Freitag, 29. Juli 2011
Gründe für und gegen Zivilcourage
Die taz berichtet von einem Geduldeten, der kurzfristig gefeiert wurde, weil er einen Handtaschenräuber gestellt hat. Seine Erzählung über diesen Vorgang sagt viel über die rassistischen Zwänge, in denen er steckt:

""Ich habe mitbekommen, wie einer jungen Frau die Handtasche geklaut wurde." Erst habe er nicht eingreifen wollen, denn er hat einen Grundsatz: aus Ärger raushalten. Aber dann beginnt die Frau zu weinen. Hussein läuft dem Täter nach. Ein Stück vom Bahnhof entfernt findet er die weggeworfene Tasche. "Ich habe sie genommen und wollte zurückgehen, doch dann gemerkt, dass der Geldbeutel fehlt."

Hussein schweigt kurz. "Ich hatte Angst. Wäre ich ohne das Geld zurückgegangen, hätten doch alle gedacht, ich hätte es genommen." Er weiß, dass er nur zu gut in das Bild eines Täters passt: jung, Ausländer, massige Statur, kurzgeschorene Haare, tätowierte Arme. Also dreht er um. Nimmt die Verfolgung wieder auf und stellt den Täter wenig später. "Er wollte mir das Geld nicht geben, also habe ich ihn zurück zum Bahnhof geschleppt.""


Der junge Mann bedenkt also ständig, wie seine Handlungen in einer rassistischen Logik interpretiert weden werden und wie er sich am besten vor rassistischen Angriffen schützen kann. Zivilcourage ist, dass er sich trotzdem darauf einlässt jemand anderem zu helfen.

Seine Duldung läuft gerade mal wieder aus.

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