Montag, 10. November 2014
Gedenken an den Mauerfall
Der Mauerfall war für unsere Familie sehr wichtig. Wir hatten schon mit Mauer einen guten Kontakt, durch den Mauerfall aber konnte er noch viel enger werden. Ich bin also sehr dankbar, dass die Mauer gefallen ist. Auch wenn ich am 9.11.89 mit ganz anderen Dingen beschäftigt war (die Reichspogromnacht vergessend hatten wir eine AIESEC-Party organisiert).

Mit den Feierlichkeiten zum Mauerfall kann ich aber wenig anfangen. Die Mauer aus Licht war zwar im Dunkeln ganz nett anzusehen:

Lichter auf Bethaniendamm


Aber die ganze Inszenierung des Gedenkens, die nationale Geschichtsschreibung, dass so so tun als ob der Mauerfall für alle gleich bedeutend und eindrucksfall gewesen sei, nervt mich. Nicht alle waren am 9.11.89 dabei, nicht alle waren glücklich, nicht für alle hat sich die Situation verbessert. Eine differenzierte Geschichtsschreibung und Erinnern würde dem Ganzen gerechter werden.

Und das Steigen der Ballone heute abend, war sehr langweilig. Zumindest in der Nähe der Oberbaumbrücke. Um mich rum habe ich niemanden wahrgenommen, di_er besonders berührt war.

Spannend hingegen war die Veranstaltung mit Zeitzeugen bei uns im (ost-berliner) Kiez.

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Sonntag, 9. November 2014
Körperliche Gewalt
Ein Zeitungsausschnitt von vor zehn Tagen zeigt wie alltäglich auch körperliche Gewalt gegen schwarze Menschen nach wie vor ist:

Ausschnitt der taz mit mehreren Artikel über körperliche Angriffe auf schwarze Menschen in Deutschland.

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Donnerstag, 30. Oktober 2014
Antiziganismus in Italien
Michael Braun schreibt in der taz über den gesellschaftlich akzeptierten Antiziganismus in Italien. Anlass ist die Ankündigung eines linken Bürgermeisters, getrennte Buslinien für Roma einzuführen.

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Mittwoch, 29. Oktober 2014
Der Asylprotest als Sündenbock
Die taz berlin kritisiert, dass der Asylprotest medial als Ursache für die Haushaltssperre in Friedrichshain-Kreuzberg ausgeschlachtet wird. Dabei entwickelt sie vier Gegenargumente:
  1. Haushaltssperren gibt es auch in anderen Bezirken, darüber wird aber nicht (so viel) berichtet.
  2. Haushaltssperren gab es in den letzten fünf Jahren viermal in Friedrichshain-Kreuzberg. Sie gehören also zu den Standardinstrumenten der Bezirkspolitik.
  3. Nur ein Teil der Mehrausgaben wurde durch die Asylproteste verursacht. Die anderen Mehrkosten werden nicht so skandalisiert.
  4. Das Haushaltsloch in Friedrichhain-Kreuzberg ist verhältnismässig klein.
Spannend diese Aufzählung. Denn die mediale Erzählung ist sehr stark. Ich merke, dass sie mich auch stark beeinflusst hat. Und so den Asylprotest beschädigt.

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Samstag, 25. Oktober 2014
Sport und Frauensport
Die taz, dass der Vfl Bochum finanziell angeschlagen ist. Er hat 7,5 Millionen Euro Schulden. Er hat auch eine Männerfußballmannschaft in der zweiten Liga. Die will einen neuen Spieler. Und der kostet 150.000 Euro. Also muss Geld her.

Die Lösung in Bochum hiess: die Frauenabteilung schliessen. Die taz zititert:

"Finanzvorstand Wilken Engelbracht erklärte den Mitgliedern detailliert die schwierige Lage: „Wir sind ein Verein, der finanziell auf Kante genäht ist.“ 150.000 Euro koste die Frauenabteilung jährlich. Das sei im Profifußball nicht unbedingt viel Geld, aber für einen finanziell schlecht situierten Verein wie den VfL Bochum sei es schon eine stolze Summe. Besonders, wenn man bedenke, dass die Frauen so gut wie keine Einnahmen aus Zuschauerbeiträgen erzielten. "

Die gesamte Frauenabteilung (inklusive einem Team in der zweiten Liga) kostet also so viel wie ein Fußballmann. Eigentlich weniger denn laut taz bekommen die Frauen vom DFB 25.000 Euro jährlich. Das heisst, spart der VfL die Frauen ein, kann er sich immer noch keinen neuen Spieler leisten. Zudem hat der VfL in den letzten Jahren durch die Frauenabteilung das Stadion umgebaut:

"Das Ruhrstadion, das mittlerweile Rewirpowerstadion heißt, war einer der Austragungsorte der Frauen-WM 2011, und auch bei der U20-WM der Frauen 2010 kam es zum Einsatz, was für den Verein erhebliche Summen an finanzieller Unterstützung bedeutete, die in den Stadionumbau gesteckt wurden: Beispielsweise wurden eine neue Pressetribüne, ein erweiterter VIP-Bereich und eine neue Bestuhlung der VIP-Tribüne wurden auf DFB-Kosten erneuert. "

Der Vereinsvorstand ist aber der Meinung, die Frauenabteilung nicht weiter zu brauchen. Dagegen gab es Widerstand im Verein, der die Auflösung jetzt erstmal verhindert/ aufgeschoben hat.

Die Summen, um die es hier geht, zeigen eindeutig, wie unterschiedlich Frauen und Männer im Leistungssport entlohnt werden. Und wie wenig Wert den Männern der Frauensport ist.

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Dienstag, 21. Oktober 2014
Veranstaltung: InderKinder in Schöneberg
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe CrossKultur werde ich am Freitag, den 21.11. um 19 Uhr in der Verwaltungsbücherei des Rathaus Schöneberg über das Buch InderKinder sprechen. Auch wenn die Veranstaltung als Lesung angekündigt ist, wird es mehr ein Gespräch über das Buch sein mit dem Titel "Über das Anders-Gemacht-Werden am Beispiel von »InderKindern« in Deutschland". Ich werde darüber sprechen, was ich in dem Buch lese.

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Freitag, 17. Oktober 2014
Die Zweigeschlechtlichkeit und der Sport
Der Sport ist zweigeschlechtlich. Sport ist männlich. Und dann gibt es noch Sport für Frauen. Das ist Naturgesetz und muss so sein.

Dummerweise nur halten sich nicht alle Frauen an die klare Zweigeschlechtlichkeit. Manche sind zu schnell, zu stark für Frauen (z.B. Caster Semenya). Deswegen wird im Leistungssport überprüft, ob Frauen auch wirklich Frauen sind. Gerade hat das dazu geführt, dass, wie die taz berichtet, die indische Läuferin Dutee Chand von Wettbewerben ausgeschlossen. Ihr Testosteron-Wert entspricht nicht dem, den eine Frau noch haben darf. Chand dürfte wieder mitmachen, wenn sie sich ihren Testostornwert medizinisch senken lässt.

Die Athletinnen, die wie Semenya oder Chand sozial als Frauen leben, sollen auch biologisch zu Frauen gemacht werden (aufgrund von mehr oder weniger willkürlichen Merkmalen, gerade ist es der Testostoronspiegel). Sie sollen in das dichotome System eingepasst werden.

Damit sie keine ungerechten Vorteile haben. So wie auch Menschen, die bestimmte Hilfsmittel für den Sport brauchen (wie Prothesen) keine unfairen Vorteile haben sollen. Interessant ist, welche Abweichungen von der Norm zu Ausschluss führen und welche nicht. Welche Glück für die Sportler_in sind und welche Pech.

Die Frage ist, wie lässt sich zweigeschlechtlicher Sport rechtfertigen, wenn die Menschen nicht zweigeschlechtlich sind?

Die abweichenden Männer sind übrigens kein Problem. Denn sie werden als schwächer als die richtigen Männer angesehen und sind daher keine Gefahr in den Wettbewerben. Da muss Fairness nicht hergestellt werden.

PS: Der taz-Autor scheint so seine Schwierigkeiten mit dem Thema zu haben. Irgendwie kommt im Artikel durch, dass Chand halt einen unfairen Vorteil hat und der Sport natürlich darauf reagieren muss. Auch sprachlich stellen Sportlerinnen eine Herausforderung für den Autoren dar, so schreibt er von "Fälle von weiblichen Leistungssportlern". Oder will er mit dieser Mischung von weiblicher Zuschreibung und generischem Maskulinum auf die Brüchigkeit der Zweigschlechtlichkeit hinweisen?

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