung frage ich mich aber manchmal schon, in welcher Welt diverse Familienpolitiker eigentlich leben. Und das mache ich gar nicht mal so sehr an der Partei oder auf der Rechts-Links-Skala fest, schließlich ist selbst die Lebensgefährtin des Linksauslegers O. Lafontaine schon mit extrem wertkonservativen Einlassungen zu diesen Fragen aufgefallen.
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