Dienstag, 2. Januar 2007
Zwischenwelt
urmila, 22:50h
Acht Stunden Busfahrt. Eine Stunde Zeitumstellung. Sommer.
Acht Stunden Flug. Zwei Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Asiatisches Essen.
Dreizehn Stunden Flug. Sieben Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Deutsche Sprache.
Noch eine Stunde Flug. Herbst.
Wieder zu hause. Aber auch noch nicht ganz.
Irgendwie dazwischen.
Acht Stunden Flug. Zwei Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Asiatisches Essen.
Dreizehn Stunden Flug. Sieben Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Deutsche Sprache.
Noch eine Stunde Flug. Herbst.
Wieder zu hause. Aber auch noch nicht ganz.
Irgendwie dazwischen.
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Donnerstag, 28. Dezember 2006
Armidale Folk Museum
urmila, 07:34h
Ich war heute im Armidaler Heimatmuseum. Das könnte auch in der englischen Provinz stehen. Teekannen und Tassen aus dem 19. Jahrhundert. Ein viktorianischer Salon, viktorianisches Schlafzimmer und eine viktorianische Küche. Das Schild über Schlangenbisse zeigt, dass wir nicht im Zentrum des Empires sind. Auch die Geschichte Armidales, die nur gut 150 Jahre zurückreicht. Damit fängt die Geschichte auch an.
Vorher scheint hier nichts zu sein. Aborigines kommen natürlich nicht vor. Es ist ja ein Folk Museum. Es gibt auch ein Aboriginal Cultural Centre in Armidale. Das muss ordentlich getrennt werden. Und dass die ersten 'weißen' KolonisatorInnen die vorherigen BewohnerInnen der Region ermordet, vertrieben, versklavt haben, muss natürlich auch nicht erwähnt werden. Es geht schließlich um 'weiße' Siedlergeschichte.
Mit der Museumswärterin unterhalte ich mich darüber. Sie versteht mich ansatzweise und meint, dass die 'Weißen' sich erst langsam damit auseinandersetzen.
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Dienstag, 26. Dezember 2006
Look out!
urmila, 12:06h
Apex Lookout, Armidale, NSW, Australien
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Divide Australia
urmila, 04:18h
"Pauline Hanson claims that 'Aboriginalism', or 'romantic primitivism', is part of the 'new class elites' agenda "to divide Australia, generate race hate and to ultimately break down Australian society"."
zitiert aus: R. Bohill (1997), "For the Record", in: B. Grant (Hsg.), Pauline Hanson - One Nation and Australian Politics, Armidale, 63.
Faszinierend wie die australische Politikerin Pauline Hanson hier 1997 die Machtverhältnisse umdreht. Ein 'weißes' Australien, dass die kolonialen Verbrechen negiert und bis heute weiter reproduziert, ist also die perfekte Gesellschaft, in der keine diskriminiert wird. Wie kann sie bloß auf die Idee kommen?
zitiert aus: R. Bohill (1997), "For the Record", in: B. Grant (Hsg.), Pauline Hanson - One Nation and Australian Politics, Armidale, 63.
Faszinierend wie die australische Politikerin Pauline Hanson hier 1997 die Machtverhältnisse umdreht. Ein 'weißes' Australien, dass die kolonialen Verbrechen negiert und bis heute weiter reproduziert, ist also die perfekte Gesellschaft, in der keine diskriminiert wird. Wie kann sie bloß auf die Idee kommen?
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Sonntag, 24. Dezember 2006
Weihnachten in Australien
urmila, 14:51h
Wie denn Weihnachten in Australien so ist, werde ich gefragt. Antworten kann ich nicht wirklich. Den 24. Dezember habe ich im wesentlichen im Büro verbracht und da war ich in unserem Gebäude die einzige. Auch das Wohnheim ist weitgehend ausgestorben. Meine Einkäufe für die nächsten Tage habe ich vorsichtshalber gestern schon gemacht. Denn wie in Deutschland sind auch in Australien über die Weihnachtstage alle Geschäfte geschlossen. Im Gegensatz zu Deutschland haben die großen Supermärkte sonst auch an Sonntagen und bis spät in den Abend auf. Weihnachten ist also schon ein Ausnahmefall. Die Uni ist eine Woche geschlossen, es geht erst wieder am 2. Januar los. Und am Christmas Day, also dem 25.12. da gibt es das Christmas Dinner. Dazu bin auch ich eingeladen worden, aber ich habe die Einladung unhöflicherweise ausgeschlagen. Ich freue mich über die weihnachtsfreie Zeit. Insgesamt scheint es hier aber weniger weihnachtlich-angespannt zu sein als in Deutschland.
Das Wetter spielt dabei wohl eine große Rolle. Mitten im Sommer kommt einfach eine andere Stimmung auf und so wie ich es mitbekomme sind die Weihnachtsferien im wesentlich Sommerferien. An den Stränden ist dieser Tage wohl auch einiges los. Und ich habe hier im Wohnheim eine wahrlich stille Nacht, fast alle anderen sind ausgeflogen.
Nachtrag 25.12.06: Ach ja, und beim Weihnachtsessen geht es wohl britisch zu. Es gibt christmas crackers und so so Sachen. Beim Essen scheinen manche der britischen Vorlage zu folgen und andere dem sommerlichen Wetter mit Barbecues entgegen zu kommen.
In Armidale ist es heute bewölkt und kühl. Da ginge wohl sogar ein europäisches Weihnachtsessen.
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Freitag, 22. Dezember 2006
Mob
urmila, 09:25h
In der Wrangelstrasse war der 'Mob', genauer gesagt der 'muslimische Mob'. Der 'Mob' ist eine gefährliche Ansammlung von Menschen, die gewalttätig werden können. Auf den 'Mob' schauen wir herab. Durch und durch negativ besetzt.
Daher war ich sehr überrascht als bei der Borderpolitics Konferenz etliche agoriginal WissenschaftlerInnen ganz selbstverständlich von sich und anderen Aborignes als 'Mob' sprachen und in einer Diskussion auch vom 'muslimischen Mob', in einer ganz anderen Weise als die oben angegebene. Es waren liebevolle Bezeichnungen für eine Gruppe, die auf Gemeinsamkeiten beruht.
Dieser Unterschied in der Sprachnutzung hat mich fasziniert und so habe ich heute mal wieder meine Kollegen vom Englisch-Sprachzentrum gefragt. Der 'Engländer' hatte auch eher meine Assoziation bei Mob, das Oxford Dictionary auch, im australischen aber war die negative Bedeutung nicht die erste. Da kamen am Anfang tatsächlich neutralere Bedeutungen, auch die einer Gruppe von FreundInnen. Ein Verweis auf Aborigines gab es allerdings nicht. Der 'Engländer' meinte, er kenne ihn in dieser Bedeutung besonders von Aborigines. Der 'Australier' hatte das Gefühl, dass 'Mob' als Selbstbezeichnung positiv und als Fremdbezeichnung negativ ist. Viel weiter sind wir nicht gekommen.
Spannend wie Sprache unterschiedlich genutzt und interepretiert wird. Ich würde gerne wissen, wie Aborigines dazu gekommen sind, sich den Begriff 'mob' positiv anzueignen.
Daher war ich sehr überrascht als bei der Borderpolitics Konferenz etliche agoriginal WissenschaftlerInnen ganz selbstverständlich von sich und anderen Aborignes als 'Mob' sprachen und in einer Diskussion auch vom 'muslimischen Mob', in einer ganz anderen Weise als die oben angegebene. Es waren liebevolle Bezeichnungen für eine Gruppe, die auf Gemeinsamkeiten beruht.
Dieser Unterschied in der Sprachnutzung hat mich fasziniert und so habe ich heute mal wieder meine Kollegen vom Englisch-Sprachzentrum gefragt. Der 'Engländer' hatte auch eher meine Assoziation bei Mob, das Oxford Dictionary auch, im australischen aber war die negative Bedeutung nicht die erste. Da kamen am Anfang tatsächlich neutralere Bedeutungen, auch die einer Gruppe von FreundInnen. Ein Verweis auf Aborigines gab es allerdings nicht. Der 'Engländer' meinte, er kenne ihn in dieser Bedeutung besonders von Aborigines. Der 'Australier' hatte das Gefühl, dass 'Mob' als Selbstbezeichnung positiv und als Fremdbezeichnung negativ ist. Viel weiter sind wir nicht gekommen.
Spannend wie Sprache unterschiedlich genutzt und interepretiert wird. Ich würde gerne wissen, wie Aborigines dazu gekommen sind, sich den Begriff 'mob' positiv anzueignen.
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Donnerstag, 21. Dezember 2006
White Christmas
urmila, 08:30h
... und ich dachte, dass Santa Claus im Schnee ein eurozentrisches Bild ist.
Nachtrag 22.12.06: Die 'AustralierInnen' haben allerdings auch nicht mit der weißen Pracht gerechnet und waren arg am frieren:
Ihr Bruder erzählte mir, dass er schon Schnee gesehen habe. Im Fernsehen.
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Mittwoch, 20. Dezember 2006
Verbote
urmila, 00:21h
Es ist ja ein gängiges Klischee, dass in Deutschland alles reguliert ist und es von Verboten nur so wimmelt. Australien kann da aber problemlos mithalten. Hier fülle ich viel mehr gegängelt, kontrolliert und an Strafen erinnert als in Deutschland. Zum Beispiel im Zug:
Da werden einer schon für das Füsse auf den Sitz legen, massive Strafen angedroht. Das ist fast wie in meinem Wohnheim.
Nun kann es natürlich sein, dass ich die Verbote falsch lese. Als 'Deutsche' bin ich darauf konditioniert, mich an Verbote zu halten und fühle mich dadurch die Vielzahl hier echt bedrängt. Vielleicht ignorieren 'AustralierInnen' sie viel lässiger und nehmen sie nicht so Ernst?
Aber es sind nicht nur Schilder. Als ich mir bei der Zugfahrt einen Tee geholt habe, wurde ich richtig angefahren.
Ich hatte noch an der Verkaufstheke den Deckel abgenommen, um den Teebeutel ins warme Wasser zu tunken und Milch darauf zu gießen. Das wurde mir verboten. Es ist verboten, den Deckel an der Theke abzunehmen. Das Wasser könnte auf die Theke schwappen (groß und gut abwischbar), einen Mitarbeiter verletzen oder die Kasse zerstören. Daher soll ich den Deckel nur an meinem Platz abnehmen. Da kann ich dann nur mich oder meine Nachbarin verbrühen und meine Sachen versauen.
Angefahren wurde ich auch, als ich mein Fahrrad nur eine halbe Stunde vorher zum Check-in gebracht habe. Eine Stunde vorher sollte ich kommen! Das Auseinandernehmen hat dann zwar nur 5 Minuten gedauert (ich hatte alle Werkzeuge vorher gekauft) und der Zug war eh ne halbe Stunde zu spät. Aber Regel ist Regel. Und da kann ja nicht jede machen was sie will.
Nach Ankunft in Armidale hatte ich mein Fahrrad nach 20 Minuten wird halbwegs fahrbereit, schwarze Hände und gestern habe ich das nochmal in den Fahrradladen gebracht, um es wieder ganz fahrbereit zu bekommen.
Ohne Auto durch Australien ist echt eine Freude.
Nachtrag 22.12.06: Ein Unterschied zu Deutschland ist auch noch, dass hier immer darauf verweisen wird, dass etwas "by law" verboten ist.
Da werden einer schon für das Füsse auf den Sitz legen, massive Strafen angedroht. Das ist fast wie in meinem Wohnheim.
Nun kann es natürlich sein, dass ich die Verbote falsch lese. Als 'Deutsche' bin ich darauf konditioniert, mich an Verbote zu halten und fühle mich dadurch die Vielzahl hier echt bedrängt. Vielleicht ignorieren 'AustralierInnen' sie viel lässiger und nehmen sie nicht so Ernst?
Aber es sind nicht nur Schilder. Als ich mir bei der Zugfahrt einen Tee geholt habe, wurde ich richtig angefahren.
Ich hatte noch an der Verkaufstheke den Deckel abgenommen, um den Teebeutel ins warme Wasser zu tunken und Milch darauf zu gießen. Das wurde mir verboten. Es ist verboten, den Deckel an der Theke abzunehmen. Das Wasser könnte auf die Theke schwappen (groß und gut abwischbar), einen Mitarbeiter verletzen oder die Kasse zerstören. Daher soll ich den Deckel nur an meinem Platz abnehmen. Da kann ich dann nur mich oder meine Nachbarin verbrühen und meine Sachen versauen.
Angefahren wurde ich auch, als ich mein Fahrrad nur eine halbe Stunde vorher zum Check-in gebracht habe. Eine Stunde vorher sollte ich kommen! Das Auseinandernehmen hat dann zwar nur 5 Minuten gedauert (ich hatte alle Werkzeuge vorher gekauft) und der Zug war eh ne halbe Stunde zu spät. Aber Regel ist Regel. Und da kann ja nicht jede machen was sie will.
Nach Ankunft in Armidale hatte ich mein Fahrrad nach 20 Minuten wird halbwegs fahrbereit, schwarze Hände und gestern habe ich das nochmal in den Fahrradladen gebracht, um es wieder ganz fahrbereit zu bekommen.
Ohne Auto durch Australien ist echt eine Freude.
Nachtrag 22.12.06: Ein Unterschied zu Deutschland ist auch noch, dass hier immer darauf verweisen wird, dass etwas "by law" verboten ist.
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Montag, 18. Dezember 2006
Abschieben
urmila, 07:54h
Australische Behörden haben sich auch auf das Abschieben von allen Unerwünschten spezialisiert.
Gerade hat der Stadtrat von Tamworth beschlossen, dass die Stadt keine sudanesischen Flüchtlinge (es geht um ein paar Familien, nicht Tausende oder auch nur Hunderte) aufnehmen kann. Die bringen nur Probleme, weil sie sich nicht an die Gesetze halten und sie rassistische Übergriffe wie in Cronulla (siehe auch meinen Eintrag Ganz liberal) provozieren. Da werden in bester rassistischer Tradition mal wieder die Opfer zu TäterInnen gemacht und so der Ort 'reingehalten'. Da bleiben mir nachträglich noch die Witze von den Bigotbry Ladies im Halse stecken. Die gibt es tatsächlich in echt. Die Reaktion meiner KollegInnen leider auch.
Gute Informationen zu der Entscheidung in Tamworth habe ich auf einem Blog zum Sudan gefunden: Australian city rejects Sudanese refugees und Sudanese families welcome in Canberra: Stanhope.
Gerade hat der Stadtrat von Tamworth beschlossen, dass die Stadt keine sudanesischen Flüchtlinge (es geht um ein paar Familien, nicht Tausende oder auch nur Hunderte) aufnehmen kann. Die bringen nur Probleme, weil sie sich nicht an die Gesetze halten und sie rassistische Übergriffe wie in Cronulla (siehe auch meinen Eintrag Ganz liberal) provozieren. Da werden in bester rassistischer Tradition mal wieder die Opfer zu TäterInnen gemacht und so der Ort 'reingehalten'. Da bleiben mir nachträglich noch die Witze von den Bigotbry Ladies im Halse stecken. Die gibt es tatsächlich in echt. Die Reaktion meiner KollegInnen leider auch.
Gute Informationen zu der Entscheidung in Tamworth habe ich auf einem Blog zum Sudan gefunden: Australian city rejects Sudanese refugees und Sudanese families welcome in Canberra: Stanhope.
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Stolen Land
urmila, 07:29h
Als Teil der Reconciliation (Aussöhnung) mit den Aborigines gehört es zum guten Ton, wenn am Anfang einer Veranstaltung die "traditional owners of the land" gewürdigt werden. Das wird nicht immer gemacht und wenn es gemacht wird, ist es sehr unterschiedlich in der Art und Weise. Manche sagen es nur als Floskeln, bei anderen merkt man, dass es mehr als das ist. Dazu gehört es dann auch das konkrete Volk, dass an dem Ort gelebt hat, zu benennen.
Bei der Konferenz Borderpolitics of Whitenesss war es vielen sehr Ernst mit der Würdigung. Und viele gingen über die Floskel hinaus. Immer wieder wurde betont, dass wir nicht einfach nur auf dem Land der "traditional owner" stehen, sondern das wir auf gestohlenem Land stehen, denn die "traditional owner" haben es uns nicht freiwillig zur Verfügung gestellt. Es wurde ihnen gewalttätig und brutal genommen und wird ihnen weiterhin genommen (auch von den nicht-'weißen' ImmigrantInnen und BesucherInnen wie mir).
In einem Gespräch mit KollegInnen ging es heute um Flüchtlinge aus dem Sudan. Die eine Kollegin meinte dann, sie hätte gehört: Im Ausgleich dafür, dass Tamworth (eine Stadt in der Nähe) sudanesische Flüchtlinge aufnimmt, nimmt Armidale 2500 Aborigines aus Redfern auf.
Der Kollege reagierte mit Skepsis. Es könne nicht sein, dass in eine kleine Stadt von 22.000 EinwohnerInnen 2500 Aborigines gebracht werden. Die Kollegin stimmte zu, dass würde nicht gut gehen.
Meine Reaktion war eine ganz andere: Warum sollten die Sydneyer Aborigines in die Provinz nach Armidale gebracht werden? Wer denkt sich so was aus? Die wohnen in Redfern schließlich auf ihrem eigenen Land. Warum soll ihnen das gestohlen werden? (Mal abgesehen davon, dass es sich nach einem unfundiertem Gerücht anhört - aber auch dann ist interessant, wie es entsteht.)
Die Antwort auf die Fragen ist wahrscheinlich einfach: Spätestens seit den sogenannten Redfern Riots (die allerdings von Aborigines nun gar nicht als Riots bezeichnet werden - vgl. auch die rassistischen Diskurse um die Pariser Bannlieues oder den Berliner Wrangelkiez) gilt Redfern und die dort lebenden Aborigines als 'gefährlich'. Da kann schon mal leicht der Wunsch aufkommen, dass sie im eigenen Land abgeschoben werden sollen (was in Australien auch Tradition hat).
Erschreckend ist, dass meine KollegInnen in ihrer Reaktion auf das Gerücht gar nicht auf diesen Rassismus eingegangen sind. Wir stehen hier tatsächlich auf "stolen land" und das muss immer wieder betont werden. Viele derer, die hier stehen, scheinen es immer noch nicht verstanden zu haben.
Bei der Konferenz Borderpolitics of Whitenesss war es vielen sehr Ernst mit der Würdigung. Und viele gingen über die Floskel hinaus. Immer wieder wurde betont, dass wir nicht einfach nur auf dem Land der "traditional owner" stehen, sondern das wir auf gestohlenem Land stehen, denn die "traditional owner" haben es uns nicht freiwillig zur Verfügung gestellt. Es wurde ihnen gewalttätig und brutal genommen und wird ihnen weiterhin genommen (auch von den nicht-'weißen' ImmigrantInnen und BesucherInnen wie mir).
In einem Gespräch mit KollegInnen ging es heute um Flüchtlinge aus dem Sudan. Die eine Kollegin meinte dann, sie hätte gehört: Im Ausgleich dafür, dass Tamworth (eine Stadt in der Nähe) sudanesische Flüchtlinge aufnimmt, nimmt Armidale 2500 Aborigines aus Redfern auf.
Der Kollege reagierte mit Skepsis. Es könne nicht sein, dass in eine kleine Stadt von 22.000 EinwohnerInnen 2500 Aborigines gebracht werden. Die Kollegin stimmte zu, dass würde nicht gut gehen.
Meine Reaktion war eine ganz andere: Warum sollten die Sydneyer Aborigines in die Provinz nach Armidale gebracht werden? Wer denkt sich so was aus? Die wohnen in Redfern schließlich auf ihrem eigenen Land. Warum soll ihnen das gestohlen werden? (Mal abgesehen davon, dass es sich nach einem unfundiertem Gerücht anhört - aber auch dann ist interessant, wie es entsteht.)
Die Antwort auf die Fragen ist wahrscheinlich einfach: Spätestens seit den sogenannten Redfern Riots (die allerdings von Aborigines nun gar nicht als Riots bezeichnet werden - vgl. auch die rassistischen Diskurse um die Pariser Bannlieues oder den Berliner Wrangelkiez) gilt Redfern und die dort lebenden Aborigines als 'gefährlich'. Da kann schon mal leicht der Wunsch aufkommen, dass sie im eigenen Land abgeschoben werden sollen (was in Australien auch Tradition hat).
Erschreckend ist, dass meine KollegInnen in ihrer Reaktion auf das Gerücht gar nicht auf diesen Rassismus eingegangen sind. Wir stehen hier tatsächlich auf "stolen land" und das muss immer wieder betont werden. Viele derer, die hier stehen, scheinen es immer noch nicht verstanden zu haben.
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