Donnerstag, 21. März 2013
Literatur/ Filme zu Israel/ Palästina
In der Vorbereitung zu meiner Israelreise habe ich gemerkt, wie wenig Ahnung ich von der Region habe, und habe ein wenig gelesen und Filme gesehen.

Um ein bisschen Einblick in die Geschichte Israels und des israelisch-palästinensischen Konflikt zu bekommen, habe ich das Büchlein von deutschen Autoren Jörn Böhme und Christian Sterzing Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts gelesen. Gefallen hat mir dabei vorallem, dass die Autoren immer wieder betont haben, dass auch andere Geschichtsschreibungen/ Quellen gelesen werden sollten (was ich allerdings nicht gemacht habe).

Dann bin ich übergangen zu einem Buch, dass mir vor einem Jahr eine Freundin in Indien geschenkt hat: Suad Amiry, "Menopausal Palestine - Women at the Edge" (New Delhi: Women Unlimited, 2010). Die palästinensische Schriftstellerin Amiry erzählt in diesem Buch, Geschichten von (mittelalten, aus der Mittel-/Oberschicht stammenden) Frauen in Ramallah, die sich unter anderem mit dem Sieg der Hamas bei den Wahlen 2006 auseinandersetzen.

Dann hat mir ein deutscher Freund eine Reihe von Autor_innen empfohlen und ich habe angefangen mit Sahar Khalifa, "Heißer Frühling" (Zürich: Unionsverlag, 2010). Dieser Roman der palästinensischen Autorin spielt in den palästinensischen Gebieten Anfang der 2000er als die israelische Armee diese wieder besetzt hat.

Mit Eli Amirs Roman "Jasmin" (btb, 2009) bin ich dann zur Zeit des Sechs-Tage-Krieges 1967 zurückgegangen. Der israelische Autor, der in Bagdad geboren wurde, beschreibt dabei insbesondere aus der Sicht eines jungen israelischen Regierungsmitarbeiters, der auch in Bagdad geboren wurde, die Übernahme der Verwaltung Ost-Jerusalems durch die Israelis.

In Jersualem geblieben bin ich mit Batya Gurs Krimi "Bethlehem Road Murder" (Harper, 2004). Die israelische Autorin webt in diese Kriminalgeschichte, die wohl in den späten 1990ern oder so spielt, die Entführung von yemenitischen Kindern in den 1950ern ein und hat mir damit Informationen zu unserem Seminarthema gegeben. Die Konflikte zwischen Mizrahi und Ashkenazi sind in dem Krimi immer wieder Thema.

Weil mir der Stil von Batya Gur so gut gefallen hat, habe ich jetzt auch noch ihren letzten Krimi "Murder in Jerusalem" gelesen. Dieser spielt Ende der 1990er und gibt Einblicke in die Medien und Politik Israels.

Bei der Berlinale hatte ich auch einige Filme zu Israel/Palästina gesehen, wie auch schon in den Jahren zuvor (z.B. den israelischen Film Flipping Out). Beeindruckt hatte ich mich auch der Dokumentarfilm von Tomer Heymann Paper Dolls, der philippinische Arbeitsmigrant_innen und Drag Queens begleitet. Filmisch eher problematisch fand ich den Dokumentarfilm Ringworm Children über die Zwangsbehandlungen von Mizrahi Kindern, nach der Gründung des Staates Israel. Zur Vorbereitung der Reise hatte ich noch einmal Dokumentarfilm Schildkrötenwut der deutschen Filmemacherin Pary El-Qalqilis über ihre Beziehung zu ihrem palästinensischen Vater gesehen.

Im Rahmen meines Forschungsprojekts hatte ich ausserdem Adi Kuntsmans virtuelle beeindruckende Ethnographie Figurations of Violence and Belonging. Queerness, Migranthood and Nationalism in Cyberspace and Beyond gelesen, in der sie sich mit der russischsprachigen Queer-Szene in Israel auseinandersetzt.

Aus diesen verschiedenen Büchern und Filmen (und natürlich meiner Reise) habe ich verschiedene Eindrücke des israelisch-palästinensischen Konflikts und der israelischen Gesellschaft bekommen. Ausreichend viel, um zu sehen, wie wenig ich weiss und wieviel mehr zu wissen wäre.

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Ausländer
Letzten Samstag bei den Karlsruher Wochen gegen Rassismus ging zur Begrüßung eine Person ans Mikro. Ich nahm wahr: ein gut gekleideter weißer Mann mit badischem Zungenschlag - und fragte mich, in welcher Funktion er wohl sprechen wird.

Vorgestellt hat er sich nicht, aber er hat dann über seine Rassismuserfahrungen erzählt. In Karlsruhe, wohin er als Dreijähriger (wenn ich mich recht erinnere) kam. Er wurde als Spaghettifresser, als Itaker ausgegrenzt und definiert sich noch heute als Ausländer (wenn auch mit deutschem Pass) und engagiert sich im Migrationsrat.

Ich erinnere mich an meine Grundschulzeit in Karlsruhe. Von da kenne ich das Wort Spaghettifresser. Die Kinder der italienischen Gastarbeiter_innen hatten einen schweren Stand, auch in unserer sonst so offenen Europäischen Schule. Nur wenige schafften es in diesem Umfeld bis zum Abitur. Ich als Kind eines indischen Akademikers hingegen erfuhr - zu meinem Glück - keine offene Ausgrenzung.

Das Aussehen alleine sagt nichts über Rassismuserfahrungen aus.

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