Donnerstag, 31. August 2006
Unsichtbare Lesben
An der Diskussion um das geplante Mahnmal an die Verfolgung Homosexueller in Nazi-Deutschland beteiligt sich Maren Kroymann in der taz. Sie plädiert dafür, dass auch explizit der verfolgten Lesben gedacht wird, auch wenn diese eine andere Form der Verfolgung als die Schwulen erfahren haben.

"Dass wir Lesben in der Gesellschaft heute immer noch so viel weniger sichtbar sind als die schwulen Männer, dass es immer noch so lähmend wenige Promilesben gibt, die souverän dazu stehen, vor allem unter den älteren, hängt auch mit dieser Tradition der verinnerlichten Selbstauslöschung zusammen - die es im Übrigen nicht erst seit den Nazis gibt und die mit den Nazis auch nicht aufgehört hat. Es ist ein Patriarchatsphänomen. Selbst bei einer verachteten Minderheit gibt es noch Rangunterschiede nach Geschlechtszugehörigkeit.

Das Mahnmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus, das jetzt zur Rede steht, soll die Toten würdigen, an die erinnern, die ihrer sexuellen Orientierung wegen litten. Es soll aber auch für die Menschen heute gelten. Denn es gibt sie noch, die Ausgrenzung, die Diskriminierung, die Repression, deren Leidtragende wir mit diesem Mahnmal betrauern. Es gibt sie in anderer Form, aber basierend auf denselben Vorurteilen.

Um Ressentiments, ja Homophobie zu erleben, müssen wir nicht unbedingt nach Polen fahren. Es reicht auch, sagen wir mal, Baden-Württemberg. Oder Berlin-Neukölln. Ein Mahnmal ohne Lesben aber heißt, dass unser Nichtvorhandensein auf höchster symbolischer Ebene sanktioniert wird."


Nachtrag 01.09.06: In einem Leserinnenbrief weist eine Leserin darauf hin, dass auch Lesben von den Nazis verfolgt wurden:

"Lesben erhielten als "perverse Volksschädlinge" meist den "schwarzen", also den "asozialen" Winkel."

... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.