Donnerstag, 19. Juli 2012
Körperliche Eingriffe
Warum verteidigen so viele eigentlich gerade mit größter Vehemenz die Vorhaut von muslimischen und jüdischen Jungen und interessieren sich nicht die Bohne für operative Geschlechtsfestlegungen von intersexuellen Kindern? Steht da wirklich die Sorge um das Kindeswohl im Mittelpunkt?

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Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Beschneidungen einfach wesentlich häufiger vorgenommen werden. Es ist die Tragik von Randphänomenen, dass sie die Öffentlichkeit wenig oder nicht interessieren, auch wenn es sich schreiende Ungerechtigkeit handelt wie in den von ihnen in Erinnerung gerufenen Fällen.
Ich persönlich finde, dass das ideologische Herumschnippeln an Menschen überhaupt und in jedem Fall verboten gehört.

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Normen und Ausgrenzungen
Ich denke, dass es auch ganz wesentlich etwas mit Normen und Ausgrenzungsprozessen zu tun hat.

Zweigeschlechtlichkeit ist eine unhinterfragte Norm in unserer Gesellschaft, die immer wieder auch gewaltvoll hergestellt werden muss. Das wird dann aber nicht als gewaltvoll sondern normal wahrgenommen. Und legitimiert einen nicht medizinisch notwendigen massiven Eingriff in die Körper von kleinsten Kindern.

Die Beschneidung ist hingegen etwas, was in Deutschland nicht als normal angesehen wird. Zudem wird sie Menschen zugeordnet, die in Deutschland antimuslimischen Rassismus und Antisemitismus ausgesetzt sind. Diese Rassismen können dann im Namen des Kindeswohls bedient werden.

Das Kindeswohl wird in den beiden Fällen entgegensetzlich betrachtet, weil erst dadurch die Norm (re)produziert werden kann. Und das zeigt, dass das Kindeswohl nicht ausschlaggebend für die aktuelle Debatte sein kann.

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