Freitag, 13. Januar 2023
Abhängigkeit
Scherben, Wisschlappen, Mülleimer


Kurz nach 2.00 Uhr nachts bin ich letzte Woche in meiner Unterkunft in Delhi angekommen. Ich habe meine Sachen weggepackt, den Kühlschrank aufgemacht und da ist eine Wasserflasche rausgefallen. Aus Glas. Das ist zersplittert im gesamten Küchenraum und darüber hinaus.

Ich habe Scherben aufgesammelt, soweit ich konnte. Einen Lappen habe ich gefunden und etwas zusammengewischt. Einen Handfeger aber gab es nicht. Also konnte ich Mitten in der Nacht nichts weitermachen. Am nächsten Tag habe ich dann bei einem Angestellten Bescheid gesagt, dass mir eine Flasche zerbrochen ist. Er kam hoch, schaute es sich an und rief dann einen Sweeper, der sauber gemacht hat.

Da ich beim nächsten mal etwas handlungsfähiger sein wollte, habe ich heute ein Istrument zur Selbständigkeit gekauft: Ein Handfeger!

Handfeger


Wenn mir das nächste mal in der Nacht etwas kaput geht, kann ich das gleich regeln (und z.B. meine Küche weiter nutzen) und muss nicht darauf warten, dass jemand kommt, um mir zu helfen.

Die völlige Abhängigkeit der Herr_innen von den Angestellten hatte mich schon bei Downton Abbey sehr irritiert.

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Samstag, 7. Januar 2023
Buch von Julia Wadhawan
Cover von Julia Wadhawans Buch


In ihrem Buch "Sag mir nicht, wer ich bin" setzt sich die Journalistin Julia Wadhawan mit (ihrer Beziehung zu) Indien auseinander. Ich hatte mir nicht viel von dem Buch erwartet und war positiv überrascht. Wadhawan setzt sich sehr gut mit den Komplexitäten und Ambivalenzen auseinander, thematisiert Rassismus und Othering in Deutschland, blickt aber auch mit kritischem Blick auf Indien und vor allem immer wieder auf sich selbst und ihre Auseinandersetzung.

Und da ein großer Teil des Buches in Delhi spielt, hat es mich gleich noch mehr angesprochen.

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Freitag, 6. Januar 2023
Essen und Kochen
Als ich mit 14 Jahren in Indien war, war ich von den drei Wochen gefühlt drei Wochen krank. Ich bewegte mich zwischen Bett und Toilette und fühlte mich elend. Seitdem passe ich sehr darauf auf, was ich esse. Nichts, was ich nicht selbst geschält habe. Nur sicheres Wasser. Nichts Gefrorenes. Kein Fleisch. So mache ich das auch diesmal. Viele leckere Dinge fasse ich nicht an. Auch wenn das immer mal wieder zu Kommentaren führt. Und zum erstenmal hatte ich gar keine Magen-Darm-Probleme. Sehr angenehm.

Aber ich hätte schon sehr gerne, einige der Leckereien gegessen. So war ich sehr froh, als ich endlich eine eigene Küche hatte und mir selbst Ungekochtes zubereiten konnte. Frisches Obst und Gemüse!

An Fleisch traue ich mich trotzdem nicht dran, denn da gibt es zu viele unterschiedliche Gefahrenquellen. Wenn ich bei meiner Familie zu Besuch war, war das auch gar kein Thema, denn die ist bzw. war strikt vegetarisch. Es lässt sich in Indien problemlos und auch lecker vegetarisch leben. In meinem Umfeld jetzt gibt es aber doch einige, die Non-Veg (also Fleisch) essen. Und so stieg bei mir die Lust auf Lamm- und Hühnercurrys. Daher habe ich die Weihnachtsferien in Deutschland genutzt, um diese zu kochen.

Pfanne mit kochendem Hühnercurry


Überhaupt war es schön, endlich wieder richtig zu kochen. Meine Küche in Delhi ist recht spartanisch eingerichtet, sehr wenige Küchengeräte und kaum Zutaten. Da lässt sich schon kochen, aber nicht so aufwändig. Auch weil die Air Purifier sich über alles, was in die Luft steigt, beschweren.

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Donnerstag, 5. Januar 2023
Allerweltsname
Strassenschild Goela Lane


Auf dem Weg zum Kolloquium gehe ich an der Goel(a) Lane vorbei.

In der Nähe meiner Wohnung könnte ich in der Goel Gift Gallery einkaufen.



Die Produkte sind allerdings nicht so mein Fall.

Aus ihrem Urlaub hat die Kollegin mir ein weiteres Goel-Schild geschickt.

Schild Goel TMT


Der Name, den ich in Deutschland immer buchstabieren muss und der gerne falsch ausgesprocchen wird (Göl), ist in Nord-Indien nichts besonderes. Er begegnet mensch recht häufig.

Wer die Allerweltigkeit meines Namens mal testen möchte, braucht nur in Facebook nach Personen mit dem Namen Urmila Goel suchen. Es kommt eine endlose Liste.

Also nichts Besonderes. Es sei denn ich habe den Namen. In Deutschland kennt ihn niemand. In Indien passe ich nicht zum Namen. Und nervig ist, dass ich in Indien durch den Nachnamen automatisch in eine Schublade gesteckt werde. Nachnamen sind Kastennamen.

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Mittwoch, 4. Januar 2023
Wiederholungswahl
Wahlbenachrichtigung zur Wiederholungswahl


Das Landesverfassungsgericht hat beschlossen, dass in Berlin sowohl die Wahlen für die Bezirke als auch für das Land wiederholt werden müssen. Wiederholt heisst, dass die gleichen Kandidat_innen wie bei der Wahl vor anderthalb Jahren wieder antreten. Auch wenn sie inzwischen etwas ganz anderes machen und eigentlich gar nicht mehr kandidieren wollten. In ein paar Ausnahmesituationen können Kandidat_innen auch gestrichen werden. Wie die Wahl ansonsten zu einer Wiederholungswahl werden soll, ist mir allerdings nicht klar. Denn natürlich wird mit dem Wissensstand 2023 gewählt und mit dem Wissen um den Ausgang der zu wiederholenden Wahl. Die, die nach 18.00 Uhr noch ihre Stimme abgeben durften/mussten, waren davon weniger beeinflusst als all jene, die jetzt wählen.

Ich hatte Sorgen, dass ich aufgrund meines Indienaufenthaltes sogar ganz um meine Stimmabgabe komme. Aber Dank meines Weihnachtsurlaubs konnte ich gestern im Briefwahlbüro abstimmen (die Wahlbenachrichtigung kam dann heute). Eine neue Erfahrung.

Schild zum Briefwahlbüro

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Dienstag, 3. Januar 2023
Auf der Strasse laufen
Strasse in Karlsruhe


Seit mindestens 40 Jahren sieht diese Strasse in Karlsruhe in etwa so aus. Eine Strasse die im Namen die französische Partnerstadt ehrt, ist schon immer ein Provisorium. Sie sollte einer grossen Strasse weichen, der dann im Zuge der Wiedervereinigung (das ist auch schon über 30 Jahre her) die Gelder entzogen wurden. Einen Fußweg hat die Straße immer noch nicht, auch wenn dort neue Studierendenwohnheime gebaut wurden. So läuft mensch auf der Strasse (fast wie in Delhi). Die Autos schneiden einer zwar nicht den Weg, fahren aber mit zu hoher Geschwindigkeit durch Pfützen und spritzen eine nass. Und so richtig entspannt ist es auch in Deutschland nicht, auf der Strasse laufen zu müssen.

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Donnerstag, 22. Dezember 2022
Gegenderte Toiletten
Ich hatte eine lange Wartezeit auf dem Flughafen in Delhi. Und bin da natürlich auch auf Toilette gegangen. Mit meiner Mütze auf dem Kopf und der Maske davor (siehe Foto am 18.12.22). Da sprach mich die Reinigungskraft an und erklärte mir, dass sei die Frauentoilette. Sie merkte aber schneller als ich mich erklären konnte, dass ich doch richtig war. Dann fing sie an, sich zu entschuldigen und hörte gar nicht mehr auf. Abgewiesen wurde ich an Frauentoiletten schon häufiger, so offensichtlich betroffen über die falsche Einsortierung war aber noch niemand.

Als wir in Zürich angekommen waren, war mir kotzübel. Ich musste möglichst schnell auf die Toilette. Als ich endlich eine gefunden hatte, bin ich schnell drauf. In meiner Kabine sitzend hörte ich dann, wie andere Personen reinkamen und hörte nur männliche Stimmen. Diesmal war ich tatsächlich falsch. In dem Fall schien es aber vorallem mir unangenehm. Von den Männern* wurde ich gar nicht wahrgenommen.

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