Montag, 23. Juni 2008
Deutsche Geschichte
Vor kurzem waren wir im Berliner privaten DDR Museum, dass sich selber preist eines "der interaktivsten Museen Europas" zu sein. Es ist sicher auch eines der überteuertesten und inhaltlich miserablesten Museen Berlins (vergleichbar mit dem Museum am Checkpoint Charlie). Die willkürliche Zusammenstellung von Ausstellungsstücken (ohne weitere Informationen, woher diese stammen, wie sie zu kontextualisieren sind) wird verbunden mit einer klaren politischen Aussage, dass die DDR schlecht war.

Besonders beeindruckt hat mich folgendes Ausstellungsstück:

Ausstellungsstück im DDR-Museum

In diesem Heft steht Zeile nach Zeile, welche Konsumgüter alle nicht zu kaufen waren in der DDR. Von der Darstellung wirkt es wie ein Tagebuch. Aber das Museum bietet keine weiteren Informationen dazu, woher dieses Heft stammt, wer es zu welchem Zweck verfasst hat. Da es ausschließlich beschreibt, was nicht zu beschaffen war, und keinerlei privaten Aufzeichnungen dazwischen stehen, kann es nicht wirklich ein Tagebuch sein. Wer sollte wohl solche Aufzeichnungen machen? Ohne weitere Informationen von den AusstellungsmacherInnen habe ich das Gefühl, da stimmt was nicht.

Am Wochenende waren wir nun im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig. Im Vergleich zum DDR-Museum ist das ein hervorragendes Museum. Es gibt einen logischen Aufbau und Hintergrundinformationen. Die Grundaussage ist aber die gleiche (wie auch im Haus der Geschichte in Bonn):
  • Geschichte lässt sich linear darstellen
  • am besten mit vielen Gegenständen und wenig Hintergrundinformationen
  • es gibt Gut und Böse
  • die DDR war böse und die BRD gut
  • es gibt keine Ambivalenzen
  • alles was nicht in den Erzählstrang passt, wird rausgelassen
Ich wünsche mir ein Museum, in dem Ambivalenzen einen Raum bekommen. In dem innere Widersprüche thematisiert werden. In dem es nicht so klar ist, was gut und böse ist. Dann kann die Auseinandersetzung mit der Diktatur DDR produktiver geführt werden und wir Wessis können auch unseren Staat hinterfragen.

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Zum Hinterfragen
unseres Gemeinwesens brauche ich als Wessi Westdeutscher nicht unbedingt DDR-Museen mit Raum für Ambivalenzen.

Solche Ambivalenzen sind vielleicht schon vor dem Museumsbesuch greifbar - wie beispielsweise in Leipzig vor dem Stasi-Museum, wo Schilder auf der Ringstraße und vor dem Gebäude darauf hinweisen, dass dieser Bereich videoüberwacht wird. Da denkt man sich dann schon sein Teil, ohne dass mir einer kommen muss mit "es war ja nicht alles schlecht in der De-de-ör"...

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