Montag, 11. Februar 2013
Katholikenphobie
Laut taz beklagt der Kölner Kardinal Meisner eine 'Katholikenphobie' in der Gesellschaft. Der Erzbischof Müller ist sogar an Pogromstimmung erinnert.

Grundlage für diese Einschätzungen scheinen die Diskussionen über die Abweisungen eines Vergewaltigungsopfers in katholischen Kliniken und die Diskussion um die beendete Zusammenarbeit der katholischen Kirche und dem Kriminologen Pfeiffer. Es geht also um Kritik an konkreten Maßnahmen der katholischen Kirche. Und es scheint als ob es darum geht, dass Vertreter_innen der katholischen Kirche (und nicht Katholik_innen per se) davon betroffen sind.

Dafür das Wort Katholikenphobie zu benutzen, finde ich schon stark. Den es knüpft an die Begriffe Homophobie und Xenophobie an, bei denen es darum geht, dass Menschen aufgrund einer zugeschriebenen Eigenschaft ausgegrenzt werden - und nicht darum Vertreter_innen einer Institution für deren Politik zu kritisieren.

Wenn der Kardinal tatsächlich meint, dass alle als Katholik_innen wahrgenommenen Personen davon betroffen sind, dann stimmt die Analogie schon eher. Eine solche Phobie nehme ich allerdings nicht wahr. Sowohl bei der Kritik der Abweisung des Vergewaltigungsopfers wie bei der Kritik des Umgangs mit sexuellem Missbrauch von Kindern geht es auch gerade darum, das eine gesellschaftlich sehr mächtige Institution (in manchen Regionen Deutschlands die einzige Option) ihre Machtposition ausnutzt und Menschen darunter leiden.

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Mit solchen Schlagworten schaffen es die Kirchenvertreter ganz wunderbar, den Spieß umzudrehen und sich und stellvertretend alle Gläubigen als diskriminierte, verfolgte Gruppe darzustellen. Diese Tendenz kann man anhand vieler Äußerungen im Netz nachvollziehen. Ist ja auch praktisch, so kann man das eigene vermeintliche Opferdasein in den Vordergrund rücken und zeitgleich die Anliegen der Kritiker als grundlos und diffamierend darstellen. Denn den anderen geht es ja immer nur darum, die arme, arme katholische Kirche durch den Kakao zu ziehen, während letztere sich als tapferen Verfechter von Werten und Moral betrachtet.

Mangelnde Kritikfähigkeit ist ein Zeichen von Schwäche. Solches Gebaren sagt viel mehr über die Beschaffenheit der Kirche, als ihr lieb sein könnte.

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