Montag, 4. Mai 2020
Radfahren, Abstand und Schimpfworte
Sauer werde ich am ehesten beim Radfahren. Wenn mir die Vorfahrt genommen wird, wenn zu eng überholt wird, wenn ich sonstwie gefährdet werde. Um meine Angst, meine Wut, meinen Ärger dann zu artikulieren, brülle ich schon einmal ein Schimpfwort den Agressor_innen (meist ohne _inn) hinterher oder zeige den Stinkefinger. Was anderes bleibt mir meist nicht über, um mich zu äußern. Für eine gepflegte Diskussion über Verkehrsmanieren ist meist nicht die Zeit und Gelegenheit.

Meine Erfahrung dabei ist, dass die meisten es nicht besonders schlimm finden, dass sie gerade meine Gesundheit gefährdet haben. Dass sie beleidigt worden, finden sie hingegen ziemlich schlimm und verlangen von mir Genugtuung.

Heute war es besonders krass: In ungefähr 30 cm Entfernung rast ein Radfahrer rechts an mir vorbei. Ich brüll ihm ein Schimpfwort hinterher. Er bleibt in 10 Meter Entfernung stehen und verlangt eine Entschuldigung. Ich begründe mein Schimpfwort mit fehlenden Abstand und rechts überholen. Ich fahre weiter und denke schon, es ist glimpflich ausgegangen. Dann stellt er mich, als ich die Haustür aufschliessen will. Stellt sich auf die andere Seite meines Rads, so ca. 80 cm von mir auf und brüllt mich an. Ich brüll ihn an, dass er 2 Meter Abstand halten soll. Dann reist er mein Baguette aus dem Einkaufskorb, schmeisst es auf die Straße und fährt davon.

Ja, ich weiss, dass Schimpfworte/Stinkefinger den Straftatsbestand der Beliedigung erfüllen. Gerne würde ich meine Gefährdung nicht so sanktionieren. Aber ich mag auch nicht alles einfach so einstecken und ruhig bleiben. In Zeiten von Corona werden solche Übergriffe noch beängstigender.

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