Dienstag, 1. März 2011
Kollektivhaft
Die EU heisst Flüchtlinge generell nicht willkommen. Per Dublin II sorgen die Nordstaten dafür, dass die meisten Flüchtlinge in den Mittelmeerstaaten bleiben müssen. Dort aber sind die Bedingungen für sie besonders schlimm. So berichtete die taz vor einiger Zeit, dass in Italien somalische Flüchtlinge in der ehemaligen somalischen Botschaft unter menschenunwürdigen Verhältnissen leben müssen. Jetzt berichtet die taz, dass die Botschaft geräumt wurde. Aber nicht, um den Flüchtlingen menschenwürdigere Unterkünfte zu geben (im Gegenteil). Grund für die Räumung ist, dass es auf dem Gelände der Botschaft zu einer Vergewaltigung kam. Zur Rechenschaft gezogen werden aber nicht die Täter, sondern alle Bewohner_innen. Die taz dazu:

"Für den rechten Bürgermeister Gianni Alemanno war der Vorfall ein Anlass zur Hetze. "Alle 70 müssen ausgewiesen werden!", forderte er. Schließlich hätten sie der Vergewaltigung tatenlos zugesehen und seien überhaupt "alle Verbrecher" - anderenfalls hätten sie doch "Arbeit und Wohnung gefunden".

Alemanno verkehrt so frech alle Tatsachen in ihr exaktes Gegenteil. Erstens waren es die Somalis selbst, die eingriffen, als sie die Schreie des Mädchens hörten; die Botschaftsbewohner hielten die Täter fest und übergaben sie der Polizei. Zweitens ist es der italienische Staat, der Flüchtlinge - sie stehen ohne jede staatliche Hilfe da - in solche Elendssituationen wie die der Botschaft Somalias in Rom zwingt."

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