Sonntag, 29. Juli 2012
Wachsamkeit
"Plötzlich sah ich einen Mann, der mir offensichtlich etwas zugerufen hatte. Vom Tonfall her ahnte ich, dass er sauer war. Ich stand auf und ging auf ihn zu, um zu hören, was er wollte.

'Sehen Sie nicht, dass Ihre Kinder die Blumen pflücken?!'

Ich sah wirkich zwei oder drei Kinder, die Blumen in einem Beet pflückten, das nicht weit von meiner Bank entfernt war, auf der ich gesessen hatte.

'Das sind nicht meine Kinder', sagte ich ihm. Mein Ton klang entschuldigend, was mich selbst überraschte. Daraufhin ging der Mann zu den Kindern und schimpfte sie aus. Sie waren verängstigt und ich sehe noch heute, wie sie davonrennen. Das ist etwas, was ich an Deutschen gut finde. [...] Diese Wachsamkeit ist ein der größten bürgerlichen Tugenden, die die meisten Deutschen besitzen."


Keine Satire, sondern ein Auszug aus: Sujata Ogale (2003), Mit anderen Augen - Deutschland und die Deutschen aus der Sicht einer Inderin, Pfalzfeld: Kontrast Verlag, S.90.

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Vorschlag ...
... und gerade, weil es keine Satire zu sein scheint:

"Nein, das sind nicht meine Kinder, na und? Aber wie wär´s wenn Sie selbst mal Blumen pflücken würden?"

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Man kann diese "Wachsamkeit" allerdings auch von einer positiven Seite aus sehen(auch wenn das Beispiel Blumen pflücken blöd ist): Nämlich insofern, als den Menschen nicht alles egal ist, was sie nicht unmittelbar betrifft. Wenn beispielsweise irgendwo ein Auto geknackt wird, rufe ich ja auch die Polizeit und denke nicht "Pff, nicht mein Problem, ist ja nicht mein Auto". Ich denke, unter anderem auch solche Situationen meinte die Autorin.

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