Mittwoch, 27. Juli 2011
Reisewarnungen für Homos
Wie die taz berichtet, haben Bündnis 90/Die Grünen eine kleine Anfrage zu Reiswarnungen für schwule, lesbische und transsexuelle Reisende gestellt (siehe pdf). Die Forderung ist, dass die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes spezielle Warnungen zur Verfolgung von homosexuellen Handlungen geben sollen.

Mir ist bei dieser Anfrage unwohl. Ich halte es für notwendig, dass sich nicht heteronormativ-lebende Menschen mit den Ausprägungen der heteronormativen Ausgrenzung in Reiseländern auseinandersetzen. Sowohl um sich selber zu schützen, wie auch um zu verhindern, dass sie andere in Gefahr bringen. Nur glaube ich, dass ein Blick in die Gesetzesbücher da nicht wirklich weiter hilft. Die Gesetzestexte selbst geben keine Auskunft über die Implementation und die gesellschaftlichen Ausgrenzungen. So können sowohl homophobe wie liberale Gesetze nicht umgesetzt werden. Zur Einschätzung der Lage muss also ein sehr viel differenzierteres Bild eingeholt werden. Dabei muss auch betrachtet werden, inwiefern die gesetzliche und/oder gesellschaftliche Ausgrenzung auch ausländische Reisende betrifft. Denn die Implementation wird sich häufig danach unterscheiden, ob es sich um Bürger_innen des Landes oder devisenbringende privilegierte Reisende handelt. Solch ein differenziertes Bild können die Reisewarnungen kaum abbilden (insbesondere auch, da sie von Menschen aus einem Land verfasst werden, in dem Homophobie auch gesellschaftliche Normalität ist).

Unwohl ist mir wohl auch, weil die Anfrage den Eindruck auf mich macht, als ob "schwule, lesbische und transsexuelle Reisende" durch die Reisewarnungen voll umfassend informiert sein müssten und dann unbekümmert in den Urlaub fahren könnten. Da steckt mir zu sehr eine Konsumhandlung gegenüber dem Reiseland drin und zu wenig Auseinandersetzung mit diesem Land.

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