Dienstag, 11. Juli 2006
Bücherverbrennung
Es wurden wieder Bücher verbrannt. Und das Schlimmste ist, dass sich kaum eineR daran stört:

"Zur Bürgerversammlung erscheinen die Beschuldigten vollzählig. Sie müssen nichts fürchten. Niemand stellt "die Jungs" bloß, viele Bürger preisen ihre Verdienste um den Ort. Bevor sich die Neonazis vor dem Dorf erklären, fliegt auf ihren Wunsch die Presse aus dem Saal. Es ist eine vorbereitete Erklärung, die einer von ihnen dann verliest. Sie distanzieren sich darin nicht von der Tat, sondern entschuldigen sich lediglich - beim Bürgermeister, beim Vereinsvorsitzenden Seidel und dem Dorf.

"Dafür gab es einen Riesenapplaus", sagt Frithjof Meussling. Der CDU-Gemeinderat wirkt aufgewühlt am Morgen nach der Versammlung. "Was sie erreichen wollten, das haben sie erreicht." Die Rechtsextremen bekamen den Beifall des Dorfes, obwohl sie weiter zu der Schändung stehen. "


Normalität in Deutschland.

Nachtrag 12.07.06: Es gibt neue Verdächtige.

Nachtrag 13.07.06: Mehr zu den 'Jungs' und den Umgang mit ihnen:

""Ein Albtraum", erinnert sich Campingplatzbetreiber Wolfgang Schulle. Er bestätigte gestern der taz, die jungen Männer aus Pretzien hätten während eines Himmelfahrtsfests auf seinem Gelände über Stunden Parolen wie "Sieg Heil!", "Heil Hitler!" oder "Juden raus!" gebrüllt. Die herbeigerufene Polizei habe die Szenen beobachtet, ohne einzuschreiten. "Ich habe immer gefragt: Hören Sie nicht, was die rufen? Warum nehmen Sie die nicht mit? Aber nichts passierte", zitiert die Volksstimme Schulles Ehefrau."

Nachtrag 18.07.06: Ein Versuch, auf die Ereignisse zu reagieren:

Wenn etwas wie in Pretzien geschehe, werde schnell mal eine Veranstaltung organisiert. "Und hinterher ist dann nichts mehr."

Nachtrag 19.07.06: Je mehr zur Bücherverbrennung recherchiert wird, desto erschreckender werden die Erkenntnisse:

"Nebulös ist bisher auch die Rolle von vier hauptamtlichen Mitarbeitern des Verfassungsschutzes, die - genau wie Ex-Landesinnenminister Klaus Jeziorsky (CDU) - in Pretzien leben. Unter ihrem kundigen Blick fiel die Clique mit den "Wehrmacht Pretzien"-Pullis aus dem Verfassungsschutzbericht heraus. Drei der Geheimdienstler bekundeten laut Innenministerium inzwischen schriftlich, sie hätten nicht am Pretziener Vereinsleben teilgenommen. Das soll offenbar rechtfertigen, wieso niemand den Kollegen im Amt erzählte, welchen Einfluss Neonazis in Pretzien erlangt hatten."

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