Sonntag, 24. September 2023
Alle für Verschärfungen
Alle, so scheint es fast, sind der Meinung, dass die Zuwanderung zu viel ist und wir sie daher verhindern müssen. An unseren Grenzen, nicht dort wo die Gründe der Migration sind (aufgrund von Krieg, Armut, Klimawandel, fehlenden Chancen, etc.). Also, mehr Grenzkontrollen. Festung Europa stärken. etc.

Als ob das was helfen würde. Die Migrant_innen nehmen jetzt schon die Lebensgefahr auf dem Mittelmeer und an anderen Ort der Migrationsroute in Kauf. Es ist ihnen ganz offensichtlich ernst. Und dann lässt sich Migration zwar erschweren, unmenschlicher gestalten, gar tödlich, aber nicht verhindern. Wie Werner Schiffauer schon in seiner Abschiedsvorlesung an der Viadrina vor mehreren Jahren formuliert hat. Migrant_innen finden Wege, wenn sie die finden wollen.

In der taz von gestern analysiert Christian Jakob, was passiert, wenn alle davon reden, dass die Zuwanderung gestoppt werden muss, sie aber nicht gestoppt werden kann. Mit der Übernahme der rechten Positionen, werden nur die rechten Positionen gestärkt. Wenn die Zuwanderungssteuerung versagt, dann kann sich die AfD erst recht als Retterin der Deutschen darstellen.

Also, hört auf die Verstärkung der Grenzen zu fordern, kümmert Euch darum, dass die Strukturen vor Ort gestärkt werden, um die Menschen, die kommen, aufzunehmen. Da ist viel zu tun.

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Montag, 26. März 2018
Klagenfurt: Rechtspopulismus
Nachdem ich bei der Berlinale beeindruckende Filme zum Thema Rechtspopulismus gesehen habe, war ich danach zu einem spannenden Workshop Ethnography in Times of Populism an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt. Ich habe da viel gelernt, vor allem von den Kolleg_innen die ethnografisch zu rechtspopulistischen Organisationen arbeiten.

Beeindruckend war auch die Exkursion, die wir zur Gedenkstätte für Jörg Haider gemacht haben:

Haider-Gedenkstätte bei Klagenfurt


Während unsere große Gruppe von Ethnograf_innen dort stand, die diversen Schilder, Devotionalien, Gedenksteine, etc. angeschaut haben, kam wie bestellt eine Frau vorbei, die die Grabkerzen ausgewechselt und sauber gemacht hat. Diese Gedenkstätte wird gepflegt und besucht. Verschwörugnstheorien werden geteilt und Haider angepriesen. Haider wirkt über seinen Tod hinaus.

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Mittwoch, 28. Februar 2018
Berlinale: Rechtspopulismus
Auch dieses Jahr habe ich wieder Berlinale-Urlaub gemacht. Besonders beeindruckt hat mich der Dokumentarfilm Waldheims Walzer von Ruth Beckermann. Mithilfe von Archivmaterial (sowohl eigenen als auch von verschiedenen Medien) zeichnet sie die Debatte um Kurt Waldheims Nazi-Vergangenheit im Wahlkampf 1986 um das Bundespräsidentenamt (in Österreich) nach. Erschreckend ist nicht nur, wie er seine Vergangenheit verheimlichen konnte, sondern auch mit welchem offenen Antisemitismus er in Österreich verteidigt wurde.

Ruth Beckermann beim Q&A

Die Selbstverständlichkeit von rechten Ansichten wird auch in Alexandra Wesolowskis Dokumentarfilm Impreza deutlich. Wesolowski besucht anlässlich einer Goldenen Hochzeit ihre Familie in Warschau und diskutiert mit ihnen über Politik. Das rechte Weltbild ihrer Verwandten und die Ablehnung der EU machen ihr sichtlich zu schaffen.

Schwieriger zu verstehen fand ich den Dokumentarfilm Den' Pobedy von Sergei Loznitsa. Der Ort, das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park, ist mir vertraut. Die Feierlichkeiten zum Den' Pobedy/Victory Day bleiben mir fremd. Es scheint zum Teil Folklore und Nostalgie zu sein. Ganz sicher ist es ein positiver Bezug auf die Armee und Rechte laufen auch immer wieder durchs Bild. Um das besser zu verstehen, hätte ich Erklärungen der Symbole gebraucht.

Deutlich war der tödliche Antiziganismus im ungarischen Spielfilm Genezis von Árpád Bogdán. In mehreren Kapiteln lernen wir verschiedene Protagonist_innen rund um antiziganistische Ausschreitungen kennen. Sehr eindrucksvoll.

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