Montag, 31. Januar 2011
Keine ökonomische Rationalität
Im Kontext von Migration wird häufig behauptet, dass es ökonomische Gründe für die Auschlüsse von Migrant_innen gäbe. Sie würden Arbeitsplätze wegnehmen oder nur die Sozialsysteme belasten, sind Standardargumente. Es gibt unzählige ökonomische Studien dazu, ob Migrant_innen nun der Volkswirtschaft nutzen oder nicht.

Als ich Ende der 90er bei der Ausländerbeauftragten des Bundes ein Praktikum gemacht habe, wurde mir als Volkswirtin die Aufgabe erteilt, diesen Fragen nachzugehen, um so Argumente für Migration zu finden. Wer nach Pro-Argumenten sucht, findet die. Wer nach Contra-Argumenten sucht, ist auch erfolgreich. Am Ausschluss ändert beides nichts. Denn mir wurde schnell klar, dass die ökonomische Argumentation nur vorgeschoben ist. Wenn die Studien passen, nimmt mensch sie, sonst werden sie ignoriert.

Die Ausschlüsse von Migrant_innen unterliegen nicht ökonomischer Rationalität. Sie sind rassistisch bedingt. Die Diskussionen über die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen (siehe z.B. taz) illustriert das. Ökonomisch macht die Nicht-Anerkennung keinen Sinn und trotzdem hält sie sich dauerhaft. Und auch mit Anerkennung finden Migrant_innen unabhängig von ihrer Eignung schlechter Arbeitsplätze. Das lässt sich mit ökonomischer Rationalität nicht erklären, wohl aber mit der Existenz rassistischer Ausschlusspraktiken.

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