Dienstag, 29. März 2011
Bilder in der Werbung
urmila, 14:14h
Schon seit einiger Zeit wirbt die taz für ihre Genossenschaft mit dem Slogan "Investieren Sie in die Unabhängigkeit der Presse" und Bildern von Kindern. Hier ein Screenshot aus einer Weltmusik-Beilage:
Und ich kann immer nicht hingucken. Ich bin selber überrascht, aber dieses Bild führt zu einer körperlichen Abwehr bei mir.
Die 'Wahrheit' wird verkörpert von einem Kinder der Dominanzgesellschaft. Der 'Profit' hält dem Kind den Mund zu. Und der 'Profit' hat all die physiognomischen Attribute, die ihn als 'Asiat' wahrnehmen lassen. Das Bild lässt sich also auch so lesen: Die geschäftstüchtigen/listigen Asiat_innen bedrohen uns wahrheitsliebenden Mitteleuropäer_innen.
Ein Bild übrigens, dass vor kurzem mit seltsamen Berichten über 'Asiat_innen', die den 'US Amerikaner_innen' die iPads wegkaufen bedient wurde (z.B. auf tagesschau.de). Ein Bild, das an rassistische Darstellungen der 'Asiat_innen' sehr anschlussfähig ist.
Die Werbung macht mir schon lange Unwohlsein und trotzdem habe ich es bisher nicht geschafft, dazu zu bloggen. Alle möglichen Kommentare habe ich mir schon ausgemalt: "Das ist aber doch nicht so gemeint", "Die Kinder haben sich selber ausgesucht, welche Beschriftung sie wollen", etc. Und so habe ich mich nicht getraut. Das ist spannend, da ich ja sonst recht viel kritisiere.
Natürlich gehe ich davon aus, dass die taz-Werbung nicht rassistische Bilder gegenüber 'Asiat_innen' reproduzieren will. Und trotzdem wird mir jedesmal schlecht, wenn ich das Bild wieder sehen muss.
Nachtrag: In der heutigen Printtaz ist ein etwas anderes Motiv: Die lachende 'Wahrheit' ist groß im Bild und hält dem 'Profit', der am Bildrand und tiefer ist, den Mund zu. Eine mögliche (aber natürlich nicht zwingende) Lesart: Wir wahrheitsliebenden 'Mitteleuropäer_innen' können die profitsüchtigen 'Asiat_innen' an den Rand drängen und zum verstummen bringen.
Und ich kann immer nicht hingucken. Ich bin selber überrascht, aber dieses Bild führt zu einer körperlichen Abwehr bei mir.
Die 'Wahrheit' wird verkörpert von einem Kinder der Dominanzgesellschaft. Der 'Profit' hält dem Kind den Mund zu. Und der 'Profit' hat all die physiognomischen Attribute, die ihn als 'Asiat' wahrnehmen lassen. Das Bild lässt sich also auch so lesen: Die geschäftstüchtigen/listigen Asiat_innen bedrohen uns wahrheitsliebenden Mitteleuropäer_innen.
Ein Bild übrigens, dass vor kurzem mit seltsamen Berichten über 'Asiat_innen', die den 'US Amerikaner_innen' die iPads wegkaufen bedient wurde (z.B. auf tagesschau.de). Ein Bild, das an rassistische Darstellungen der 'Asiat_innen' sehr anschlussfähig ist.
Die Werbung macht mir schon lange Unwohlsein und trotzdem habe ich es bisher nicht geschafft, dazu zu bloggen. Alle möglichen Kommentare habe ich mir schon ausgemalt: "Das ist aber doch nicht so gemeint", "Die Kinder haben sich selber ausgesucht, welche Beschriftung sie wollen", etc. Und so habe ich mich nicht getraut. Das ist spannend, da ich ja sonst recht viel kritisiere.
Natürlich gehe ich davon aus, dass die taz-Werbung nicht rassistische Bilder gegenüber 'Asiat_innen' reproduzieren will. Und trotzdem wird mir jedesmal schlecht, wenn ich das Bild wieder sehen muss.
Nachtrag: In der heutigen Printtaz ist ein etwas anderes Motiv: Die lachende 'Wahrheit' ist groß im Bild und hält dem 'Profit', der am Bildrand und tiefer ist, den Mund zu. Eine mögliche (aber natürlich nicht zwingende) Lesart: Wir wahrheitsliebenden 'Mitteleuropäer_innen' können die profitsüchtigen 'Asiat_innen' an den Rand drängen und zum verstummen bringen.
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andreas24,
Montag, 4. April 2011, 06:05
..
..an dieser Stelle zeigt sich, dass die 'beliebige' Erweiterung des Rassismusbegriffes dann problematisch wird, wenn man ihr selbst nicht mehr ganz traut und Bilder, die klassischen linken Kulturalismus codieren, deshalb nicht kritisieren kann. Das Bild ist nicht rassistisch im herkoemmlichen biologischen Sinne, aber es codiert den sattsam bekannten Ethnozentrismus in 'antiimperialen' linken Kreisen, also auch in der taz. Wenn man mutig waere koennte man das Bio-Rassismus nennen, ich denke aber Ethnozentrismus und Kulturalismus illustrieren diese Schnittmengen zwischen 'linken' und 'neuen Rechten' am besten.
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urmila,
Montag, 4. April 2011, 13:10
Das Bild reproduziert rassistische Bilder
im Sinne von Mecherils Rassismusdefinition, mit der ich arbeite. Die Analyse ist da nicht schwierig.
Kultur-irgendwas oder Ethno-sonstwas hat mit dem Bild nichts zu tun. Hier geht es um rassistische Einschreibungen in physiognomische Merkmale.
Spannend ist für mich, dass ich obwohl die Analyse für mich von Anfang an klar war, eine Blockade des darüber Bloggens hatte. Das hat sicher mit erlebten Widerständen gegen Rassismusbenennungen zu tun. Und es hat sicher auch etwas damit zu tun, dass ich vermute, dass es sich bei diesem Bild um ein Beispiel der nicht intendierten Rassismusreproduktion handelt, was die Rassismusreproduktion aber nicht weniger gewalttätig macht.
Kultur-irgendwas oder Ethno-sonstwas hat mit dem Bild nichts zu tun. Hier geht es um rassistische Einschreibungen in physiognomische Merkmale.
Spannend ist für mich, dass ich obwohl die Analyse für mich von Anfang an klar war, eine Blockade des darüber Bloggens hatte. Das hat sicher mit erlebten Widerständen gegen Rassismusbenennungen zu tun. Und es hat sicher auch etwas damit zu tun, dass ich vermute, dass es sich bei diesem Bild um ein Beispiel der nicht intendierten Rassismusreproduktion handelt, was die Rassismusreproduktion aber nicht weniger gewalttätig macht.
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andreas24,
Dienstag, 5. April 2011, 04:19
Poliakov
Urmila, als jemand, die sich berufsmaessig mit Rassismus befasst, sollte dir zweifellos bewusst sein, dass etwa Menschen wie Léon Poliakov in den siebzigern davor warnten, den damaligen Rassismusbegriff auf Phaenomene auszuweiten, die er damals 'Ethnozentrismus' nannte, weil er einerseits die Verharmlosung der im Namen der 'Rasse' begangenen Verbrechen befuerchtete und andererseits befuerchtete, dass Phaenomene, die allein oder vor allem auf kulturelle Zuschreibungen, also 'Ethnozentrismus' zurueckgehen, in der etymologischen Verknuepfung mit 'Rasse' das Fortbestehen genau dieser suggerieren oder festschreiben. Ich machte oben auf einen dritten Punkt aufmerksam: nur 'Rassismus' als Mittel der Kritik zur Verfuegung zu haben, fuehrt zur Beisshemmung, denn nicht umsonst unetrstellst du der taz, keine rassistischen Bilder reproduzieren zu 'wollen', woher du diese Annahme nimmst, weiss niemand, offenbar um die unumgaengliche Feststellung abzuschwaechen, dass es sich hierbei um 'Rassismus' handelt.
Ich plaediere daher dafuer, tendenziell auf Poliakovs Bezeichnungsschemen zurueckzugehen: 'Ethnozentrismus' bzw. im Kontext des Diskurses ueber die neue Rechte 'Kulturalismus', als weitgefaecherte Eigenart der meisten Kulturen, andere Kulturen abzuwerten, die aber a priori eher auf Distanz, nicht auf Aggression oder Vernichtung zielt. Rassismus als Phaenomen, das unaufloesbare Eigenschaften, 'biologische Rasse' eben (siehe Sarrazin!), zuschreibt und aggressiv auf Verdraengung, Marginalisierung, am Ende Vernichtung zustrebt.
Ich betone das noch einmal: nach Mecherils Definition sind diese Darstellungen in der Tendenz rassistisch, aber warum straeubt man sich (mit Recht) dies in diesem Falle klar so zu nennen? Weil Auschwitz nicht ganz Bilder von kichernden Kindern war? Ich denke, es gibt einen oder mehrere wunde Punkte in Mecherils Definition, die sicherlich auch damit zu tun haben, dass diese Definition im Land derer gefunden wurde, die den Holocaust zu verantworten haben.
Noch dies als Nachtrag: meine Einschaetzung fusst auf der Kontextualisierung des Bildes, die ganz offenbar weniger auf 'Biologie' denn auf 'China' bzw. etwas nebuloes 'Asien' als die Pressefreiheit unterdrueckende 'Kulturen' zielt. Würde man hier annehmen, dass in Wirklichkeit auf die 'Biologie' der Kinder Bezug genommen wuerde, waere das Bild natuerlich rassistisch im Sinne beider hier diskutierter Definitionen. Und natuerlich kann man das nicht ausschliessen, die typische Situation im taz-Kontext ist aber eher die kulturelle Abwertung, nicht die 'rassische'.
Ich plaediere daher dafuer, tendenziell auf Poliakovs Bezeichnungsschemen zurueckzugehen: 'Ethnozentrismus' bzw. im Kontext des Diskurses ueber die neue Rechte 'Kulturalismus', als weitgefaecherte Eigenart der meisten Kulturen, andere Kulturen abzuwerten, die aber a priori eher auf Distanz, nicht auf Aggression oder Vernichtung zielt. Rassismus als Phaenomen, das unaufloesbare Eigenschaften, 'biologische Rasse' eben (siehe Sarrazin!), zuschreibt und aggressiv auf Verdraengung, Marginalisierung, am Ende Vernichtung zustrebt.
Ich betone das noch einmal: nach Mecherils Definition sind diese Darstellungen in der Tendenz rassistisch, aber warum straeubt man sich (mit Recht) dies in diesem Falle klar so zu nennen? Weil Auschwitz nicht ganz Bilder von kichernden Kindern war? Ich denke, es gibt einen oder mehrere wunde Punkte in Mecherils Definition, die sicherlich auch damit zu tun haben, dass diese Definition im Land derer gefunden wurde, die den Holocaust zu verantworten haben.
Noch dies als Nachtrag: meine Einschaetzung fusst auf der Kontextualisierung des Bildes, die ganz offenbar weniger auf 'Biologie' denn auf 'China' bzw. etwas nebuloes 'Asien' als die Pressefreiheit unterdrueckende 'Kulturen' zielt. Würde man hier annehmen, dass in Wirklichkeit auf die 'Biologie' der Kinder Bezug genommen wuerde, waere das Bild natuerlich rassistisch im Sinne beider hier diskutierter Definitionen. Und natuerlich kann man das nicht ausschliessen, die typische Situation im taz-Kontext ist aber eher die kulturelle Abwertung, nicht die 'rassische'.
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urmila,
Dienstag, 5. April 2011, 12:25
Da arbeiten wir dann
offensichtlich mit unterschiedlichen Begriffen von Rassismus.
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andreas24,
Mittwoch, 6. April 2011, 02:09
..die Frage ist doch: erfasst Mecherils Definition, so wie von dir hier gegeben, wirklich das wesentliche am historisch betrachtet fast ausschliesslich durch die Europaer etablierten Rassismus nach Poliakovs Lesart oder ist er nicht vielmehr dazu geeignet, 'ethnisch-kulturelle Rivalitaeten' zwischen Gruppen sehr allgemeiner Art als 'Rassismus' zu bezeichnen. Die Macht, ethnozentrische Auffassungen durchzusetzen, haben hinreichend homogene Gruppen zumindest in ihrem 'Machtgebiet' überall, aber ist das wirklich die Definition, mit der man historisch betrachtet dem Phaenomen gerecht wird?
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urmila,
Mittwoch, 6. April 2011, 02:21
Nicht die Frage
sondern eine Frage, Deine Frage.
Und in meinem Blog nehme ich mir heraus, meine Fragen zu bearbeiten und anderer Leute Fragen nur dann, wenn sie mich interessieren.
Und in meinem Blog nehme ich mir heraus, meine Fragen zu bearbeiten und anderer Leute Fragen nur dann, wenn sie mich interessieren.
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andreas24,
Mittwoch, 6. April 2011, 20:03
nun, ich nehme an, Urmila, dass du nicht ganz verstanden hast, worauf ich hinaus will: es geht um die Frage, ob Mecherils Definition dazu geeignet ist, etwa den Genozid in Ruanda als Erscheinungsform von, nicht einmal durch den Kolonialismus vermitteltem, Rassismus zu bezeichnen, die Pogrome gegenueber Einwanderern in Suedafrika als Rassismus zu bezeichnen, das tut die deutsche Presse allenthalben und ich kann nicht sagen, dass ich das begruessen wuerde.
Mit Mecherils Definition gibt es keine Handhabe, etwa den Ethnozentrismus einer Front National und den Rassismus der deutschen NPD zu unterscheiden, warum gibt es exponierte schwarze Mitglieder in der Front National und warum ist das in der NPD undenkbar, es gibt keine Handhabe, den Kulturalismus der neuen Rechten von dem biologischen Rassismus der 'alten Rechten' zu unterscheiden, das alles sind aber diskursive, also reale Phaenomen, die immens wichtig sind. Ebenet man Phaenomene der Diskriminierung unterschiedslos als 'Rassismus' ein, gehen einem wichtige diskursive Waffen verloren und man steht am Ende als autistischer Dogmatiker da, vielleicht nicht zu unrecht.
Mit Mecherils Definition gibt es keine Handhabe, etwa den Ethnozentrismus einer Front National und den Rassismus der deutschen NPD zu unterscheiden, warum gibt es exponierte schwarze Mitglieder in der Front National und warum ist das in der NPD undenkbar, es gibt keine Handhabe, den Kulturalismus der neuen Rechten von dem biologischen Rassismus der 'alten Rechten' zu unterscheiden, das alles sind aber diskursive, also reale Phaenomen, die immens wichtig sind. Ebenet man Phaenomene der Diskriminierung unterschiedslos als 'Rassismus' ein, gehen einem wichtige diskursive Waffen verloren und man steht am Ende als autistischer Dogmatiker da, vielleicht nicht zu unrecht.
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urmila,
Mittwoch, 6. April 2011, 22:18
Ich nehme an
Du könntest mich schon verstehen, willst es aber nicht.
Über verschiedene Rassismusbegriffe und deren Anwendbarkeit liesse sich diskutieren. Ich weigere mich aber zu diskutieren, wenn mir arrogant eine 'Wahrheit' aufgezwungen werden soll.
Meine Kommentare auf Kommentare von andreas24 richten sich übrigens weniger, an die Person hinter andreas24, sondern an übrige Leser_innen.
Über verschiedene Rassismusbegriffe und deren Anwendbarkeit liesse sich diskutieren. Ich weigere mich aber zu diskutieren, wenn mir arrogant eine 'Wahrheit' aufgezwungen werden soll.
Meine Kommentare auf Kommentare von andreas24 richten sich übrigens weniger, an die Person hinter andreas24, sondern an übrige Leser_innen.
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andreas24,
Freitag, 8. April 2011, 19:02
Urmila, du hast schon mehrmals deutlich gemacht, dass du ueber Mecherils Rassismusbegriff mit nichts und niemandem diskutieren willst. Du stigmatisierst mich als Überbringer einer 'schlechten Nachricht', das ist -mit Verlaub- laecherlich, das war schon laecherlich im Falle der unertraeglichen Berlinale und der unertraeglichen taz.
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urmila,
Freitag, 8. April 2011, 20:01
Falsch
ich möchte mit Dir nicht darüber diskutieren, da mir Dein Kommentarstil in keinsterweise produktiv erscheint.
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andreas24,
Donnerstag, 26. Mai 2011, 16:47
ach, das habe ich ja noch gar nicht gelesen, ich weise dich darauf hin, dass du zumindest an einer anderen Stelle (in der blogsphaere) jedwede Diskussion um Mecherrils Rassismusbegrif verneint hast, du wirst es selbst wissen, aber diese Verneinung hat eben ihre zwei Seiten, wie erwaehnt.
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