Montag, 16. Mai 2011
Verharmlosung von Vergewaltigungsvorwurf
urmila, 13:25h
Die Print-taz titelt heute IWF-Chef wegen Sex-Vorwürfen in haft. Es geht aber nicht um Sex-Vorwürfe (was immer das sein soll - macht den Eindruck von schmuddelig, aber nicht kriminell), es geht um einen Vorwurf einer (versuchten) Vergewaltigung (als einer kriminellen Handlung). Das muss auch so benannt werden.
Nachtrag 18.05.11: Die taz hat gestern weiter zur Verharmlosung der Vorwürfe beigetragen und ausführlichst über die Spekulationen über Sex-Falle berichtet. Ich finde es richtig, dass die Unschuldsvermutung auch für Strauss-Kahn gelten muss. Ich verstehe aber nicht, warum für die Frau, die ihn wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt hat, keine Unschuldsvermutung gilt. Warum erscheint es legitim, sie zu beschuldigen?
Nachtrag 19.05.11: Nach tagelanger Verharmlosung hat die taz heute einen Text von Gabriele Dietze über mächtige Männer und deren Anspruch auf sexuelle Verfügbarkeit von Frauen veröffentlicht. Mein Lieblingssatz:
"Warum benehmen sich dermaßen bedeutende Männer wie Oberaffen, die sich greifen (oder kaufen), was bei "drei" nicht auf den Bäumen ist?"
Nachtrag 20.05.11: Ines Pohl kritisiert in der taz die sprachliche Verniedlichung von sexueller Gewalt und dabei auch explizit deutsche Medien. Eine Selbstreflexion der taz-Berichterstattung fehlt aber und das macht ihre Kritik etwas scheinheilig.
Nachtrag 22.05.11: Die taz hat noch einen verharmlosenden Kommentar veröffentlicht. Ich stimme mit der Autorin Monika Frommel überein, dass für Angeklagte die Unschuldsvermutung gelten muss. Ansonsten stimme ich mit ihr nicht überein, denn sie verharmlost die Gewalt, die eine sexuelle Belästigung (auch ohne vollendeter Vergewaltigung) bedeutet. Sie behauptet, es wäre in irgendeinerweise um Sex gegangen und ignoriert damit völlig die Darstellung der Hotelangestellten. Denn die spricht (soweit ich die Medien verstehe) nicht von Sex sondern von Gewalt (sexualisierter). Aber meine Kritik wird Frommel wohl nur bestätigen, sie schreibt:
"Eine beschämende öffentliche Demütigung ändert kein patriarchales Strukturproblem. Sie fügt einem bis zu diesem Ritual mächtigen und nun äußerst verletzbaren Menschen Schaden zu. Feminismus ist eine breite soziale Bewegung und kann auf eine differenzierte Theorie zurückblicken. Diese Theorie analysiert Machtstrukturen und entwickelt Gegenstrategien. Sie sollte besonders vorsichtig sein, wenn Macht unfair ausgespielt wird. Ignoriert sie diesen Unterschied, wird sie zum feministisch getarnten Faschismus (oder Bolschewismus). "
Genau auf Basis der gesellschaftlichen Machtverhältnisse argumentiertend, würde ich anders argumentieren: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist gesellschaftlich legitimiert (siehe Kommentar von Dietze). Männer werden dafür selten bestraft und häufig belohnt. Bei öffentlichen Personen braucht es deshalb auch eine öffentliche Debatte über sexualisierte Gewalt. Und zwar in der Form wie Dietze und Pohl es machen. Denn sie urteilen nicht darüber, ob Strauss-Kahn dieses Verbrechen begangen hat, sondern sprechen über das gesellschaftliche Phänomen.
Nachtrag 18.05.11: Die taz hat gestern weiter zur Verharmlosung der Vorwürfe beigetragen und ausführlichst über die Spekulationen über Sex-Falle berichtet. Ich finde es richtig, dass die Unschuldsvermutung auch für Strauss-Kahn gelten muss. Ich verstehe aber nicht, warum für die Frau, die ihn wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt hat, keine Unschuldsvermutung gilt. Warum erscheint es legitim, sie zu beschuldigen?
Nachtrag 19.05.11: Nach tagelanger Verharmlosung hat die taz heute einen Text von Gabriele Dietze über mächtige Männer und deren Anspruch auf sexuelle Verfügbarkeit von Frauen veröffentlicht. Mein Lieblingssatz:
"Warum benehmen sich dermaßen bedeutende Männer wie Oberaffen, die sich greifen (oder kaufen), was bei "drei" nicht auf den Bäumen ist?"
Nachtrag 20.05.11: Ines Pohl kritisiert in der taz die sprachliche Verniedlichung von sexueller Gewalt und dabei auch explizit deutsche Medien. Eine Selbstreflexion der taz-Berichterstattung fehlt aber und das macht ihre Kritik etwas scheinheilig.
Nachtrag 22.05.11: Die taz hat noch einen verharmlosenden Kommentar veröffentlicht. Ich stimme mit der Autorin Monika Frommel überein, dass für Angeklagte die Unschuldsvermutung gelten muss. Ansonsten stimme ich mit ihr nicht überein, denn sie verharmlost die Gewalt, die eine sexuelle Belästigung (auch ohne vollendeter Vergewaltigung) bedeutet. Sie behauptet, es wäre in irgendeinerweise um Sex gegangen und ignoriert damit völlig die Darstellung der Hotelangestellten. Denn die spricht (soweit ich die Medien verstehe) nicht von Sex sondern von Gewalt (sexualisierter). Aber meine Kritik wird Frommel wohl nur bestätigen, sie schreibt:
"Eine beschämende öffentliche Demütigung ändert kein patriarchales Strukturproblem. Sie fügt einem bis zu diesem Ritual mächtigen und nun äußerst verletzbaren Menschen Schaden zu. Feminismus ist eine breite soziale Bewegung und kann auf eine differenzierte Theorie zurückblicken. Diese Theorie analysiert Machtstrukturen und entwickelt Gegenstrategien. Sie sollte besonders vorsichtig sein, wenn Macht unfair ausgespielt wird. Ignoriert sie diesen Unterschied, wird sie zum feministisch getarnten Faschismus (oder Bolschewismus). "
Genau auf Basis der gesellschaftlichen Machtverhältnisse argumentiertend, würde ich anders argumentieren: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist gesellschaftlich legitimiert (siehe Kommentar von Dietze). Männer werden dafür selten bestraft und häufig belohnt. Bei öffentlichen Personen braucht es deshalb auch eine öffentliche Debatte über sexualisierte Gewalt. Und zwar in der Form wie Dietze und Pohl es machen. Denn sie urteilen nicht darüber, ob Strauss-Kahn dieses Verbrechen begangen hat, sondern sprechen über das gesellschaftliche Phänomen.
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olga 2,
Freitag, 20. Mai 2011, 14:00
Verharmlosung sexueller Gewalt
Bin in der taz grade auf einen Kommentar von Ines Pohl gestoßen, in dem die Autorin die sprachliche Verharmlosung sexueller Gewalt kritisiert und der die Problematik gut auf den Punkt bringt, wie ich finde:
http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/wenn-sexuelle-gewalt-verniedlicht-wird/
http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/wenn-sexuelle-gewalt-verniedlicht-wird/
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damals,
Montag, 23. Mai 2011, 15:34
Zu Ihrem Nachtrag vom 22.5.11
Ich verstehe Ihre Kritik insofern, als "Sex-Affäre" wirklich eine Verniedlichung des Vorwurfs (unabhängig davon, ob er zutreffend ist) darstellt, da er den Gewaltaspekt (der allein doch interessiert) beiseite schiebt.
Andererseits ist der Grundgedanke des Kommentars: "Eine beschämende öffentliche Demütigung ändert kein patriarchales Strukturproblem." doch sehr bedenkenswert. Ich würde sogar noch weiter gehen: Dieses demütigende Vorgehen verschärft ja geradezu die patriarchalischen Strukturen - nämlich die Idee eines Saubermachertums, dass durch das knallharte Vorgehen mächtiger Männer gegen mächtige Männer herzustellen wäre. Das stützt die schwächelnden Patriarchen! Lassen Sie sich nicht von denen instrumentalisieren.
Andererseits ist der Grundgedanke des Kommentars: "Eine beschämende öffentliche Demütigung ändert kein patriarchales Strukturproblem." doch sehr bedenkenswert. Ich würde sogar noch weiter gehen: Dieses demütigende Vorgehen verschärft ja geradezu die patriarchalischen Strukturen - nämlich die Idee eines Saubermachertums, dass durch das knallharte Vorgehen mächtiger Männer gegen mächtige Männer herzustellen wäre. Das stützt die schwächelnden Patriarchen! Lassen Sie sich nicht von denen instrumentalisieren.
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