Samstag, 19. September 2015
Reproduktive Selbstbestimmung
Heute war mal wieder der fundamentalistische 'Marsch für das Leben' (so wie Gott es wollte bzw. so wie wir Euch erzählen, dass Gott es will) in Berlin und es gab auch wieder Gegendemonstrationen. Wir waren wie letzten Jahr bei der vom What the fuck-Bündnis dabei. Nach Ende der Demonstration haben wir uns auf dem Weg zum Marsch gemacht und traffen vor dem Reichstag auch tatsächlich auf ihn.

Gegen den Marsch für das Leben - Berlin 2015


Vor uns Tausende von schweigenden Kreuz- und andere Plakattragenden. Rund um uns viele Polizist_innen. Und in der Hand meiner Begleiterin ein Schild "Reproduktive Selbstbestimmung ist Menschenrecht". Viele der Protestierenden lasen es, wie viele es verstanden haben, weiss ich nicht (Wikipedia erklärt Reproduktive Gesundheit und Rechte).

Ab und zu kamen andere Gegendemonstrant_innen vorbei und auf einmal standen zwei junge Frauen vor uns und fragten, was reproduktive Selbstbestimmung denn bedeutet. Ich erklärte ihnen, dass es darum geht, dass Frauen selbst über ihre Sexualität und das Kinderkriegen bestimmen sollten. Das unsere Position nicht einfach sei, für Abtreibungen zu sein, sondern dass es komplexer sei und eben um Selbstbestimmung ginge. Sie fragten interessiert nach. Die eine meinte, dann sei sie wohl auch für reproduktive Selbstbestimmung.

Irgendwann wurde es klar, dass die beiden im Marsch für das Leben mit liefen, weil sie gegen Abtreibungen seien (und Christ_innen wie kurz darauf klar war). Sie erklärten uns, dass sie nicht verstehen würden, warum die Gegendemonstrationen so viel zu Homophobie machen würden, darum ginge es doch gar nicht. Wir versuchten zu erklären, dass es gut sein könne, dass einzelne Teilnehmende wie sie nicht homophob seien, dass aber die Organisierenden des Marsches es aber sehr wohl seien. Und das wir uns durch den Marsch bedroht fühlten. Auch hier hörten sie interessiert zu, fragten nach.

Schliesslich verabschiedeten sie sich, um zu ihren Mitdemonstrierenden zurück zu gehen. Es schien uns aber so, dass sie das tatsächlich mit einem breiteren Horizont taten.

Gut, dass wir diesmal ein Schild dabei hatten.

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