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Samstag, 28. Juli 2007
Nicht ausländerfeindlich
urmila, 22:04h
NDR Online berichtet, dass in Uckermünde drei deutsche Staatsbürger (von NDR Online konsequent Kubaner und Peruaner genannt) aus einer Gruppe von 20 Jugendlichen (konsequent nicht ethnisch benannt) angegriffen und einer von ihnen krankenhausreif geschlagen wurde.
Und mal wieder: "Ausländerfeindliche Motive könnten
zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen ausgeschlossen werden."
Und mal wieder: "Ausländerfeindliche Motive könnten
zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen ausgeschlossen werden."
3 Kommentare in: weisse ... comment ... link
Über diesen Blog
urmila, 17:05h
Ziel dieses Blogs ist die Analyse öffentlicher Diskurse (insbesondere in den Medien) in Bezug auf darin enthaltene Ausgrenzungsprozesse (insbesondere rassistische), deren gewalttätige Konsequenzen für die Ausgegrenzten und die damit verbundene Sicherung der Privilegien der Machtvollen (mehr dazu siehe hier. Dabei geht es um die Betrachtung komplexer Interdependenzen und nicht um simple Pro- und Contra-Gegenüberstellungen.
Als Beispiel für das Vorgehen, hier die ausführliche Analyse eines Blogeintrags zum Thema Sprachanforderungen für MigrantInnen:
Als erstes fällt die Bebilderung auf: das Bild einer Person in einer blauen Burka (wie wir es von der Afghanistanberichterstattung kennen), das Bild einer Moschee (vermutlich in einem islamischen Land) und Männer, die türkische Fahnen vor einer Kirche (möglicherweise in Köln) wehen lassen. Diese drei Bilder, die in ihrer Art typisch für die derzeitige Berichterstattung über den Islam, die ‚TürkInnen’, etc. sind, evozieren die Bilder des bedrohlichen Islams (Frauenunterdrückung und Terrorismus). Nur das vierte Bild fällt aus dieser Assoziationskette heraus, es zeigt eine undefinierte Landschaft, die eher Ruhe und Urlaub als Stimmungen aufkommen lassen.
So bildlich eingestimmt auf einen Bericht über den bedrohlichen Islam, wird die LeserIn mit der Frage “Können Sie mich verstehen?“ begrüßt. Kurz darauf wird die Frage beantwortet: “wir sprechen die selbe Sprache“. Hierbei wird zum einen festgelegt, dass Verstehen primär über die gemeinsame Sprache erfolgt und zweitens, dass der Autor und die LeserIn einem gemeinsamen ‚wir’ angehören. Diese Annahme wird durch den gesamten Beitrag beibehalten (und auch eine gemeinsame Kultur unterstellt), wobei die LeserIn gleichzeitig als UnterstützerIn seiner Thesen vereinnahmt wird.
Die gemeinsame Sprache wird allerdings schon im ersten Satz: “Prae scriptum: "Am Anfang war das Wort..."“ verlassen. Hier verortet der Autor sich zum einen als Angehörigen des Bildungsbürgertums, der selbstverständlich lateinische Phrasen einfügen kann, ohne das diese das Verstehen behindern (oder aber durch das Verhindern von Verständnis den Status des Autors erhöhen sollen?). Zum anderen verortet der Autor das ‚wir’ im Christentum. Wobei zu diesem Verständnis des Zitats mehr als nur Sprachkenntnisse erforderlich sind.
Im folgenden Absatz wird durch den Verweis auf eine Urlaubssituation, ein gemeinsamer Bezugspunkt mit der LeserIn geschaffen und die Notwendigkeit von lokalen Sprachkenntnissen (bzw. zumindest des Englischen) hergeleitet, da sonst nicht nur Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit sondern auch Genervtsein und Wut drohen.
Nachdem so die Bedrohlichkeit von fehlenden Sprachkenntnissen der ins Land Kommenden für die dort Wohnenden (die das Ziel von Genervtsein und Wut werden) etabliert wurde, schwenkt der Text nach Deutschland und zu dem gerade diskutierten Zuwanderungsrecht. Nach einem anscheinend unverbundenen Verweis auf die Heraufsetzung der Altersgrenze für nachziehende EhepartnerInnen (und damit einem Verweis auf die Bilder Zwangsheiraten, Frauenunterdrückung, etc.), kommt es nun zum eigentlichen Thema des Beitrags: dem geforderten Nachweis von Deutschkenntnissen für MigrantInnen aus bestimmten Ländern bei der Einreise.
Bevor aber Argumente für diese Anforderung formuliert werden, werden die KritkerInnen erst einmal disqualifiziert als “selbsternannte Menschenrechtsschützer“ und “Interessenverbände“ (später auch als “Gutmenschen“, die zu naiv zum Verständnis der Realität sind). Es wird das Bild gezeichnet, dass die KritikerInnen nicht für das allgemeine Interesse sprechen (im Gegensatz zu dem Autor) sondern nur Partikularinteressen vertreten. Damit wird das ‚wir’ weiter als Norm und die MigrantInnen weiter als außerhalb der Norm fixiert. Die Begrifflichkeiten der KritikerInnen werden ins Lächerliche gezogen und damit versucht, den Vorwurf des Rassismus, der Diskriminierung und der Integrationsverhinderung weg zu schieben.
Nachdem so der Rahmen für das Argument geschaffen wurde, wird nun ein Vergleich zwischen der Sprachlosigkeit im Urlaub und dem in Folge von Migration gesetzt. Der Autor tut dies im Ton des Mitgefühls für die armen MigrantInnen, vergleicht dabei aber Äpfel mit Birnen. Während es im Rahmen eines normalen wenige Woche dauernden Urlaubs kaum möglich ist die Landessprache zu lernen, ist dies in Folge von Migration durchaus möglich und auch normal. Der Autor unterstellt hingegen, dass wer bei der Einreise kein Deutsch kann, dies auch nicht mehr lernen wird. Daher kann er dann im nächsten Absatz auch die Entstehung von “ Ghettos der Sprachlosigkeit“ (die von den “Gutmenschen“ geduldet werden) an die Wand malen und die Verantwortung für die fehlende Integration den MigrantInnen zuschieben. Dadurch dass sie angeblich nicht unsere Sprache sprechen (nur dies kann die gemeinsame Sprache sein, nicht ihre und auch nicht Englisch), verweigern sie die Integration.
Der Autor evoziert verschiedene Bilder und Assoziationsketten und lässt diese gemeinsam wirken. Für die Unterstützung seines Arguments braucht er so keine logische Kette von Argumenten, es reichen die erzeugten Stimmungen. Er sieht auch keine Notwendigkeit auf die Argumente der KritikerInnen einzugehen, sondern verunglimpf sie am Ende noch einmal als “unreflektierte Gutmenschen“.
Zum Ende beschwört er dann noch das Bild einer versteckten Agenda der MigrantInnen herauf. Denen gehe es gar nicht um die Sprache, sondern darum dass Zwangsheiraten unterbunden werden sollen (damit macht der vorherige unverbundene Verweis hierauf auch Sinn). So endet der Autor mit dem bereits durch die Bebilderung generierten Bildes der Muslime als FrauenunterdrückerInnen, ohne dies im Beitrag hergleitet zu haben.
Nach Ende seines Beitrags bietet der Autor noch weiterführende Links an: Nachrichtliches zum Zuwanderungsgesetz, Pro und Contra sowie Diskussion. In dem er das Objektive sowie Pro und Contra und eine Diskussion anbietet, präsentiert er seine Argumentation auf der Oberfläche als eine ausgeglichene und offene. Dabei suggeriert er allerdings auch, dass das Thema durch ein simples Pro und Contra erfasst werden kann. Interessant ist, dass er bei Nachrichtlichem und Pro auf anerkannte Masenmedien (NTV und WDR) verweist, bei Contra und der Diskussion hingegen auf rassismuskritische Blogs (wobei zumindest das Blog, dass bei Contra angegeben ist, kaum Zugriffszahlen hat). Bemerkenswert ist auch, dass bei Nachrichtlichem und Pro auf spezifische Berichte, bei Contra und der Diskussion hingegen auf die Blogs allgemein (und nicht auf deren Beiträge zum Thema) verwiesen wird.
Die Wirkung des Artikels lässt sich etwas an den zahlreichen Kommentaren ablesen, die er bekommen hat. Viele von ihnen bezeugen, dass durch ihn eine Atmosphäre geschaffen wurde, in dem offen rassistische und islamopphobe Einstellungen geäußert werden können.
Dies als Beispiel für die Diskursanalyse, wie ich sie in diesem Blog pflege. Bei den meisten Beiträgen halte ich mich allerdings kürzer.
Als Beispiel für das Vorgehen, hier die ausführliche Analyse eines Blogeintrags zum Thema Sprachanforderungen für MigrantInnen:
Als erstes fällt die Bebilderung auf: das Bild einer Person in einer blauen Burka (wie wir es von der Afghanistanberichterstattung kennen), das Bild einer Moschee (vermutlich in einem islamischen Land) und Männer, die türkische Fahnen vor einer Kirche (möglicherweise in Köln) wehen lassen. Diese drei Bilder, die in ihrer Art typisch für die derzeitige Berichterstattung über den Islam, die ‚TürkInnen’, etc. sind, evozieren die Bilder des bedrohlichen Islams (Frauenunterdrückung und Terrorismus). Nur das vierte Bild fällt aus dieser Assoziationskette heraus, es zeigt eine undefinierte Landschaft, die eher Ruhe und Urlaub als Stimmungen aufkommen lassen.
So bildlich eingestimmt auf einen Bericht über den bedrohlichen Islam, wird die LeserIn mit der Frage “Können Sie mich verstehen?“ begrüßt. Kurz darauf wird die Frage beantwortet: “wir sprechen die selbe Sprache“. Hierbei wird zum einen festgelegt, dass Verstehen primär über die gemeinsame Sprache erfolgt und zweitens, dass der Autor und die LeserIn einem gemeinsamen ‚wir’ angehören. Diese Annahme wird durch den gesamten Beitrag beibehalten (und auch eine gemeinsame Kultur unterstellt), wobei die LeserIn gleichzeitig als UnterstützerIn seiner Thesen vereinnahmt wird.
Die gemeinsame Sprache wird allerdings schon im ersten Satz: “Prae scriptum: "Am Anfang war das Wort..."“ verlassen. Hier verortet der Autor sich zum einen als Angehörigen des Bildungsbürgertums, der selbstverständlich lateinische Phrasen einfügen kann, ohne das diese das Verstehen behindern (oder aber durch das Verhindern von Verständnis den Status des Autors erhöhen sollen?). Zum anderen verortet der Autor das ‚wir’ im Christentum. Wobei zu diesem Verständnis des Zitats mehr als nur Sprachkenntnisse erforderlich sind.
Im folgenden Absatz wird durch den Verweis auf eine Urlaubssituation, ein gemeinsamer Bezugspunkt mit der LeserIn geschaffen und die Notwendigkeit von lokalen Sprachkenntnissen (bzw. zumindest des Englischen) hergeleitet, da sonst nicht nur Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit sondern auch Genervtsein und Wut drohen.
Nachdem so die Bedrohlichkeit von fehlenden Sprachkenntnissen der ins Land Kommenden für die dort Wohnenden (die das Ziel von Genervtsein und Wut werden) etabliert wurde, schwenkt der Text nach Deutschland und zu dem gerade diskutierten Zuwanderungsrecht. Nach einem anscheinend unverbundenen Verweis auf die Heraufsetzung der Altersgrenze für nachziehende EhepartnerInnen (und damit einem Verweis auf die Bilder Zwangsheiraten, Frauenunterdrückung, etc.), kommt es nun zum eigentlichen Thema des Beitrags: dem geforderten Nachweis von Deutschkenntnissen für MigrantInnen aus bestimmten Ländern bei der Einreise.
Bevor aber Argumente für diese Anforderung formuliert werden, werden die KritkerInnen erst einmal disqualifiziert als “selbsternannte Menschenrechtsschützer“ und “Interessenverbände“ (später auch als “Gutmenschen“, die zu naiv zum Verständnis der Realität sind). Es wird das Bild gezeichnet, dass die KritikerInnen nicht für das allgemeine Interesse sprechen (im Gegensatz zu dem Autor) sondern nur Partikularinteressen vertreten. Damit wird das ‚wir’ weiter als Norm und die MigrantInnen weiter als außerhalb der Norm fixiert. Die Begrifflichkeiten der KritikerInnen werden ins Lächerliche gezogen und damit versucht, den Vorwurf des Rassismus, der Diskriminierung und der Integrationsverhinderung weg zu schieben.
Nachdem so der Rahmen für das Argument geschaffen wurde, wird nun ein Vergleich zwischen der Sprachlosigkeit im Urlaub und dem in Folge von Migration gesetzt. Der Autor tut dies im Ton des Mitgefühls für die armen MigrantInnen, vergleicht dabei aber Äpfel mit Birnen. Während es im Rahmen eines normalen wenige Woche dauernden Urlaubs kaum möglich ist die Landessprache zu lernen, ist dies in Folge von Migration durchaus möglich und auch normal. Der Autor unterstellt hingegen, dass wer bei der Einreise kein Deutsch kann, dies auch nicht mehr lernen wird. Daher kann er dann im nächsten Absatz auch die Entstehung von “ Ghettos der Sprachlosigkeit“ (die von den “Gutmenschen“ geduldet werden) an die Wand malen und die Verantwortung für die fehlende Integration den MigrantInnen zuschieben. Dadurch dass sie angeblich nicht unsere Sprache sprechen (nur dies kann die gemeinsame Sprache sein, nicht ihre und auch nicht Englisch), verweigern sie die Integration.
Der Autor evoziert verschiedene Bilder und Assoziationsketten und lässt diese gemeinsam wirken. Für die Unterstützung seines Arguments braucht er so keine logische Kette von Argumenten, es reichen die erzeugten Stimmungen. Er sieht auch keine Notwendigkeit auf die Argumente der KritikerInnen einzugehen, sondern verunglimpf sie am Ende noch einmal als “unreflektierte Gutmenschen“.
Zum Ende beschwört er dann noch das Bild einer versteckten Agenda der MigrantInnen herauf. Denen gehe es gar nicht um die Sprache, sondern darum dass Zwangsheiraten unterbunden werden sollen (damit macht der vorherige unverbundene Verweis hierauf auch Sinn). So endet der Autor mit dem bereits durch die Bebilderung generierten Bildes der Muslime als FrauenunterdrückerInnen, ohne dies im Beitrag hergleitet zu haben.
Nach Ende seines Beitrags bietet der Autor noch weiterführende Links an: Nachrichtliches zum Zuwanderungsgesetz, Pro und Contra sowie Diskussion. In dem er das Objektive sowie Pro und Contra und eine Diskussion anbietet, präsentiert er seine Argumentation auf der Oberfläche als eine ausgeglichene und offene. Dabei suggeriert er allerdings auch, dass das Thema durch ein simples Pro und Contra erfasst werden kann. Interessant ist, dass er bei Nachrichtlichem und Pro auf anerkannte Masenmedien (NTV und WDR) verweist, bei Contra und der Diskussion hingegen auf rassismuskritische Blogs (wobei zumindest das Blog, dass bei Contra angegeben ist, kaum Zugriffszahlen hat). Bemerkenswert ist auch, dass bei Nachrichtlichem und Pro auf spezifische Berichte, bei Contra und der Diskussion hingegen auf die Blogs allgemein (und nicht auf deren Beiträge zum Thema) verwiesen wird.
Die Wirkung des Artikels lässt sich etwas an den zahlreichen Kommentaren ablesen, die er bekommen hat. Viele von ihnen bezeugen, dass durch ihn eine Atmosphäre geschaffen wurde, in dem offen rassistische und islamopphobe Einstellungen geäußert werden können.
Dies als Beispiel für die Diskursanalyse, wie ich sie in diesem Blog pflege. Bei den meisten Beiträgen halte ich mich allerdings kürzer.
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