Montag, 27. Februar 2023
Loitering
urmila, 17:05h
Bei einem Workshop letzte Woche sprach Shilpa Phadke über Loitering, also über das Recht von Frauen*, sich einfach so im öffentlichen Raum aufzuhalten. Ohne dass ihnen der Vorwurf gemacht wird, deshalb für etwaige Übergriffe verantwortlich zu sein. Es geht um Sicherheit, Freiheit und öffentlichen Raum. Es geht um die Kontrolle von Frauen*körpern, ihre Verbannung aus dem öffentlichen Raum und damit die Einschränkung ihrer Handlungsmöglichkeiten.
Beim Zuhören hat sich das Thema in meinem Kopf weiterbewegt. Verbunden mit dem Thema Sicherheit, gerade auch für Frauen*, aber nicht nur, ist auch das Autofahren der Ober-/und oberen Mittelklasse. Da es im öffentlichen Raum nicht sicher genug ist, fahren sie überallhin bzw. lassen sich überallhin fahren. Am liebsten mit einem großen SUV.
Die Metro mit ihrem Frauenabteil wäre zwar auch sicher (und sauber). Aber die hat das Last Mile-Problem. Die Haltestellen sind weit auseinander und mensch muss erstmal zur und von der Metrostation kommen. Wenn mensch nicht läuft, ist da da wieder ein Auto/eine Auto-Rikscha nötig.
Und Ober- und Mittelklasse-Inder_innen laufen eher nicht. Aus Sicherheitsgründen, aber auch weil sie gar nicht auf die Idee kommen. Als nach dem Workshop der Fahrer der einen Kollegin nicht zur Verfügung stand und sie nicht so recht wusste wie sie nach hause kommen soll, bot ich ihr an, dass ich mit ihr laufe, etwa 1,5 km. Davon ein guter Teil durch den Lodi Garden. Sie hat bereitwillig zugestimmt. Im zweiten Teil des Weges merkte ich dann aber, dass es nicht so ein toller Fußweg ist. Wir mussten zwei Roundabouts und eine Kreuzung mit viel Verkehr (vor allem SUVs und ein paar Busse) queren und das ohne Überwege für Zufußgehende. Nicht so nett. Ich kann verstehen, wenn sie das nicht täglich mehrfach machen will. Am Wochenende ist sie dann aber nochmal mit einem Freund aus Oxford zu Fuß gegangen. Sie meinte, von ihren indischen Freund_innen käme niemand auf so eine Idee, aber so schlecht sei die gar nicht. Angst vor Übergriffen hat sie aber weiter.
Am Tag zuvor hatte es beim Workshop noch Buffet gegeben. Danach ging es in der Dunkelheit nach hause. Die Kollegin machte sich Sorgen um mich, die ich zu Fuß gehen wollte. Der Weg waren keine 10 Minuten. Eigentlich. Denn durch den Park konnte ich um die Zeit nicht mehr gehen. Ich musste an der Strasse lang. Und ich konnte nicht durch mein normales Fußgänger_innentor in der Gated Community gehen. Das war schon geschlossen. Ich weiss nicht genau, wann es geschlossen wird. Irgendwann zwischen 19 und 21 Uhr. Und dann verlängert sich mein Weg um gut 5 Minuten, denn ich muss zum Haupteingang gehen und zurück. Das ist natürlich unsicherer, weil mehr Gefahr von Autos und Hunden.
Die Gated Communities sollen ihre Bewohner_innen schützen. Vor den Ungewollten, den Armen, den Gefährlichen? Es gibt nur ein paar Tore. Bei uns tagsüber mehrere für Zufußgehend und drei für Autos. Ab 21 Uhr nur noch das Haupttor. Wenn ich von der Metro komme, ist das ein Umweg von 10 Minuten und führt mich durch einsamere Gegenden. Dass die geschlossenen Tore die Wege für Zufußgehende unsicherer machen, ist denn meisten aber wohl nicht bewusst. Denn sie gehen nicht zu Fuß. Sie lassen sich fahren (und gefährenden damit die Zufußgehenden weiter).
Ihre Sicherheitssuche schränkt sie aber natürlich auch ein. Auch sie müssen Umwege fahren. Auch sie müssen ihre Wege danach einstellen. Auch sie müssen überlegen, bis wann sie zu hause sein müssen, um noch anzukommen. Das Sicherheitsdenken strukturiert auch das Leben von reichen Männern* und schränkt sie ein.
Damit bin ich ziemlich vom Thema Loitering weggekommen, aber die Frage von (scheinbarer) Sicherheit und öffentlichem Raum ist damit verbunden. Ich finde es spannend, wie sehr die Reichen sich selbst einschränken und dabei Andere oder auch sich selbst gefährden.
Beim Zuhören hat sich das Thema in meinem Kopf weiterbewegt. Verbunden mit dem Thema Sicherheit, gerade auch für Frauen*, aber nicht nur, ist auch das Autofahren der Ober-/und oberen Mittelklasse. Da es im öffentlichen Raum nicht sicher genug ist, fahren sie überallhin bzw. lassen sich überallhin fahren. Am liebsten mit einem großen SUV.
Die Metro mit ihrem Frauenabteil wäre zwar auch sicher (und sauber). Aber die hat das Last Mile-Problem. Die Haltestellen sind weit auseinander und mensch muss erstmal zur und von der Metrostation kommen. Wenn mensch nicht läuft, ist da da wieder ein Auto/eine Auto-Rikscha nötig.
Und Ober- und Mittelklasse-Inder_innen laufen eher nicht. Aus Sicherheitsgründen, aber auch weil sie gar nicht auf die Idee kommen. Als nach dem Workshop der Fahrer der einen Kollegin nicht zur Verfügung stand und sie nicht so recht wusste wie sie nach hause kommen soll, bot ich ihr an, dass ich mit ihr laufe, etwa 1,5 km. Davon ein guter Teil durch den Lodi Garden. Sie hat bereitwillig zugestimmt. Im zweiten Teil des Weges merkte ich dann aber, dass es nicht so ein toller Fußweg ist. Wir mussten zwei Roundabouts und eine Kreuzung mit viel Verkehr (vor allem SUVs und ein paar Busse) queren und das ohne Überwege für Zufußgehende. Nicht so nett. Ich kann verstehen, wenn sie das nicht täglich mehrfach machen will. Am Wochenende ist sie dann aber nochmal mit einem Freund aus Oxford zu Fuß gegangen. Sie meinte, von ihren indischen Freund_innen käme niemand auf so eine Idee, aber so schlecht sei die gar nicht. Angst vor Übergriffen hat sie aber weiter.
Am Tag zuvor hatte es beim Workshop noch Buffet gegeben. Danach ging es in der Dunkelheit nach hause. Die Kollegin machte sich Sorgen um mich, die ich zu Fuß gehen wollte. Der Weg waren keine 10 Minuten. Eigentlich. Denn durch den Park konnte ich um die Zeit nicht mehr gehen. Ich musste an der Strasse lang. Und ich konnte nicht durch mein normales Fußgänger_innentor in der Gated Community gehen. Das war schon geschlossen. Ich weiss nicht genau, wann es geschlossen wird. Irgendwann zwischen 19 und 21 Uhr. Und dann verlängert sich mein Weg um gut 5 Minuten, denn ich muss zum Haupteingang gehen und zurück. Das ist natürlich unsicherer, weil mehr Gefahr von Autos und Hunden.
Die Gated Communities sollen ihre Bewohner_innen schützen. Vor den Ungewollten, den Armen, den Gefährlichen? Es gibt nur ein paar Tore. Bei uns tagsüber mehrere für Zufußgehend und drei für Autos. Ab 21 Uhr nur noch das Haupttor. Wenn ich von der Metro komme, ist das ein Umweg von 10 Minuten und führt mich durch einsamere Gegenden. Dass die geschlossenen Tore die Wege für Zufußgehende unsicherer machen, ist denn meisten aber wohl nicht bewusst. Denn sie gehen nicht zu Fuß. Sie lassen sich fahren (und gefährenden damit die Zufußgehenden weiter).
Ihre Sicherheitssuche schränkt sie aber natürlich auch ein. Auch sie müssen Umwege fahren. Auch sie müssen ihre Wege danach einstellen. Auch sie müssen überlegen, bis wann sie zu hause sein müssen, um noch anzukommen. Das Sicherheitsdenken strukturiert auch das Leben von reichen Männern* und schränkt sie ein.
Damit bin ich ziemlich vom Thema Loitering weggekommen, aber die Frage von (scheinbarer) Sicherheit und öffentlichem Raum ist damit verbunden. Ich finde es spannend, wie sehr die Reichen sich selbst einschränken und dabei Andere oder auch sich selbst gefährden.
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