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Dienstag, 2. Januar 2007
Zwischenwelt
urmila, 22:50h
Acht Stunden Busfahrt. Eine Stunde Zeitumstellung. Sommer.
Acht Stunden Flug. Zwei Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Asiatisches Essen.
Dreizehn Stunden Flug. Sieben Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Deutsche Sprache.
Noch eine Stunde Flug. Herbst.
Wieder zu hause. Aber auch noch nicht ganz.
Irgendwie dazwischen.
Acht Stunden Flug. Zwei Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Asiatisches Essen.
Dreizehn Stunden Flug. Sieben Stunden Zeitumstellung. Flughafen. Deutsche Sprache.
Noch eine Stunde Flug. Herbst.
Wieder zu hause. Aber auch noch nicht ganz.
Irgendwie dazwischen.
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Donnerstag, 28. Dezember 2006
Armidale Folk Museum
urmila, 07:34h

Ich war heute im Armidaler Heimatmuseum. Das könnte auch in der englischen Provinz stehen. Teekannen und Tassen aus dem 19. Jahrhundert. Ein viktorianischer Salon, viktorianisches Schlafzimmer und eine viktorianische Küche. Das Schild über Schlangenbisse zeigt, dass wir nicht im Zentrum des Empires sind. Auch die Geschichte Armidales, die nur gut 150 Jahre zurückreicht. Damit fängt die Geschichte auch an.
Vorher scheint hier nichts zu sein. Aborigines kommen natürlich nicht vor. Es ist ja ein Folk Museum. Es gibt auch ein Aboriginal Cultural Centre in Armidale. Das muss ordentlich getrennt werden. Und dass die ersten 'weißen' KolonisatorInnen die vorherigen BewohnerInnen der Region ermordet, vertrieben, versklavt haben, muss natürlich auch nicht erwähnt werden. Es geht schließlich um 'weiße' Siedlergeschichte.
Mit der Museumswärterin unterhalte ich mich darüber. Sie versteht mich ansatzweise und meint, dass die 'Weißen' sich erst langsam damit auseinandersetzen.
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Mittwoch, 27. Dezember 2006
Seperatismus
urmila, 23:48h
Aus der schleswig-holsteinischen Provinz erreichte mich dieses mail:
"Die Dithmarscher üben sich übrigens grad als
Separatisten in Schleswig-Holstein. Die Landesregierung hat eine Kreisreform beschlossen, was bedeuten würde, dass sich Dithmarschen mit Steinburg und Pinneberg zusammentun müsste. Nun schlagen natürlich die Wogen der Entrüstung hoch... Wird alles rausgekramt an Freiheitswillen seit 1500 und Hemmingstedt.
Nun, was sach ich als DithmarscherIN dazu ??
Geschichte sollte man nicht so einseitig missbrauchen. Frauen durften anno 1500 auch nicht mitbestimmen und Anfang der 30er war Dithmarschen ganz vorn mit dabei was braune Suppe angeht. Die NSDAP hatte hier Wahlergebnisse, die nicht grad zum Vorzeigen waren. Auch wiederum aus heutiger Sicht betrachtet. Ich
kann damit jedenfalls grad nicht soooo viel anfangen. Jetzt wurden auch noch die Autofähnchen wieder rausgekramt. Statt schwarz-rot-gold wird nun allerdings der Dithmarscher Reiter spazieren gefahren."
"Die Dithmarscher üben sich übrigens grad als
Separatisten in Schleswig-Holstein. Die Landesregierung hat eine Kreisreform beschlossen, was bedeuten würde, dass sich Dithmarschen mit Steinburg und Pinneberg zusammentun müsste. Nun schlagen natürlich die Wogen der Entrüstung hoch... Wird alles rausgekramt an Freiheitswillen seit 1500 und Hemmingstedt.
Nun, was sach ich als DithmarscherIN dazu ??
Geschichte sollte man nicht so einseitig missbrauchen. Frauen durften anno 1500 auch nicht mitbestimmen und Anfang der 30er war Dithmarschen ganz vorn mit dabei was braune Suppe angeht. Die NSDAP hatte hier Wahlergebnisse, die nicht grad zum Vorzeigen waren. Auch wiederum aus heutiger Sicht betrachtet. Ich
kann damit jedenfalls grad nicht soooo viel anfangen. Jetzt wurden auch noch die Autofähnchen wieder rausgekramt. Statt schwarz-rot-gold wird nun allerdings der Dithmarscher Reiter spazieren gefahren."
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Dienstag, 26. Dezember 2006
Look out!
urmila, 12:06h

Apex Lookout, Armidale, NSW, Australien
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Divide Australia
urmila, 04:18h
"Pauline Hanson claims that 'Aboriginalism', or 'romantic primitivism', is part of the 'new class elites' agenda "to divide Australia, generate race hate and to ultimately break down Australian society"."
zitiert aus: R. Bohill (1997), "For the Record", in: B. Grant (Hsg.), Pauline Hanson - One Nation and Australian Politics, Armidale, 63.
Faszinierend wie die australische Politikerin Pauline Hanson hier 1997 die Machtverhältnisse umdreht. Ein 'weißes' Australien, dass die kolonialen Verbrechen negiert und bis heute weiter reproduziert, ist also die perfekte Gesellschaft, in der keine diskriminiert wird. Wie kann sie bloß auf die Idee kommen?
zitiert aus: R. Bohill (1997), "For the Record", in: B. Grant (Hsg.), Pauline Hanson - One Nation and Australian Politics, Armidale, 63.
Faszinierend wie die australische Politikerin Pauline Hanson hier 1997 die Machtverhältnisse umdreht. Ein 'weißes' Australien, dass die kolonialen Verbrechen negiert und bis heute weiter reproduziert, ist also die perfekte Gesellschaft, in der keine diskriminiert wird. Wie kann sie bloß auf die Idee kommen?
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Auf der ganzen Welt
urmila, 01:01h
"feiern die Menschen Weihnachten", behauptet tagesschau.de. Was für ein eurozentrischer Blödsinn. Klar, dass ChristInnen auf der ganzen Welt Weihnachten feiern. Klar auch, dass an vielen nicht-christlichen Orten 'Weihnachten' als kommerzialisiertes Fest präsent ist.
Aber feiern ist doch was anderes. Hier in meinem Wohnheim gibt es nichts weihnachtliches. All jene, die hier über die Feiertage sind, ignorieren das Fest. In Indien war ich zu Weihnachten auch schon. Dort gibt es ChristInnen die Weihnachten feiern, sicher auch einige Angebote für TouristInnen und etwas Ramsch und Kitsch. Aber für die meisten InderInnen spielt Weihnachten schlicht keine Rolle. Wenn ich mir meine chinesischen MitbewohnerInnen hier anschaue, scheint das gleiche für China zu gelten.
Man könnte natürlich auch sagen, dass die ganze Welt Ramadan feiert. Denn sicher findet man zum Ramadan in fast jedem Land eine Mulima, die feiert. Diwali wird sicher auch in vielen Ländern begangen. Aber das wäre natürlich niemals die ganze Welt.
Aber feiern ist doch was anderes. Hier in meinem Wohnheim gibt es nichts weihnachtliches. All jene, die hier über die Feiertage sind, ignorieren das Fest. In Indien war ich zu Weihnachten auch schon. Dort gibt es ChristInnen die Weihnachten feiern, sicher auch einige Angebote für TouristInnen und etwas Ramsch und Kitsch. Aber für die meisten InderInnen spielt Weihnachten schlicht keine Rolle. Wenn ich mir meine chinesischen MitbewohnerInnen hier anschaue, scheint das gleiche für China zu gelten.
Man könnte natürlich auch sagen, dass die ganze Welt Ramadan feiert. Denn sicher findet man zum Ramadan in fast jedem Land eine Mulima, die feiert. Diwali wird sicher auch in vielen Ländern begangen. Aber das wäre natürlich niemals die ganze Welt.
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Montag, 25. Dezember 2006
'Weiße' im Indernet
urmila, 03:01h
Das Indernet, über das ich forsche, ist im wesentlichen ein Raum der zweiten Generation. Es gibt aber auch viele 'weiße' NutzerInnen. Nicht immer fallen sie auf. Viele werden für 'InderInnen der zweiten Generation' gehalten, weil das halt die Norm in diesem virtuellen Raum ist.
Manche aber fallen auf, durch besonders 'weißes' Verhalten. Zum Beispiel, wenn sie darüber schwärmen, im Sari zu einer Bollywood-Show gegangen zu sein, oder darauf bestehen, dass es in Indien besondere Geschenke für Neugeborene gibt. Bei der Borderpolitics Konferenz habe ich meinen Vortrag über Partying in a Sari bzw. die Dilemma 'weißer' Präsenz in Räumen der zweiten Generation gehalten.
Heute nun war mal wieder ein Post einer 'weißen' Nutzerin im Indernet-Forum, der in bester orientalistischer Art und Weise rassistische Strukturen reproduziert hat: 'Wir' und 'ihr', 'Euer Heimatland', 'Rituale', 'Stamm', 'traditionell', etc. Da musste ich mal reagieren, habe Literaturtipps zu Rassismus gegeben. Die kamen nicht so gut an.
Ich bin gespannt, ob es weitere Kommentare geben wird. Bei dem langen und fordernden Post hätte ich ja vermutet, dass er im wesentlichen ignoriert wird. Aber dadurch, dass ich was geschrieben habe und die Posterin reagiert hat, kommen vielleicht noch andere Kommentare. Mal wieder was für teilnehmende Beobachtung.
Manche aber fallen auf, durch besonders 'weißes' Verhalten. Zum Beispiel, wenn sie darüber schwärmen, im Sari zu einer Bollywood-Show gegangen zu sein, oder darauf bestehen, dass es in Indien besondere Geschenke für Neugeborene gibt. Bei der Borderpolitics Konferenz habe ich meinen Vortrag über Partying in a Sari bzw. die Dilemma 'weißer' Präsenz in Räumen der zweiten Generation gehalten.
Heute nun war mal wieder ein Post einer 'weißen' Nutzerin im Indernet-Forum, der in bester orientalistischer Art und Weise rassistische Strukturen reproduziert hat: 'Wir' und 'ihr', 'Euer Heimatland', 'Rituale', 'Stamm', 'traditionell', etc. Da musste ich mal reagieren, habe Literaturtipps zu Rassismus gegeben. Die kamen nicht so gut an.
Ich bin gespannt, ob es weitere Kommentare geben wird. Bei dem langen und fordernden Post hätte ich ja vermutet, dass er im wesentlichen ignoriert wird. Aber dadurch, dass ich was geschrieben habe und die Posterin reagiert hat, kommen vielleicht noch andere Kommentare. Mal wieder was für teilnehmende Beobachtung.
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Sonntag, 24. Dezember 2006
Weihnachten in Australien
urmila, 14:51h

Wie denn Weihnachten in Australien so ist, werde ich gefragt. Antworten kann ich nicht wirklich. Den 24. Dezember habe ich im wesentlichen im Büro verbracht und da war ich in unserem Gebäude die einzige. Auch das Wohnheim ist weitgehend ausgestorben. Meine Einkäufe für die nächsten Tage habe ich vorsichtshalber gestern schon gemacht. Denn wie in Deutschland sind auch in Australien über die Weihnachtstage alle Geschäfte geschlossen. Im Gegensatz zu Deutschland haben die großen Supermärkte sonst auch an Sonntagen und bis spät in den Abend auf. Weihnachten ist also schon ein Ausnahmefall. Die Uni ist eine Woche geschlossen, es geht erst wieder am 2. Januar los. Und am Christmas Day, also dem 25.12. da gibt es das Christmas Dinner. Dazu bin auch ich eingeladen worden, aber ich habe die Einladung unhöflicherweise ausgeschlagen. Ich freue mich über die weihnachtsfreie Zeit. Insgesamt scheint es hier aber weniger weihnachtlich-angespannt zu sein als in Deutschland.

Das Wetter spielt dabei wohl eine große Rolle. Mitten im Sommer kommt einfach eine andere Stimmung auf und so wie ich es mitbekomme sind die Weihnachtsferien im wesentlich Sommerferien. An den Stränden ist dieser Tage wohl auch einiges los. Und ich habe hier im Wohnheim eine wahrlich stille Nacht, fast alle anderen sind ausgeflogen.
Nachtrag 25.12.06: Ach ja, und beim Weihnachtsessen geht es wohl britisch zu. Es gibt christmas crackers und so so Sachen. Beim Essen scheinen manche der britischen Vorlage zu folgen und andere dem sommerlichen Wetter mit Barbecues entgegen zu kommen.
In Armidale ist es heute bewölkt und kühl. Da ginge wohl sogar ein europäisches Weihnachtsessen.
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Freitag, 22. Dezember 2006
Mob
urmila, 09:25h
In der Wrangelstrasse war der 'Mob', genauer gesagt der 'muslimische Mob'. Der 'Mob' ist eine gefährliche Ansammlung von Menschen, die gewalttätig werden können. Auf den 'Mob' schauen wir herab. Durch und durch negativ besetzt.
Daher war ich sehr überrascht als bei der Borderpolitics Konferenz etliche agoriginal WissenschaftlerInnen ganz selbstverständlich von sich und anderen Aborignes als 'Mob' sprachen und in einer Diskussion auch vom 'muslimischen Mob', in einer ganz anderen Weise als die oben angegebene. Es waren liebevolle Bezeichnungen für eine Gruppe, die auf Gemeinsamkeiten beruht.
Dieser Unterschied in der Sprachnutzung hat mich fasziniert und so habe ich heute mal wieder meine Kollegen vom Englisch-Sprachzentrum gefragt. Der 'Engländer' hatte auch eher meine Assoziation bei Mob, das Oxford Dictionary auch, im australischen aber war die negative Bedeutung nicht die erste. Da kamen am Anfang tatsächlich neutralere Bedeutungen, auch die einer Gruppe von FreundInnen. Ein Verweis auf Aborigines gab es allerdings nicht. Der 'Engländer' meinte, er kenne ihn in dieser Bedeutung besonders von Aborigines. Der 'Australier' hatte das Gefühl, dass 'Mob' als Selbstbezeichnung positiv und als Fremdbezeichnung negativ ist. Viel weiter sind wir nicht gekommen.
Spannend wie Sprache unterschiedlich genutzt und interepretiert wird. Ich würde gerne wissen, wie Aborigines dazu gekommen sind, sich den Begriff 'mob' positiv anzueignen.
Daher war ich sehr überrascht als bei der Borderpolitics Konferenz etliche agoriginal WissenschaftlerInnen ganz selbstverständlich von sich und anderen Aborignes als 'Mob' sprachen und in einer Diskussion auch vom 'muslimischen Mob', in einer ganz anderen Weise als die oben angegebene. Es waren liebevolle Bezeichnungen für eine Gruppe, die auf Gemeinsamkeiten beruht.
Dieser Unterschied in der Sprachnutzung hat mich fasziniert und so habe ich heute mal wieder meine Kollegen vom Englisch-Sprachzentrum gefragt. Der 'Engländer' hatte auch eher meine Assoziation bei Mob, das Oxford Dictionary auch, im australischen aber war die negative Bedeutung nicht die erste. Da kamen am Anfang tatsächlich neutralere Bedeutungen, auch die einer Gruppe von FreundInnen. Ein Verweis auf Aborigines gab es allerdings nicht. Der 'Engländer' meinte, er kenne ihn in dieser Bedeutung besonders von Aborigines. Der 'Australier' hatte das Gefühl, dass 'Mob' als Selbstbezeichnung positiv und als Fremdbezeichnung negativ ist. Viel weiter sind wir nicht gekommen.
Spannend wie Sprache unterschiedlich genutzt und interepretiert wird. Ich würde gerne wissen, wie Aborigines dazu gekommen sind, sich den Begriff 'mob' positiv anzueignen.
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Institutionalisierter Rassismus
urmila, 03:54h
Die taz berlin berichtet mal wieder von einem Fall instutionellen Rassismus, bei dem sich jede Beteiligte hinter Regeln verstecken kann und der rassistisch Markierte darunter leiden muss.
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