Mittwoch, 10. Januar 2007
'Weißer' Fleck
urmila, 11:46h
Bevor ich nach Armidale gegangen bin, war dort, wo Australien auf der Weltkarte liegt, ein großer 'weißer' Fleck für mich. Ich wusste nichts von 'Down under'. Aus meiner eurozentrischen Perspektive war dort die Welt zu Ende und das Land nicht weiter interessant. Kein Grund mich damit weiter zu beschäftigen.
Wäre ich nicht zu der Konferenz eingeladen worden. Nun habe ich drei Monate in Australien bzw. besser gesagt in Armidale, denn das Land ist gigantisch und Australien ein viel zu allgemeiner Begriff, gelebt. Und der weiße Fleck hat sich etwas gefüllt. Mit vielen Eindrücken, Erlebnissen, Menschen. Ein vielfältiges Bild. Manches hat mich sehr beeindruckt, manches war neu, anderes hat mich abgeschreckt. Vieles müsste ich erst noch entdecken. Wie in jedem anderen Land auch.
Erschreckend aber ist, dass sich der weiße Fleck auf meiner Landkarte im wesentlichen in einen 'weißen' Fleck gewandelt hat. Insbesondere Brisbane und Armidale, aber auch Sydney waren vorallem 'weiß'. Die Geschichtsschreibung, die Medien, die Universitäten sind vorallem 'weiß'.
'AsiatInnen' bringen langsam etwas Farbe herein. Aber die 'Aborigines' werden höchstens als 'Schmutzflecken', die zu entfernen sind, wahrgenommen. Es gibt in der Öffentlichkeit vage Hinweise darauf, dass vor der 'weißen' Kolonisierung hier schon Menschen lebten. Aber mit den ersten 'weißen' SielderInnen kommen die 'Aborigines' ganz aus dem Blickfeld. Die 'Weißen' beschlossen, dass sie 'Terra Nullis', unbewohntes Land, besiedelten, und damit sprachen sie den 'Aborigines' alle Menschenrechte ab. Ihre Vertreibung, Ermordung und Versklavung war und ist kein Teil der 'weißen' Geschichtsschreibung.
Sicher, es gibt viele kritische 'AustralierInnen', die sich mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen. Ich habe spannende Frauen getroffen und viel von ihnen gelernt. In den öffentlichen Diskursen ist diese kritische Auseinandersetzung aber noch nicht angekommen. Die 'Aborigines' werden in diesen vorallem als soziales Problem angesehen. Ihre Rechte werden nach wie vor mit den Füßen getreten.
Und die 'Weißen' bemühen sich Australien weiter
'weiß' zu halten (wie in den letzten zweihundert Jahren). Zwar dürfen mittlerweile auch Nicht-'weiße' einwandern, aber ihnen wird wie in Deutschland mit Rassismus begegnet. Insbesondere Muslimen gilt derzeit ein allgemeiner Terrorverdacht und Islamophobie ist gesellschaftsfähig.
Australische Norm ist vorallem 'Anglo'. Die ehemaligen Kolonialherren bestimmen weiter, was Australien ist. Aber auch viele 'Deutsche' sind nach Australien ausgewandert, haben mit das Land gestohlen, die Menschen umgebracht und versklavt. Auch sie sind Teil des 'weißen' Fleckens.
An einem Ort wie Australien kann frau, wenn sie will, die Grausamkeiten 'europäischen' Kolonialismus und Rassismus sehen. Dies ist unser 'weißer' Fleck. Auch wenn er weit weg ist.
Wäre ich nicht zu der Konferenz eingeladen worden. Nun habe ich drei Monate in Australien bzw. besser gesagt in Armidale, denn das Land ist gigantisch und Australien ein viel zu allgemeiner Begriff, gelebt. Und der weiße Fleck hat sich etwas gefüllt. Mit vielen Eindrücken, Erlebnissen, Menschen. Ein vielfältiges Bild. Manches hat mich sehr beeindruckt, manches war neu, anderes hat mich abgeschreckt. Vieles müsste ich erst noch entdecken. Wie in jedem anderen Land auch.
Erschreckend aber ist, dass sich der weiße Fleck auf meiner Landkarte im wesentlichen in einen 'weißen' Fleck gewandelt hat. Insbesondere Brisbane und Armidale, aber auch Sydney waren vorallem 'weiß'. Die Geschichtsschreibung, die Medien, die Universitäten sind vorallem 'weiß'.
'AsiatInnen' bringen langsam etwas Farbe herein. Aber die 'Aborigines' werden höchstens als 'Schmutzflecken', die zu entfernen sind, wahrgenommen. Es gibt in der Öffentlichkeit vage Hinweise darauf, dass vor der 'weißen' Kolonisierung hier schon Menschen lebten. Aber mit den ersten 'weißen' SielderInnen kommen die 'Aborigines' ganz aus dem Blickfeld. Die 'Weißen' beschlossen, dass sie 'Terra Nullis', unbewohntes Land, besiedelten, und damit sprachen sie den 'Aborigines' alle Menschenrechte ab. Ihre Vertreibung, Ermordung und Versklavung war und ist kein Teil der 'weißen' Geschichtsschreibung.
Sicher, es gibt viele kritische 'AustralierInnen', die sich mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen. Ich habe spannende Frauen getroffen und viel von ihnen gelernt. In den öffentlichen Diskursen ist diese kritische Auseinandersetzung aber noch nicht angekommen. Die 'Aborigines' werden in diesen vorallem als soziales Problem angesehen. Ihre Rechte werden nach wie vor mit den Füßen getreten.
Und die 'Weißen' bemühen sich Australien weiter
'weiß' zu halten (wie in den letzten zweihundert Jahren). Zwar dürfen mittlerweile auch Nicht-'weiße' einwandern, aber ihnen wird wie in Deutschland mit Rassismus begegnet. Insbesondere Muslimen gilt derzeit ein allgemeiner Terrorverdacht und Islamophobie ist gesellschaftsfähig.
Australische Norm ist vorallem 'Anglo'. Die ehemaligen Kolonialherren bestimmen weiter, was Australien ist. Aber auch viele 'Deutsche' sind nach Australien ausgewandert, haben mit das Land gestohlen, die Menschen umgebracht und versklavt. Auch sie sind Teil des 'weißen' Fleckens.
An einem Ort wie Australien kann frau, wenn sie will, die Grausamkeiten 'europäischen' Kolonialismus und Rassismus sehen. Dies ist unser 'weißer' Fleck. Auch wenn er weit weg ist.
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