Samstag, 27. April 2013
Barrieren
Die taz berichtet, dass einem Mitarbeiter des Zentrums für barrierefreies Studium an der Hochschule Lausitz in Senftenberg gekündigt wurde, weil er Misstände öffentlich gemacht hat. Mit dem Öffentlichmachen scheint er aber auch Erfolg gehabt zu haben:

" Karras musste sofort die Hochschule verlassen und erhielt auch noch Hausverbot. Begründung für die fristlose Kündigung: „Sie haben sich […] an die Öffentlichkeit gewandt und durch Behauptung falscher Tatsachen die Hochschule diskreditiert.“

Außerdem beseitigte die Hochschule Lausitz inzwischen die von Karras öffentlich kritisierten Missstände. Noch im November wurde die Stelle des Behindertenbeauftragten neu besetzt, das Immatrikulationsverbot für sehbehinderte Studenten im Studiengang Physiotherapie wurde aufgehoben und behinderte Studenten müssen nun nicht mehr extra eine Begutachtung vom Amtsarzt über sich ergehen lassen – die zudem auch noch mit hohen Kosten verbunden war."

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Dienstag, 15. Januar 2013
Body-Mass-Index
In der heutigen Print-taz (online finde ich den Artikel nicht) wird über den Lehrer Arne Ulbricht berichtet, der gegen seinen Beamtenstatus gekämpft hat und jetzt wieder Angestellter wird (mit weniger Gehalt). Diesen Schritt versteht Ulbricht auch als einen Akt der Solidarität mit Menschen, die nicht verbeamtet werden können (aus diversen Gründen).

Einer der Gründe, die gegen Verbeamtung sprechen, ist ein zu hoher Body-Mass-Index in der Gesundheitsprüfung. Ulbricht sagt dazu laut taz:

"Ich habe Kollegen, die nur deswegen nicht verbeamtet werden können, weil sie zu dick sind. Obwohl sie tolle Lehrer sind. ... Da hört für mich jedes Verständnis auf."

Ich habe auch eine Kollegin, die vor ihrer Gesundheitsprüfung sehr auf ihr Gewicht achtet, damit ihr die Verbeamtung nicht verwehrt wird.

Verstösst so eine Überprüfung nicht gegen dass AGG? Warum darf der Staat auf Grund (von angenommener) gesundheitlicher Beeinträchtigung ausgrenzen?

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Mittwoch, 14. Dezember 2011
Gebärdensprachler_innen, nicht Stumme
Im taz Montagsinterview spricht der Politiker Martin Zierold über die Barrieren für Gebärdensprachler_innen in Deutschland.

Dabei plädiert er auch für einen differenzierten Inklusionsbegriff:

"m Moment heißt es oft: "Eine Stadt für alle, Inklusion für alle". Auch bei den Grünen. Dann greife ich schon ein und sage: "Moment". Denn Inklusion für alle gibt es nicht. Bei den tauben Menschen geht es zum Beispiel um den Erhalt der Gebärdensprachkultur. Körperbehinderte haben wieder andere Ansprüche. Dem wird man nur gerecht, wenn man die Betroffenen beteiligt und nicht vom Schreibtisch aus Konzepte schreibt. "

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Sonntag, 1. Mai 2011
Strukturelle Ausgrenzung von Nicht-Norm-Gesunden
"Wegen des hohen Wiedererkrankungsrisikos lasse das Sächsische Beamtengesetz die Ernennung zur Wahlbeamtin auf fünf Jahre nicht zu, so die Begründung. " berichtet die taz über eine Professorin, die Krebs hatte. In dem Artikel wird skandalisiert, dass sie ihr Amt als Rektorin wegen dieser Begründung nicht antreten kann.

Ich würde einen Schritt weiter gehen und die Regelung grundsätzlich in Frage stellen: Warum darf der Staat Menschen, die nicht der Normgesundheit entsprechen (bzw. von denen das angenommen wird) , vom Beamt_innenstatus ausgrenzen?

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Freitag, 22. April 2011
Ausgrenzung Gehörloser
Die taz interviewt den gehörlosen Bankberater Robert Davis. Der erzählt, wie er seine abnehmende Hörfähigkeit lange versucht hat zu verbergen, da er sich schämte, und nach seinem Outing als Gehörloser seine 'Freunde' verlor.

"Das Leben als Gehörloser ist in Deutschland verdammt einsam, man wird immer wieder angestarrt und weggeschickt. Wenn ich in England oder den USA gebärde, wird damit ganz anders umgegangen. Auch in Schweden und in Finnland arbeiten viel mehr Gehörlosendolmetscher, und die Gebärdensprache ist dort als Amts- und Unterrichtssprache anerkannt. Aber hier werde ich ständig angestarrt, wenn ich gebärde. In Sachen Toleranz und Akzeptanz hinkt Deutschland noch weit hinterher."

Gut daß es Menschen wie ihn, Blogs wie meinaugenschmaus und andere Aktivist_innen gibt, die gegen die Ausgrenzung gehörloser Menschen in Deutschland arbeiten.

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Sonntag, 20. Juni 2010
Diskriminierung Kranker
Die taz berichtet über die erfolgreiche Klage einer Frau, der nach einer Krebserkrankung mit vorgeschobenen Argumenten gekündigt wurde.

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Donnerstag, 18. Juni 2009
Gut zu Fuß
Ein schönes Büro habe ich hier bekommen. Oben auf einem Berg. Direkt unterm Dach. Sagenhafter Ausblick über Tübingen. Wirklich schön - wenn frau gut zu Fuß ist. Den Berg rauf ist schon anstrengend. Ob es einen Bus gibt, weiss ich gar nicht. Und dann noch die ganzen Treppen. Einen Aufzug gibt es nicht.

treppe zu meinem büro

Gefragt hat mich vorher keine, ob das für mich ok ist. Und für mich ist es ja auch ok (bzw. ein Fitnessprogramm, das mir nicht schaden kann). Aber woher wussten die Organisator_innen das denn? Die Annahme ist wohl, dass Menschen, die nicht den Körpernormen entsprechen, weil sie z.B. nicht so gut zu Fuß sind, das von sich aus ansprechen. Machen sie vermutlich auch, weil sie wissen, dass die anderen nicht von sich aus so weit denken. Die Norm ist zu stark und unreflektiert.

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Mittwoch, 10. Dezember 2008
Der Bundestag und Spätabtreibungen
Wie die taz berichtet, hat der Bundestag über ein neues Gesetz über Spätabtreibungen debatiert. Dabei wird ein Konflikt zwischen "BehindertenpolitikerInnen und FrauenrechtlerInnen" (in der Printausgabe mit Binnen-I) provoziert. Ob es aber tatsächlich um den Schutz von Menschen mit anderer Befähigung geht, darf bezweifelt werden:

"Der Chef des Frauenärzteverbands in Rheinland-Pfalz, Werner Harlfinger, spricht von einer "Unverschämtheit" gegenüber GynäkologInnen und Schwangeren. ... Der Gynäkologe sieht den Handlungsbedarf woanders: "Ich sehe, wie behinderten Kindern von den Krankenkassen kaum eine Therapie bezahlt wird. Und wie Mütter vor Gericht um ihr Pflegegeld kämpfen müssen. Im Moment werden die Frauen geopfert, wenn sie ein behindertes Kind zur Welt bringen. Daran sollte die Union mal etwas ändern.""

Wichtiger als die Spätabtreibung zu regeln, wäre es wohl eine Gesellschaft zu schaffen, die Menschen, die von der Gesundheitsnorm abweichen, als gleichberechtigt wahrnimmt und ihnen gleiche Rechte gewährt. Der Kampf gegen die Spätabtreibung wirkt vor dem Hintergrund dieses Versäumnisses eher wie eine heteronormative Disziplinierung von Frauen.

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Donnerstag, 27. November 2008
Integration als Segregation
In der taz berichtet eine Mutter darüber, wie ihr Sohn unter der Überschrift 'Integration' von anderen Kindern segregiert wurde, da er nicht den Normvorstellungen zu Gesundheit entspricht.

Nachtrag 29.11.08: Noch ein Beispiel in der taz.

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